Finanzkrise:Atempäuschen für Irland

Irland - das zweite Griechenland? Erst vor wenigen Tagen schürte ein irischer Politiker solche Ängste. Immerhin: Noch leihen Anleger Irland Geld, aber sie fordern satte Zitterprämien. Das Misstrauen bleibt.

Erleichterung in Irland, aber auch in den anderen Staaten der Euro-Zone: Das hochverschuldete Land hat sich erfolgreich 1,5 Milliarden Euro geliehen. Zuvor war unklar, inwieweit Investoren die Anleihen des Landes überhaupt noch kaufen wollten.

Irländische Euromünze

Irland - im Bild die Rückseite der Ein-Euro-Münze - bereitet den anderen Euro-Staaten derzeit große Sorgen.

(Foto: dpa)

Doch die Anleihen waren mehrfach überzeichnet, die Nachfrage war also größer als das Angebot. Allerdings muss die Regierung in Dublin dafür deutlich höhere Zinsen zahlen als noch vor wenigen Monaten: Für das Papier mit Frist bis 2018 stieg die Rendite um etwa einen Prozentpunkt auf 6,023 Prozent, bei der vierjährigen Anleihe lag der Anstieg sogar bei mehr als anderthalb Prozentpunkten. Es ist für Irland also erheblich teurer geworden, Kredit am Finanzmarkt aufzunehmen.

Bei den Anleihen Irlands gab es zuletzt deutliche Risikoaufschläge, nachdem es Spekulationen gegeben hatte, das Land könne Geld aus dem Stabilitätsfonds von EU und IWF benötigen. Irland steht wegen der hohen Kosten für die Rettung der heimischen Banken unter Druck und wird im laufenden Jahr wohl ein Rekorddefizit melden - manche Experten befürchten gar ein Defizit von 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Die EU bestreitet bislang vehement, dass Irland demnächst finanzielle Hilfe von außen benötigen könnte. EU-Währungskommissar Olli Rehn gab sich zuversichtlich, dass das Land seine Schuldenprobleme alleine lösen könne.

"Ich bin zuversichtlich, dass Irland die Sanierung seiner Finanzen und die notwendige Restrukturierung seines Banken- und Finanzsektors vollenden kann", sagte Rehn. Ähnlich optimistisch äußerte sich der Geschäftsführer des Euro-Krisenfonds, Klaus Regling: "Ich rechne nicht damit, dass der Ernstfall eintritt und wir Kredite aufnehmen und weitergeben müssen", sagte er. Der Fonds war im Frühjahr unter dem Eindruck der griechischen Schuldenkrise eingerichtet worden.

In der vergangenen Woche hatte an den Finanzmärkten ein Artikel des Irish Independent für Furore gesorgt: Angeblich habe ein ranghoher Politiker eine Umstrukturierung von Anleihen der Anglo Irish Bank in Erwägung gezogen. Dies wäre brisant, da das Institut dem Staat gehört. Anleger hätten eine solche Umstrukturierung als Hinweis darauf gedeutet, dass dem Staat das Geld zur Rettung der Bank fehlen würde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: