Finanzinstitute:Gutes Geld für Bad Banker

Die Hypo Real Estate ist ein Milliardengrab gewesen. Nun soll ein Institut namens FMSW die Altlasten abbauen. Das führt zu kuriosen Mitarbeiterwechseln zwischen den Banken.

Markus Zydra und Martin Hesse

Es gibt viele neue Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, aber selten hat man nach dem Jobwechsel den pikanten Auftrag, die schlimmen Fehler des alten Arbeitgebers, nun ja, auszubügeln. Genau so ist es aber bei der Hypo Real Estate (HRE). Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben sechs Mitarbeiter das vom Steuerzahler gerettete Institut kürzlich verlassen, um stattdessen bei der Bad Bank der HRE anzuheuern, die FMS Wertmanagement (FMSW). Sie sind, wie die SZ aus Finanzkreisen erfuhr, mit einem ordentlichen Gehaltsaufschlag abgeworben worden.

Finanzinstitute: Und einen Bonus obendrauf gibt's für alle Mitarbeiter, die von der HRE zur Bad Bank FMSW wechseln.

Und einen Bonus obendrauf gibt's für alle Mitarbeiter, die von der HRE zur Bad Bank FMSW wechseln.

(Foto: Getty Images/Stock Illustration)

Bei der Bad Bank lagern Risikopapiere der HRE von 173 Milliarden Euro. Die neu angeworbenen Experten sollen den 41 anderen Kollegen helfen, die Verluste für den Steuerzahler aus den katastrophalen Geschäften des heute unter dem Namen Deutsche Pfandbriefbank firmierenden Instituts so gering wie möglich zu halten.

Die Truppe versucht das zurückzudrehen, was bei der HRE übertrieben wurde - durch den Verkauf der Wertpapiere. Das ist schwer, denn der Wert von 173 Milliarden Euro steht nur auf dem Papier. Um diese riskanten Anlagen woanders unterzubringen, müssen bei Investoren viele Klinken geputzt werden, von Preisnachlässen nicht zu reden.

Die Personalie zeigt, wie schwierig es ist, Experten für eine wichtige, aber undankbare Aufgabe zu finden. Der Staat hat die HRE mit zehn Milliarden Euro Kapital und Garantien von zwischenzeitlich 142 Milliarden Euro gerettet. Wie viele Milliarden der Steuerzahler am Ende tatsächlich berappen muss, hängt auch davon ab, ob die Bad Bank ordentlich arbeitet. Doch wer will da schon hin?

"Wenn Personalberater ein Jobangebot für eine Bad Bank anbieten, dann zucken viele der möglichen Kandidaten natürlich", sagt Thomas E. Schüller, Geschäftsführer der Personal- und Unternehmensberatung MJConsult. Einerseits müssten sie da den ganzen Tag nur ausmisten, zum anderen sei es im Vergleich zu den Kreditabteilungen von Good Banks zumeist geringer bezahlt.

"Deshalb wechseln Kandidaten von HRE oder WestLB direkt in die Bad Bank und erhalten dafür - oft mangels besserer Kandidaten - sogar einen Gehaltszuschlag", sagt Schüller. Die sechs HRE-Mitarbeiter sollen Finanzkreisen zufolge rund 50 Prozent mehr verdienen als vorher. Der zuständige Finanzmarktstabilisierungsfonds Soffin, über den der Bund die HRE verstaatlicht hat, wollte die Angelegenheit aber nicht kommentieren. Gehaltszuschläge bei Skandal- und Abwicklungsbanken sind ein Politikum.

Anders als bei der HRE ist von der WestLB kaum ein Mitarbeiter in die Bad Bank mit dem Namen Erste Allgemeine Abwicklungsanstalt (EAA) gewechselt. Nur drei von derzeit 40 Mitarbeitern kommen aus der Landesbank, einer von ihnen ist Co-Chef Matthias Wargers. Ende 2011 sollen sechs von dann 51 Mitarbeitern aus der WestLB kommen. Bei der EAA heißt es, die Mitarbeiter würden dort ähnlich vergütet wie in der WestLB, allerdings bekämen sie ein höheres Fixgehalt und keinen Bonus.

Sowieso für die Bad Bank tätig

Leute, die von außen zur EAA geholt wurden, sollen meist etwas mehr als in ihrem alten Job bekommen haben. Wargers hatte im Herbst argumentiert, viele Banker fänden einen Job in der EAA attraktiv, weil sie dort nicht in den gewohnten Hierarchien einer Großbank arbeiteten und viel Eigenverantwortung trügen. In Bankenkreisen gilt ein Job bei der EAA für WestLB-Mitarbeiter angesichts der drohenden Zerschlagung der Landesbank als relativ attraktiv. "Viele wollen von der WestLB nur noch weg", heißt es. Immerhin biete die EAA vorerst einen sicheren Job.

Viele Mitarbeiter bei der WestLB wie auch bei der HRE arbeiten ohnehin auch für die jeweilige Bad Bank. Weil deren Kapazitäten klein sind, übernehmen die Mutterbanken weitgehend das Management der Wertpapierbestände in der Bad Bank. Die Mitarbeiter in der EAA und der FMSW treffen die Entscheidungen, sind für Controlling und ähnliches zuständig. In Bankenkreisen heißt es, auch in der HRE sei manch einer verstimmt, dass in der FMSW mehr gezahlt werde als in der Pfandbriefbank, obwohl in beiden Fällen der Eigentümer der Bund sei.

Erst im Herbst gab es Streit, weil die HRE an 1400 Manager einen Gesamtbonus von 20 Millionen Euro zahlte. Kaum jemand bezweifelte, dass die Ausgliederung der HRE-Risikopapiere eine komplexe Aufgabe war, dennoch musste sich die Bundesregierung rechtfertigen. Gute Leistung bei einem Pleite-Institut gilt vielerorts als Widerspruch in sich. Offenbar hatten Mitarbeiter der HRE mit Klagen gedroht, weil in ihren Arbeitsverträgen Sonderzahlungen vereinbart waren.

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