Finanzkrise und kein Ende:"Es kann noch schlimmer kommen"

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Die Kreditkrise ist noch nicht ausgestanden. Die US-Investmentbank Merrill Lynch braucht offenbar dringend neues Kapital - und verscherbelt dafür sogar ihr Tafelsilber.

Eine Entwarnung ist nicht in Sicht, die Finanzkrise nimmt den US-Banken noch immer die Luft zum Atmen. Die neueste Horrornachricht kommt von der US-Investmentbank Merrill Lynch. Nach Angaben von informierten Kreisen muss die Bank im Zuge der Kreditkrise voraussichtlich weitere fünf bis sechs Milliarden Dollar abschreiben - und ist daher verzweifelt auf der Suche nach neuem Kapital.

Merrill-Lynch-Filiale in New York: Hungrig nach Kapital. (Foto: Foto: AFP)

Offenbar erwägt Merrill Lynch deshalb den Verkauf von Anteilen am Finanzdatendienstleister Bloomberg sowie dem Vermögensverwalter BlackRock. Das Volumen eines Verkaufs werde von den erwarteten Abschreibungen und Verlusten im zweiten Quartal abhängen, hieß es weiter.

Einem Zeitungsbericht zufolge liegt Merrill bereits ein Kaufangebot über 4,5 bis fünf Milliarden Dollar für den Bloomberg-Anteil vor. Ein Treuhand-Fonds des New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg sei zur Zahlung dieser Summe für die 20-prozentige Beteiligung bereit, meldete die New York Post unter Berufung auf Kreise. Der Anteil an BlackRock wird auf mindestens zehn Milliarden Dollar taxiert.

Situation kann sich noch verschlechtern

Auch auf andere Banken könnte noch so manche böse Überraschung warten. Jamie Dimon, der Chef der US-Investmentbank JPMorgan schaut besorgt in die Zukunft und warnt vor einer Verschärfung der Kreditkrise. Zwar habe die Branche einige Probleme in den Griff bekommen, sagte Dimon vor Kreditversicherern. Die Marktbedingungen könnten sich aber noch einmal verschlechtern. "Ich glaube, wir stehen vor einigen sehr ernsthaften Fragen", sagte er. "Es kann noch schlimmer kommen."

Auf lange Sicht beschrieb er die Aussichten der US-Volkswirtschaft als glänzend. Kurzfristig müsse aber noch mit einigen Prüfungen gerechnet werden. Privatkundeninstitute, Regionalbanken und der Arbeitsmarkt für den durchschnittlich ausgebildeten Amerikaner würden voraussichtlich als nächste unter Druck kommen, sagte Dimon.

Im März hatte die US-Notenbank Fed JPMorgan bei der Übernahme der von der Kreditkrise schwer angeschlagenen Konkurrentin Bear Stearns geholfen. Sie stellte 29 Milliarden Dollar als Übergangskredit bereit.

© sueddeutsche.de/Reuters/tob/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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