Finanzen kompakt:Zahltag für die Banken

Finanzminister Schäuble präsentiert den Banken die Rechnung für die Finanzkrise - per Sondersteuer. Außerdem: Bank of America geht nach China und Credit Suisse auf Deutschland zu.

Die Bundesregierung will bereits im kommenden Monat eine Sonderabgabe für Banken beschließen. Eine solche Regelung solle noch im April verabschiedet werden, um die Branche an den Kosten der Finanzkrise zu beteiligen, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) der Bild-Zeitung.

Der Minister forderte zudem international geltende Finanzmarktregeln. Dazu gehörten "umfassende Kontrolle, mehr Transparenz und die Möglichkeit, auch große Banken geordnet Pleite gehen zu lassen".

Neue Regeln dürften jedoch auch nicht "die Freiheit und den Wettbewerb der Märkte ersticken, weil das die Wirtschaft lähmt", warnte Schäuble.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte eine pauschale Abgabe der Banken in Höhe von 0,1 Prozent ihrer Bilanzsumme gefordert.

Credit Suisse gibt sich versöhnlich im Steuerstreit

Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat der Bundesregierung einen Kompromiss im Streit über steuerflüchtige Deutsche vorgeschlagen. "Man könnte eine einmalige pauschale Abgeltungssteuer auf die in der Schweiz angelegten Vermögen erheben", sagte der Chef des Private Banking von Credit Suisse, Walter Berchtold, dem Handelsblatt.

Der Schritt könne zwar als Ungerechtigkeit wahrgenommen werden, würde dem deutschen Staat aber helfen, mehr Geld einzunehmen, sagte Berchtold. "In kürzester Zeit könnten so alle Vermögen in der Schweiz erfasst werden."

Eine Flucht von vermögenden Kunden erwartet der Bankenmanager deshalb nicht. "Für Credit Suisse wird es vielleicht kurzfristig zu Abflüssen kommen. Langfristig bin ich enorm zuversichtlich, weil unser Geschäft nicht auf unversteuerte Gelder angewiesen ist." Das Geldhaus werde aber künftig bei den Kunden nicht aktiv nachfragen, ob Gelder versteuert seien. "Unsere rechtliche und moralische Verpflichtung beschränkt sich darauf, Kunden nicht aktiv bei der Hinterziehung von Steuern zu unterstützen."

Schätzungen zufolge haben Deutsche rund 200 Milliarden Euro am Fiskus vorbei in die Schweiz gebracht. In jüngster Zeit waren den Behörden in mehreren Bundesländern insgesamt drei Datensätze mit Hinweisen auf Steuersünder angeboten worden. Die Bundesregierung fordert von mehreren europäischen Staaten mehr Zusammenarbeit bei der Verfolgung von Steuerhinterziehung.

Ein Streitpunkt - unter anderem mit Liechtenstein - ist dabei der Umgang mit Vermögen, das bereits seit Jahren bei den ausländischen Banken angelegt ist.

Bank of America drängt nach China

Die Bank of America will einem Pressebericht zufolge in China expandieren. Dabei wolle die größte US-Bank vermutlich eher auf das Firmen- als auf das Privatkundengeschäft setzen, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf Firmenkreise.

Die regulatorischen Möglichkeiten würden derzeit geprüft. Bislang liegt die Bank of America in China deutlich hinter vielen Konkurrenten.

Postbank streicht Boni

Postbank streicht Boni

Nach der heftigen Kritik an Sonderboni für Postbank-Vorstände müssen die Top-Manager für 2009 auf alle Prämien verzichten. Dadurch schrumpft die Gesamtvergütung der neun Vorstände um drei Viertel auf 4,2 Millionen Euro (Vorjahr: 16,2 Millionen Euro), wie das Institut mitteilte.

Die Banker hatten für 2008 einen satten Sonderbonus erhalten, um sie nach dem Einstieg der Deutschen Bank zum Bleiben zu bewegen. Da die Bank zugleich einen Verlust von fast einer Milliarde Euro erzielte, stießen die Zahlungen auf öffentliches Missfallen. Der inzwischen abgelöste Bankchef Wolfgang Klein schlug daraufhin vor, 2009 für nur einen Euro zu arbeiten: Nun erhielt er 450.000 Euro und eine Abfindung von 2,94 Millionen Euro.

Für das vergangene Jahr gab es nun weder Sonderboni noch andere erfolgsabhängige Gehaltskomponenten. Denn auch 2009 musste die größte deutsche Privatkundenbank noch mit roten Zahlen kämpfen, erst im laufenden Jahr soll das anders werden. Zugleich plant das Institut bis 2012 den Abbau jeder zehnten Stelle. Der seit Mitte 2009 amtierende Bankchef Stefan Jütte erhielt gut 715.000 Euro.

Wie auch andere Geldhäuser weltweit musste die Postbank nach der Finanzkrise auf Kritik an überzogenen Banker-Boni reagieren und ihre Vergütungsstruktur anpassen. Künftig werden nur noch maximal 40 Prozent der Jahresprämien bei Erreichen der Ziele ausgezahlt. Der Rest fließt den Bankern erst zu, wenn der Erfolg auch drei Jahre danach noch anhält.

Kommt es in diesem Zeitraum dagegen zu negativen Entwicklungen, werden die Boni wieder zusammengestrichen. Die Ausrichtung der Prämien an kurzfristigen Zielen gilt als eine Ursache für die Finanzkrise.

UBS-Manager freuen sich über großzügige Sondervergütungen

Bei der Schweizer Großbank UBS hat der Co-Chef der Investmentsparte trotz eines Milliardenverlustes 2009 konzernweit am meisten verdient. Der seit April 2009 zusammen mit Alexander Wilmot-Sitwell amtierende Carsten Kengeter erhielt zu seinem Basislohn von rund 670.000 Franken einen Bonus von rund 12,5 Millionen Franken (rund 8,5 Millionen Euro), wie aus dem UBS-Geschäftsbericht hervorgeht.

Unter der Leitung Kengeters und Wilmot-Sitwells schaffte die Investmentbank im vierten Quartal 2009 wieder einen Vorsteuergewinn von knapp 300 Millionen Franken. Der Spartenverlust für das ganze Jahr sank auf gut sechs Milliarden Franken von 34 Milliarden Franken im Jahr 2008.

Kengeters Lohn besteht zum größten Teil aus Aktien und Optionen, die für drei bis fünf Jahre gesperrt sind. Der Manager, der im Dezember 2008 von Goldman Sachs zur UBS gewechselt war, verdiente etwas weniger als sein Kollege bei Europas größtem Geldhaus HSBC, der 9,8 Millionen Pfund (rund 10,1 Millionen Euro) Prämie erhält.

Konzernchef Oswald Grübel, der die UBS seit Februar 2009 leitet, verzichtete angesichts des Jahresverlust von 2,74 Milliarden Franken auf einen Bonus. Er erhielt bei seinem Amtsantritt aber vier Millionen Optionen auf UBS-Aktien im Marktwert von rund 13 Millionen Franken. Die Optionen wurden Grübel als Ersatz für Credit-Suisse-Aktien zugesprochen, die ihm als ehemaligem Chef der zweiten Schweizer Großbank gestaffelt zugestanden hätten.

Die Optionen tragen einen Ausübungspreis von 10,10 Franken. Heute ist die UBS-Aktie gut 16 Franken wert. Die ganze 13-köpfige UBS-Konzernleitung erhielt rund 56 Millionen Franken Bonus und zwölf Millionen Franken Basislohn. 2008, als die Bank mit rund 21 Milliarden Franken den höchsten Verlust ihrer Geschichte geschrieben hatte, hatte die Konzernleitung auf einen Bonus verzichten müssen.

Insgesamt schüttete die Bank Boni von knapp drei Milliarden Franken aus. Medienberichten zufolge hatte die Bank eigentlich vier Milliarden Franken zahlen wollen. Auf der Druck der Finanzmarktaufsicht FINMA sei der Betrag jedoch reduziert worden. UBS dementierte Druck seitens der FINMA, bestätigte aber, dass es in der Bonus-Frage Kontakt mit der Aufsicht gegeben habe.

Kritikern der Bonus-Politik hielt die Bank entgegen, ohne Prämien seien gute Leute nicht zu halten. "Mit Null Boni können Sie keine Bank führen", hatte Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger im Februar in einem Zeitungsinterview gesagt. Die Bank sei an die Schmerzgrenze gegangen, sagte Konzernchef Grübel Anfang Februar.

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