Finanzen:Lehrjahre sind Versicherungsjahre

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Haftpflicht, Altersvorsorge, Berufsunfähigkeit: Mit ihrem kleinen Gehalt müssen sich Auszubildende auch um ihre Absicherung kümmern. Ein Überblick über die Versicherungen für Lehrlinge.

Manuel Heckel

Irgendwann in der Berufsschule tauchte das Thema Versicherungen auf. Michael Horn, 20, versucht sich zu erinnern, wann das war. "Ich habe mich fast nie darum gekümmert", sagt der angehende Groß- und Außenhandelskaufmann. Horn ist im dritten Lehrjahr bei der Firma Georg Jos. Kaes, die in Bayern rund 40 Bau- und Supermärkte betreibt. Mit dem ersten Gehalt kommt aber auf Auszubildende einiges an Verantwortung zu - egal, in welchem Alter die Ausbildung beginnt. Und weil die Lehrlinge selbst im zweiten Lehrjahr durchschnittlich nur 470 Euro zur Verfügung haben, lohnt sich ein genauer Blick, welche Ausgaben notwendig sind.

Wer als Lehrling anfängt, muss sich auch Gedanken über eigene Versicherungen machen. (Foto: dpa)

Sobald ein Auszubildender mehr als 400 Euro pro Monat verdient, muss er sich selbst krankenversichern. Dann kann er sich entweder als eigenständiges Mitglied in der Krankenversicherung der Eltern versichern - oder sich eine neue Kasse suchen. Dabei ist vor allem auf einen Punkt zu achten, raten Experten der Stiftung Warentest: Man sollte möglichst eine Versicherung wählen, die keinen Zusatzbeitrag erhebt.

Wer mit dem Azubi-Lohn auf einen Urlaub spart, sollte zusätzlich an eine Auslandsreisekrankenversicherung denken. Die kommt für den Rücktransport nach Deutschland auf, wenn der erste bezahlte Urlaub im Krankenhaus endet. Angebote gibt es bereits ab etwa zehn Euro pro Jahr.

Komplizierter wird es bei der Wahl einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Die springt ein, wenn man nach einem Unfall oder einer Krankheit nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann. Dieser Schutz verkleinert die Lücke zwischen der staatlichen Erwerbsunfähigkeitsrente und dem letzten Gehalt. "Der Schutz ist sehr wichtig, aber ich muss ihn mir teuer erkaufen", sagt Anne Antes von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Die Angebote hätten sich zwar in den letzten Jahren verbessert, die Prämie liege aber immer noch um 50 Euro pro Monat, ergänzt Meunier.

Michael Horn hat sich dennoch dafür entschieden. "Es kann immer mal was passieren und dann sitzt man da." Gemeinsam mit einem Bekannten, der Versicherungsvertreter ist, hat er die Police beantragt. "Der hat mir das genau erklärt, da fühlte ich mich sicher." So eine sorgfältige Prüfung empfehlen die Experten: "In der Erklärung sollte man lieber einen Schnupfen mehr angeben als eine Erkrankung zu wenig", sagt Antes. Ansonsten drohe der Verlust der Ansprüche, wenn es ernst wird.

Eine Hausratsversicherung sei dagegen meist nicht notwendig, sagt Verbraucherschützerin Antes. Selbst wenn die erste eigene Wohnung bezogen wird, lohnt sich der Schutz für die meist günstig eingekauften Möbel nicht. "Ich muss auch mal bereit sein, ein gewisses Risiko zu tragen", sagt Antes. Erst wenn höherwertige Möbel oder Elektrogeräte angeschafft werden, muss man über die Versicherung nachdenken. "Wenn ich mir Werte schaffe, kann dieser Schutz sinnvoll sein", sagt Antes. Wer noch bei seinen Eltern wohnt, profitiert ohnehin vom Schutz ihrer Police.

Das eingesparte Geld kann besser für die Altersversorgung genutzt werden. "Ein langer Weg mit vielen kleinen Schritten ist sinnvoll", erklärt Antes. Günstig sind die verschiedenen Wege der Riester-Förderung, bei der der Auszubildende pro Jahr 154 Euro vom Staat dazubekommt. Selbst zahlen muss der Lehrling dabei nur wenige Euro pro Monat - abhängig von der Höhe des Gehalts. Der Arbeitgeber von Azubi Horn hat gemeinsam mit der Sparkasse vor Ort ein Angebot für seine Mitarbeiter aufgelegt. "Auch im Falle einer Arbeitslosigkeit ist das Geld sicher", sagt Antes. Das so angesparte Kapital ist schließlich gesetzlich geschützt.

Michael Horn musste sich um eine Haftpflichtversicherung vorerst nicht kümmern. Während der ersten Ausbildung profitiert Horn wie alle jungen Erwachsenen von der Police der Eltern - wenn diese versichert sind. Sobald das Ende der Ausbildung näher rückt, empfehlen Verbraucherschützer dringend einen eigenen Abschluss: "Das ist die wichtigste Versicherung", sagt Anne Antes.

Bei Marino Weiß, der für die Ausbildung von Horn und 500 anderen jungen Menschen in elf Berufen im Unternehmen verantwortlich ist, klingelt noch für einige Wochen immer wieder das Telefon. Besonders zu Beginn des Ausbildungsjahre erkundigen sich besorgte Eltern von neuen Lehrlingen nach dem richtigen Schutz. "Ein paar Hinweise geben wir gerne", sagt Weiß. Alles weitere liegt in der Verantwortung der Azubis. Michael Horn bleibt erstmal noch ein knappes Jahr Zeit, bis er sich wieder mit dem ungeliebten Thema auseinandersetzen muss.

© SZ vom 21.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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