Fitch: Bonitätswarnung für Japan:Schuldensünder in der Katastrophe

Für Japan kommt es immer dicker: Die Ratingagentur Fitch hat die künftige Kreditwürdigkeit des Landes angezweifelt. Gründe sind die gewaltige Schuldenlast Nippons und die Folgen des verheerenden Erdbebens.

Fitch senkte den Ausblick für die langfristige Beurteilung von "stabil" auf "negativ", wie die Ratingagentur mitteilte. Die Bonität Japans werde allerdings weiterhin mit der Note "AA" bewertet.

A woman reacts as she looks around a devastated area by March 11th's earthquake and tsunami in Natori

Eine Frau macht sich ein Bild von den verheerenden Zerstörungen des der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Natori. Nach Berechnungen der Ratingagentur Standard & Poor's kommen auf Japan nach dem verheerenden Erdbeben vom 11. März gewaltige Wiederaufbaukosten von bis zu 50 Billionen Yen (über 400 Milliarden Euro) zu.

(Foto: REUTERS)

Die Finanzmärkte zeigten sich wenig überrascht: Der japanische Yen reagierte kaum auf die Meldung. Die Staatsverschuldung Japans habe Ende 2010 bei 210 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gelegen, hieß es in der Stellungnahme. Das sei der mit Abstand höchste Wert aller Länder, die von der Agentur Fitch bewertet werden.

Japan müsse "eine stärkere Konsolidierungsstrategie bei den öffentlichen Haushalten durchführen", forderte ein Fitch-Experte. Dies sei notwendig, um die öffentlichen Haushalte für die Herausforderung einer immer älter werdenden Gesellschaft in Japan zu wappnen.

Im April hatte bereits die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ihren langfristigen Ausblick für Japan gesenkt und damit eine weitere Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes in Aussicht gestellt.

Gewaltige Wiederaufbaukosten

Berechnungen von S&P zufolge kommen auf Japan nach dem verheerenden Erdbeben vom 11. März gewaltige Wiederaufbaukosten von bis zu 50 Billionen Yen (über 400 Milliarden Euro) zu. Zuvor hatte S&P mit einem Warnschuss zur Kreditwürdigkeit der USA Schockwellen an den Märkten ausgelöst. Außerdem stellte die Agentur kürzlich die Bonität Italiens infrage.

Fitch urteilte allerdings, dass Japan eine Ausnahme in der Riege der hoch verschuldeten Industrienationen darstelle. So verfüge das Land über die zweitgrößten Devisenreserven der Welt.

Außerdem habe Japan im Gegensatz zu vielen anderen hoch verschuldeten Ländern in den vergangenen Jahren vor allem bei Gläubigern im eigenen Land Geld geliehen. Schließlich sei die Staatsverschuldung Japans auf vergleichsweise viele Gläubiger verteilt.

Das Land kämpfe derzeit mit den Folgen der verheerenden Erdbebenkatastrophe, begründete auch Fitch. Zwar werde der Wiederaufbau im Norden Japans das Wirtschaftswachstum in diesem und im nächsten Jahr zusätzlich antreiben.

Fukushima "ein bedeutendes Risiko"

Allerdings könnten auch Verzögerungen beim Wiederaufbau dazu führen, dass japanische Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern. Zudem seien die bisher noch unbekannten Kosten der Nuklearkatastrophe in Fukushima "ein bedeutendes Risiko" für die öffentlichen Finanzen des Landes.

Ferner machen sich die Experten von Fitch Sorgen um die sinkende Sparquote Japans in den vergangenen Jahren. Nach Einschätzung der Fitch-Experten steht diese Entwicklung in einem engem Zusammenhang mit der fortschreitenden Überalterung der japanischen Gesellschaft.

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