Finanzierung:Ohne Wartezeit ins Eigenheim

Sparen und tilgen - Sofortfinanzierung mit der Bausparkasse

Das Haus im Grünen: Schönes Ziel, aber nicht für jeden erreichbar.

(Foto: Andrea Warnecke/dpa)

Bausparkassen bieten ihren Kunden eine Sofortfinanzierung an. Dabei wird ein Kredit gewährt und gleichzeitig in einen Sparvertrag eingezahlt. Das Modell hat aber seine Tücken.

Von Sandra Ketterer/dpa

Die Werbung klingt verlockend: Der Immobilienkäufer erhält sofort einen Kredit, muss erst einmal nur sehr niedrige Zinsen zahlen und einen Bausparvertrag bedienen. Die Zinsen sind für viele Jahre festgeschrieben, die Raten für den parallel abgeschlossenen Bausparvertrag überschaubar. Aber Bauspar-Sofortfinanzierungen sind oft teurer.

Für Immobilienkäufer gibt es drei Modelle. In der ersten Variante erhält der Kunde ein Darlehen von einer Bausparkasse, zahlt zunächst nur die Zinsen und parallel in einen Bausparvertrag ein. Ist dieser zuteilungsreif, wird damit das Darlehen teilweise getilgt. Die Restsumme wird im Anschluss wie ein normales Bauspardarlehen getilgt.

In den ersten Jahren sind Sondertilgungen meist nicht möglich - ein Nachteil

Bei Modell zwei nimmt man ein höheres Darlehen als benötigt auf: "Wenn ich zum Beispiel 200 000 Euro brauche, leihe ich mir 300 000 Euro und zahle die übrigen 100 000 Euro in den Bausparvertrag ein", sagt Achim Tiffe, Rechtsanwalt aus Hamburg. Auch hier müsse der Kunde zusätzlich monatlich ansparen.

Variante drei besteht aus einem Darlehen und mehreren Bausparverträgen zur Tilgung. "Die Sparverträge werden alle zu Beginn abgeschlossen, aber um mehrere Jahre versetzt bespart und zuteilungsreif", erklärt Jörg Sahr, Immobilienexperte von der Stiftung Warentest in Berlin. Mögliche Pluspunkte können niedrige, gleichbleibende Raten und über lange Zeit festgeschriebene Zinsen sein. Die erste Variante könne für den Verbraucher sinnvoll sein, wenn der Sparvertrag zu dem Zeitpunkt zuteilungsreif sei, an dem die Zinsbindung für das Darlehen ende, erklärt Sahr. Wenn die Konditionen für das Darlehen günstig seien, könnten sie sogar die schlechte Verzinsung für den Bausparvertrag ausgleichen. "Es kommt immer auf den Einzelfall an", sagt Sahr.

Aber es gibt auch Nachteile. Erstes Problem: Wenn der Sparvertrag zuteilungsreif ist, dann ist damit nicht notwendigerweise das komplette Darlehen abbezahlt, sondern nur ein kleiner Teil. Es könne also noch viele Jahre dauern, bis der Kredit vollständig abgezahlt sei, sagt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. "Das kann ein Fass ohne Boden werden."

Gravierend in den ersten Jahren der Laufzeit ist laut Hentschel, dass Sondertilgungen meist nicht möglich sind. Auch wenn jemand den Vertrag vorzeitig beenden wolle oder müsse, werde es sehr teuer. "Ich zahle immer auf die maximale Schuldsumme die Vorfälligkeitsentschädigung, weil das Darlehen erst am Ende getilgt wird und nicht schon während der ersten Jahre der Laufzeit", sagt Hentschel. Auch die Zinslast werde anhand der vollen Summe berechnet.

Rechtsanwalt Tiffe stimmt dem zu. "Die Kunden unterschätzen die Veränderung ihrer Lebenssituation in der ersten Darlehensphase." Diese laufe im Durchschnitt zehn Jahre, und währenddessen komme es bei vielen Paaren zur Trennung, auch Todesfälle seien möglich. "Man zahlt für einen Bausparvertrag immer ein Bearbeitungsentgeld", sagt Tiffe. Das könnten bei hohen Darlehen 2000 bis 3000 Euro sein. Diese Kosten würden vor Abschluss eines Vertrages aber oft verschleiert.

In den meisten Fällen, erläutert Tiffe, sei ein traditionelles Darlehen sinnvoller. "Wenn man einen Kredit will, schließt man keinen Sparvertrag ab", gibt er zu bedenken. Sahr ist da gelassener: "Noch vor zehn Jahren hätte ich gesagt, Finger weg von der Bauspar-Sofortfinanzierung." In der derzeitigen Niedrigzinsphase könnten einige Kombiprodukte der Bausparkassen aber mithalten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: