Folgen der US-Immobilienkrise:Ackermann auffallend selbstkritisch

Ungewöhnliche Töne von Josef Ackermann: Der sonst vor Selbstbewusstsein strotzende Deutsche-Bank-Chef arbeitet die Verwicklung deutscher Institute in die US-Immobilienkrise auf und zeigt sich dabei außergewöhnlich selbstkritisch.

Die wochenlangen Turbulenzen an den Finanzmärkten gehen auch an der Deutschen Bank nicht spurlos vorüber. Zwar sei die größte deutsche Bank auch mit Blick auf den August mit der Entwicklung ihrer "stabilen Geschäftsfelder zufrieden", sagte Vorstandschef Josef Ackermann am Dienstag in Frankfurt.

"Gleichwohl kann es nicht überraschen, dass die Marktturbulenzen im Monat August auch die Deutsche Bank beeinträchtigt haben." Inzwischen zeichne sich eine Stabilisierung der Märkte ab, die Erholung werde aber noch eine Weile brauchen.

Ackermann mahnte die Kreditinstitute zu mehr Risikobewusstsein. "Beim Versuch, die Profitabilität zu erhöhen, haben manche eine ganz einfache Regel vergessen: Dass höhere Rendite auch höhere Risiken birgt."

Schieflagen

In Deutschland waren im Strudel der US-Immobilienkrise die Mittelstandsbank IKB und die Sachsen LB in Schieflage geraten. Nun sei in der Branche "ein bisschen Selbstkritik" angebracht, sagte Ackermann - dabei schließe er auch die Deutsche Bank mit ein.

Für Deutschlands größte Bank sei er aber weiterhin optimistisch: "Wir sind sehr zuversichtlich, dass unser Geschäftsmodell und das Risikomanagement hervorragend sind."

Die Deutsche Bank sei keinem Risiko einer weiteren Verschlechterung bei zweitklassigen US-Hypothekenkrediten (subprime) ausgesetzt. Aktuell sei die Bank mit 32 Milliarden Euro in Zweckgesellschaften (conduits) engagiert.

Bessere Infos für Gläubiger angemahnt

Die Kreditzusagen bei der Finanzierung von Übernahmen durch Private-Equity-Gesellschaften (Leveraged Finance) beliefen sich auf 29 Milliarden Euro. "Banken müssen ihre Gläubiger über ihre eigenen Risikopositionen besser informieren", forderte Ackermann.

Zudem müssten Banken und Aufsichtsbehörden enger zusammenarbeiten, um Risiken transparenter zu machen. Auch die Kräfte in der deutschen Bankenbranche sollten nach seiner Ansicht gebündelt werden: "Man muss nicht über Fusionen sprechen, es gibt auch Möglichkeiten der Kooperation."

Ackermann betonte: "Gerade in Deutschland haben wir einen sehr hohen Anteil an relativ kleinen Banken in einem fragmentierten Markt. Das ist sicher der Grund, warum wir hier mehr Schwierigkeiten haben."

Lob für schnelle Hilfe

In den Fällen von IKB und Sachsen LB lobte Ackermann das schnelle gemeinsame Handeln aller Beteiligten. Die IKB war mit Hilfe einer Milliardenspritze von einem Bankenpool gerettet worden.

Die wegen der US-Hypothekenkrise in Schieflage geratene Sächsische Landesbank war in einer Blitzaktion an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verkauft worden.

Damit sei der deutsche Markt "vor größten Problemen bewahrt" worden, sagte Ackermann. Auch die Zentralbanken hätten mit den zusätzlichen Milliarden, die sie dem Markt zur Verfügung stellten, zur Beruhigung der Lage beigetragen.

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