Folgen der Finanzkrise:Citigroup erwägt Rückzug aus Deutschland

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Die krisengeschüttelte US-Großbank Citigroup will offenbar ihr Deutschland-Geschäft aufspalten oder verkaufen.

Der neue Bankchef Vikram Pandit prüfe im Zusammenhang mit dem Umbau des Geldhauses verschiedene Optionen für die auf Privatkunden fokussierte deutsche Citibank, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Finanzkreisen.

So werde ein Verkauf des Ratenkreditgeschäfts erwogen, das stark unter dem harten Wettbewerb leidet und den weitaus größten Teil des Deutschlands-Geschäfts ausmacht. "Wenn der Preis stimmt, könnte die Citibank (in Deutschland) verkauft werden", sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person.

6800 Mitarbeiter müssen bangen

Ein Sprecher der Citigroup lehnte einen Kommentar ab. Hinweise zur Zukunft der deutschen Tochter mit ihren 6800 Mitarbeitern könnte es am kommenden Freitag geben, wenn die Citigroup die Zahlen für das abgelaufene Quartal präsentiert.

Pandit hatte Ende März bereits erste Schritte des Konzernumbaus bekanntgegeben. So soll das Privatkundengeschäft in eine weltweite Konsumentenkredit- und eine Kreditkartensparte neuorganisiert werden. Zudem schafft der Konzern neue regionale Einheiten.

Die größte US-Bank gehört zu den Instituten, die am stärksten von der weltweiten Finanzkrise betroffen sind. Allein im vierten Quartal fiel ein Verlust von knapp zehn Milliarden Dollar an. Das Deutschland-Geschäft mit seinen 3,2 Millionen Kunden steuerte 2006 zum Vorsteuerergebnis des Konzerns rund drei Prozent bei. Die deutsche Citibank ist auch das Kernstück des Privatkundengeschäfts in Europa.

Für 2007 hat die Citibank noch keine Zahlen veröffentlicht. In den ersten sechs Monaten bekam das mehr als 80 Jahre alte Geldhaus mit Sitz in Düsseldorf den vor allem über den Preis ausgetragenen Wettbewerb um Privatkunden empfindlich zu spüren.

Der Gewinn brach um 17 Prozent auf 264 Millionen Euro ein.

Zahlreiche Banken locken mit kostenlosen Girokonten und oft fast zinslosen Darlehen. Das treibt zwar möglicherweise die Erträge, drückt aber auf die Margen.

In einem Mitarbeiterbrief hatte der frühere Chef des europäischen Privatkundengeschäfts, George Awad, im März noch Spekulationen über einen Verkauf der Citibank zurückgewiesen.

Künftig ist mit William Mills aber ein neuer Mann für die Region Westeuropa zuständig. Awads Brief schließe einen Verkauf zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus, hieß es in den Kreisen. Das Deutschland-Geschäft wird bereits seit gut vier Monaten von Interims-Chef Franz-Josef Nick geleitet. Ein endgültiger Nachfolger für die ehemalige Chefin Sue Harnett wird noch gesucht. Sie war Ende 2007 nach New York befördert worden.

Mit einigen potenziellen Interessenten habe es in der Vergangenheit bereits Kontakte gegeben, hieß es in den Kreisen.

In den europäischen Markt für Ratenkreditgeber ist seit einiger Zeit Bewegung gekommen. Erst vor wenigen Tagen hatte die spanische Großbank Santander das deutsche Konsumentenkreditgeschäft der Royal Bank of Scotland erworben. Zudem übernimmt sie die deutsche und österreichische Finanzsparte des US-Mischkonzerns General Electric.

Das Geschäft mit Ratenkrediten etwa zur Finanzierung von Autos oder Fernsehern spielt für die Citibank in Deutschland die mit Abstand größte Rolle. Hier sieht sich das Institut mit einem Anteil von knapp sieben Prozent als Marktführer. Daneben bietet die Citibank noch Kreditkarten und Vermögensberatung an.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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