Finanzinstitute:Chinesen greifen nach Dresdner Bank

Die China Development Bank ist offenbar an einer Übernahme der Allianz-Tochter Dresdner Bank interessiert.

Thomas Fromm

Als Anfang des Jahres dem chinesischen Staatsfonds "China Investment Corporation" (CIC) Interesse an der Allianz-Tochter Dresdner Bank nachgesagt wurde, war die Aufregung hierzulande groß.

Finanzinstitute: undefined
(Foto: Foto: AP)

Nach kurzer Zeit dementierte der Staatsfonds - und das Thema China und Dresdner Bank war beerdigt.

Seit Dienstag ist es wieder auf der Agenda. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, die China Development Bank (CDB) habe diesmal einen Blick in die Bücher der Dresdner Bank gewagt und sei schwer an einer Übernahme der Frankfurter interessiert.

Das strategische Ziel: Mit Hilfe der Dresdner wolle man in Deutschland und Europa stärker Fuß fassen. Da bislang keiner der Beteiligten dementiert hat, scheint etwas an der Sache dran zu sein.

"Ich würde nicht ausschließen, dass eine chinesische Bank bei der Dresdner zum Zuge kommen kann", meint Analyst Konrad Becker von Merck Finck.

"Vorausgesetzt, der Preis stimmt und die Allianz kann die Dresdner weiterhin als interessanten Vertriebskanal nutzen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass Allianz-Chef Michael Diekmann ein Problem damit hätte."

Eine Frage des Preises

Für die Allianz-Führung, die ihre Tochter rasch verkaufen will, geht es Experten zufolge weniger um nationale Befindlichkeiten als um einen guten Preis.

Daher wären die Chinesen von ihrem Ziel noch ein großes Stück entfernt: Für die Dresdner interessieren sich auch noch andere - allen voran die Commerzbank und die spanische Banco Santander.

Außerdem müsste die staatliche CDB für ihren Übernahmeplan noch die Zusage der chinesischen Regierung einholen. Als sicher gilt dies keineswegs: Als CDB, die über ausreichend liquide Mittel verfügt, kürzlich ihren Anteil an der Bank Barclays aufstocken wollte, wurde dies von Chinas Regierung untersagt.

Anfangs hatte CDB offenbar nur Interesse am Kauf der Tochter Dresdner Kleinwort signalisiert, die im vergangenen Jahr Abschreibungen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro infolge der Finanzkrise vornehmen musste.

Nun, berichten Kreise, hätten die Chinesen möglicherweise das gesamte Dresdner-Geschäft mit mehr als 1000 Filialen und 6,3 Millionen Privatkunden auf ihrem Einkaufszettel.

Allerdings könnte die Allianz als Verkäufer die Folgen eines solchen Verkaufs fürchten. "Möglich, dass die Allianz hier Imageprobleme bekommen könnte", meint Analyst Becker. "Aber die Kunden würden schnell merken, dass sich für sie im Grunde nichts ändert. Es wäre also nicht von langer Dauer."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: