Finanzkrise:US-Etatdefizit durchbricht Billionen-Barriere

Obwohl das amerikanische Haushaltsjahr noch mehr als zwei Monate läuft, übersteigt das Budgetdefizit schon jetzt den Rekordwert von einer Billion Dollar.

Astronomische Verschuldung: Das US-Haushaltsdefizit ist auf einen Rekordwert von über einer Billion Dollar gestiegen. Wie das Finanzministerium in Washington mitteilte, lag das Defizit im vergangenen Monat bei 94,3 Milliarden Dollar (67,5 Milliarden Euro). Seit Beginn des Haushaltsjahres im Oktober hat sich damit ein Fehlbetrag von fast 1,1 Billionen Dollar angehäuft.

Finanzkrise: Das alte Siegel des US-Finanzministeriums als Plakette am Treasury Building in Washington, DC: Der Schuldenberg steigt unaufhörlich.

Das alte Siegel des US-Finanzministeriums als Plakette am Treasury Building in Washington, DC: Der Schuldenberg steigt unaufhörlich.

(Foto: Foto: AFP)

Das riesige Loch wird vor allem auf die Wirtschaftskrise und die Rettungspakte für Banken und Industrie zurückgeführt. Weitere Gründe sind gesunkene Steuereinnahmen und die Kosten für die Kriege im Irak und in Afghanistan.

Bis zum Ende des Haushaltsjahres könnte das Defizit nach Berechnungen des US-Finanzministerium sogar auf 1,84 Billionen Dollar ansteigen.

Teurer Zinsdienst

Insgesamt sind die USA nun mit 11,5 Billionen Dollar verschuldet. Allein für die Zinszahlungen musste das Land im vergangenen Jahr 452 Milliarden Dollar ausgeben. Das ist der viertgrößte Posten im Bundeshaushalt nach den staatlich unterstützten Krankenversicherungssystemen Medicare und Medicaid sowie nach den Ausgaben für soziale Sicherheit und Rüstung.

Unterdessen äußert sich US-Finanzminister Timothy Geithner zuversichtlich, dass die Wirtschaftskrise bald überwunden werden könne. Die Maßnahmen gegen die globale Krise begännen zu greifen.

Die Wucht der weltweiten Rezession lasse nach, sagte Geithner bei einem Besuch der Handelskammer in Dschidda in Saudi-Arabien.

Die Weltwirtschaft stehe jedoch immer noch vor größeren Herausforderungen. Es werde aber noch eine "beachtliche Zeit" brauchen, die Weltwirtschaft wieder zurück auf den Pfad eines nachhaltigen Wachstums zu bringen.

Geithner: "Erholung spürbar"

Eine Erholung hänge vor allem von der Stabilisierung des US-Finanzsystems ab, sagte Geithner. "Ohne die Wiederherstellung der Institutionen und Märkte, die für die Kreditversorgung entscheidend sind, ist keine Erholung möglich."

Durch die Bedeutung des Dollars im internationalen Finanzsystem und der US-Wirtschaft für das globale konjunkturelle Umfeld trügen die USA eine besondere Verantwortung.

In den USA sei bereits eine gewisse Erholung von Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen spürbar. Auch auf den Kreditmärkten verbessere sich die Lage. "Diese Fortschritte sind substanzieller und schneller gekommen, als dies viele von uns erwartet haben, als wir die Programme im Dezember und Januar anlegten", sagte Geithner.

Das auf zwei Jahre ausgelegte 787 Milliarden Dollar schwere US-Konjunkturprogramm werde seine größte Wirkung in den kommenden sechs Monaten entfalten. Sobald die Erholung eingesetzt habe, würden die USA die außergewöhnlichen Maßnahmen zurücknehmen und das Haushaltsdefizit wieder in den Griff bekommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: