Finanzloch Dubai:Die große Luftnummer

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Baustelle Dubai: Weil in dem Emirat etliche Bauprojekte auf Eis liegen, drohen deutschen Anlegern Millionenverluste.

Alexander Mühlauer

Es fing damit an, dass drei Sportler, allesamt sehr erfolgreich und sehr beliebt, ihren guten Namen verkauften. Vor gut zwei Jahren unterschrieben Boris Becker, Michael Schumacher und Niki Lauda einen Vertrag mit der deutschen Fondsgesellschaft Alternative Capital Invest (ACI). Die wollte in Dubai einen Hochhauskomplex bauen. Und um dieses Vorhaben auch hierzulande vermarkten zu können, heuerten die Gütersloher Fondsgründer die Tennislegende Becker und die ehemaligen Formel-1-Weltmeister Lauda und Schumacher als Werbeträger an.

Dubai: Auf der größten Baustelle der Welt herrscht bei vielen Projekten inzwischen ein Baustopp. (Foto: Foto: Reuters)

Nun, im Krisenjahr 2009, ist dort, wo die "Niki Lauda Twin Towers", der "Boris Becker Business Tower" und die "Michael Schumacher Business Avenue" einmal entstehen sollten, ein tiefes Loch, weiter nichts.

In Dubai liegen die ehrgeizigen Bauprojekte auf Eis. Schon richtig, die Krise auf dem Immobilienmarkt trifft nicht nur ACI. Bei etwa zwei Dritteln aller Bauprojekte im Emirat am Persischen Golf herrscht nach Expertenschätzungen Baustopp.

"Nichts anderes als ein Schneeballsystem"

Das alles ist so weit verständlich und durchaus nachvollziehbar, wären da nicht die vielen deutschen Anleger, die darauf warten, ihr Geld zurückzubekommen. Gelockt von hohen Renditen und Steuerersparnissen steckten Investoren Millionen in geschlossene Immobilienfonds, die in Bürotürme und Hotels investieren.

Geschlossene Fonds sind keine Wertpapiere, sondern langfristige Beteiligungen an einer Unternehmung. Dem Anleger gehört ein Stück einer Immobilie. Eine solche Beteiligung ist sehr risikoreich, Anleger müssen im schlimmsten Fall mit dem Verlust all ihrer Einlagen rechnen.

So weit ist es bei den Dubai-Fonds von ACI noch nicht. Trotzdem müssen Anleger um ihr Geld bangen. "Es erhärtet sich der Verdacht, dass den "Traumrenditen" von ACI nichts anderes als ein Schneeballsystem zu Grunde liegt", sagt Anlegeranwalt Jens-Peter Gieschen. Das Gebaren der Fondsgesellschaft entpuppe sich immer mehr als große Luftnummer. "Die finanzielle Krise in Dubai wird die Krise bei ACI verschärfen", meint Gieschen.

Bereits im April bekamen die betroffenen Anleger Post aus Gütersloh, wo das Unternehmen seinen Hauptsitz hat - Betreff: "Verzögerung der Ausschüttungen". Vor fünf Jahren legte ACI den ersten Fonds auf, mittlerweile wurde die siebte Beteiligungsgesellschaft gegründet und am Markt platziert.

Mehr als 8000 Anleger sind laut ACI beteiligt. Allein die Fonds II. bis V. investierten etwa 300 Millionen Euro in Immobilienprojekte des Emirats am Persischen Golf. Ursprünglich sollten diese Fonds schon zum 31. Dezember 2008 aufgelöst werden. Dem sei nun nicht mehr so, wie die Anleger in dem Schreiben erfuhren. ACI teilte mit, "dass sich die Ausschüttungen bzw. Rückzahlungen Ihres Kapitals verzögern werden". Ein definitiver Ausschüttungstermin könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht genannt werden.

Nur ein paar leere Versprechen

Fast ein halbes Jahr später sieht es immer noch nicht besser aus. Im September fand eine Informationsveranstaltung für die verunsicherten Anleger statt. Außer ein paar leeren Versprechen gebe es nichts Neues, sagt ein betroffener Investor. Die Anleger sollten, so Rechtsanwalt Gieschen, auf eine außerordentliche Gesellschafterversammlung drängen - und zwar in Deutschland.

© SZ vom 27.11.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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