Finanzkrise: Unruhe an der Wall Street:Scheitert die Rettung von Bear Stearns?

Die Großbank JP Morgan will mehr für das angeschlagene Institut Bear Stearns zahlen - angeblich sogar das Fünffache. Doch die US-Notenbank, ohne die es den Deal gar nicht gegeben hätte, ist skeptisch. Sie fürchtet eine Debatte um Verschwendung öffentlicher Gelder für größenwahnsinnige Wall-Street-Banker. Das Geschäft kann scheitern.

Alles schien klar, die Rettung einer einst angesehenen Investmentbank der Wall Street in trockenen Tüchern, ein Wirtschaftskollaps noch einmal abgewendet - doch nun gibt es neue Probleme rund um den Kauf von Bear Stearns durch die Großbank JP Morgan Chase.

Finanzkrise: Unruhe an der Wall Street: Fed-Chef Bernanke

Fed-Chef Bernanke

(Foto: Foto: AFP)

Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt wurde nämlich in Manhattan auch nach dem vor gut einer Woche verkündeten Deal weiterverhandelt. Am Sonntagabend redeten die beiden Banken wieder intensiv - mit dem Ergebnis, dass JP Morgan nun nach einer Bericht der New York Times offenbar zehn US-Dollar für eine Aktie von Bear Stearns zahlen will. Das ist das Fünffache des ursprünglich aufgerufenen Preises von zwei US-Dollar.

Damit würde JP Morgan mehr als eine Milliarde US-Dollar zahlen. Das wäre immer noch viel weniger als der Börsenwert von Bear Stearns noch vor kurzer Zeit ausmachte - aber eben doch weitaus mehr, als jüngst vereinbart worden war.

An dem Deal beteiligt war die US-Notenbank ("Fed"), die 30 Milliarden US-Dollar Kredit gewähren will - mit der Sicherheit der Aktien von Bear Stearns, jener in eine akute Schieflage manövrierten Bank. Die Mitarbeiter von Bear Stearns, die an ihrem Unternehmen beteiligt sind, haben allen Anschein nach auf eine Verbesserung der Konditionen gedrängt. Das verbesserte Angebot soll Anteilseigner überzeugen, die bisher Widerstand gegen das Geschäft angekündigt hatten.

Der neue Preis aber macht wohl den Verantwortlichen der Fed große Sorgen. Sie fürchten eine öffentliche Diskussion, dass mit Steuergeld die Risiken im Finanzgeschäft abgefedert, Verluste sozialisiert und drastische Managerfehler mit Subventionen ausgebügelt werden. Nach Angaben aus Bankkreisen hat die Fed den Käufer JP Morgen angewiesen, nicht mehr als zwei Dollar für eine Aktie des gescheiterten Finanzinstituts zu zahlen.

So ist nun mit einem Preis von zehn Dollar pro Aktie alles möglich - sogar, dass der Not-Deal von der Wall Street verschoben wird oder ganz scheitert. Das würde die derzeitige Finanzkrise noch verschärfen.

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