Mit Mildtätigkeit hat Pekings neue Liebe zu Hellas nichts zu tun. Griechische Reeder sollen mit chinesischem Geld möglichst viele chinesische Containerschiffe kaufen, die später möglichst viele chinesische Waren über griechische Häfen (in chinesischem Staatsbesitz) nach Europa bringen sollen.
Damit die Griechen diese Güter auch erwerben können, stützt Peking ihren Staat mit dem Kauf von Anleihen. Für China ist diese Investition in das alte Europa genauso konsequent wie sein Engagement in den rohstoffreichen Ländern Afrikas.
An Griechenland gefällt den Herrschern aus Peking, dass das Land ein Tor nach Europa ist. Auch die Griechen wissen, was sie an Piräus haben und beschwören gern die strategische Bedeutung des mythischen Hafens vor Athen. Nur hat der griechische Staat in seine Infrastruktur lange Zeit viel zu wenig investiert, und nun ist das Land so klamm, dass jeder Nothelfer, und sei er aus dem fernen Peking oder den Golfstaaten, in Athen hochwillkommen ist.
Der chinesische Staat verfügt über gigantische Währungsreserven. Viele chinesische Unternehmen haben dank Börsengängen zudem Kapital angesammelt. Peking investiert in kanadische Ölsand- Produzenten und Gasgiganten. Solches Engagement ist von Europa so weit entfernt wie die chinesische Bodenschatzsuche auf dem Schwarzen Kontinent.
Griechenland aber ist Europa, und Chinas Regierungschef Wen Jiabao nutzte seinen Auftritt unter der Akropolis auch dazu, den Europäern zu sagen, dass sein Land nicht nur den Griechen unter die Arme greifen könne, sondern auch anderen EU-Nationen. So wird Europas Schwäche zu Chinas Stärke - und Athen dürfte erst der Anfang sein.