Finanzkrise:Herbe Verluste bei Bankwerten

Hässliche Gerüchte im Finanzsektor bringen die Aktien mehrerer Banken an der Börse unter Druck. Die Commerzbank-Papiere fallen mehr als zehn Prozent.

Während sich am Dienstag der Dax nur leicht im Minus bewegte, rutschten die Banken erneut ab. Die Aktien der Commerzbank brachen in Frankfurt bis zum Mittag um fast 13 Prozent ein, für die Deutsche Bank ging es zuletzt fast zwölf Prozent in den Keller.

Die Titel der Hypo Real Estate (HRE) fielen nach den massiven Einbrüchen in den Vortagen zeitweise um weitere 10,64 Prozent auf 4,20 Euro.

"Es gibt diverse Gerüchte, die die Panik im Sektor anheizen. So soll die Deutsche Bank eine neue Kapitalerhöhung planen, in Großbritannien soll die Royal Bank of Scotland (RBS) verstaatlicht werden und angeblich stecken HBOS, Lloyds TSB Group und Barclays in Liquiditätsschwierigkeiten", sagten Händler am Dienstag.

Barclays dementiert

Damit geriete das gesamte europäische Bankensystem ins Wanken. Kreisen zufolge wurde das Gerücht um eine Kapitalerhöhung der Deutschen Bank als "Unsinn" bezeichnet.

An der Londoner Börse stürzte die Aktie der Royal Bank of Scotland (RBS) kurzzeitig um 39 Prozent ab. Zudem gehörten die Großbanken Lloyds TSB (minus 20 Prozent) und HBOS (minus 18) am Vormittag zu den größten Verlierern. Bereits am Vortag war RBS mit einem Minus von 20 Prozent am stärksten von dem Einbruch betroffen.

Die britische Barclays dementierte umgehend einen Medienbericht über ein Hilfegesuch an das britische Finanzministerium. "Wir haben kein Kapital von der britischen Regierung gefordert", sagte ein Sprecher am Dienstag und reagierte damit auf einen Bericht des britischen Fernsehsenders BBC.

Danach hätten neben Barclays auch die Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds TSB Group der britischen Regierung signalisiert, dass sie schneller Geld von der Regierung benötigen könnten als zunächst erwartet.

Die RBS lehnte einen Kommentar bei einem Investorentreffen ab. Lloyds äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.

Die BBC hatte auf ihrer Internetseite unter Berufung auf Bankenkreisen berichtet, dass die Vertreter der drei Institute bei einem Treffen mit dem britischen Finanzminister Alistair Darling am Vorabend enttäuscht darüber gewesen seien, dass dieser keinen vollkommen ausgearbeiteten Rettungsplan für die Banken vorgelegt hat.

Auf dem Papier brauche zwar keine der drei Banken dringend zusätzliches Kapital. Allerdings seien sie besorgt darüber, durch das Misstrauen der Investoren deutlich geschwächt zu werden und wollten deshalb ihre Bilanz stärken.

Die drei Banken sehen laut BBC ihren Kapitalbedarf bei jeweils 15 Milliarden Pfund (rund 19 Milliarden Euro). Davon sollte die Hälfte sofort zur Verfügung gestellt werden, die andere Hälfte sollte wenn notwendig vom Finanzministerium garantiert werden.

Dem Bericht zufolge wird der Kapitalbedarf aller britischen Banken auf rund 50 Milliarden Pfund (64,62 Milliarden Euro) geschätzt. Bislang habe es allerdings noch keine detaillierten Verhandlungen über die Summe an Staatsgeldern gegeben, die in die Banken investiert werden soll.

In der Schweiz konnten die Titel der Großbank UBS nach den heftigen Vortagesverlusten wieder leicht zulegen.

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