Finanzen kompakt:Wer folgt auf die Postbank?

Die Postbank verschwindet nach der Übernahme durch die Deutsche Bank bald aus dem MDax und Ungarn erhöht aus Furcht vor einem Anziehen der Inflation den Leitzins. Das Wichtigste in Kürze.

Die Postbank dürfte nach der Übernahme durch die Deutsche Bank bald aus dem Nebenwerte-Index MDax fliegen. Das größte deutsche Geldhaus sicherte sich knapp 52 Prozent an der Postbank, die Deutsche Post hält weitere 39,5 Prozent. Damit liegt der für die Zugehörigkeit zum MDax relevante Streubesitz unter der entscheidenden Schwelle von zehn Prozent. Daher werde die Deutsche Börse die Postbank wohl aus dem Index nehmen, wie mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen sagten.

Deutsche Bank übernimmt Postbank-Mehrheit

Die Postbank fliegt bald aus dem MDax - wer folgt ihr?

(Foto: dpa)

Ein Börse-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern. Favorit als MDax-Nachfolger ist Analysten zufolge das Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen. Die Aussicht auf den Abstieg aus dem Index drückte die Aktie am Montag um fast fünf Prozent auf 22,80 Euro. Im Gegenzug stiegen die Papiere von Deutsche Wohnen um gut vier Prozent.

Die Deutsche Bank will die Postbank noch in diesem Jahr in die Bücher nehmen und damit die Abhängigkeit vom Investmentbanking reduzieren. Die Frankfurter Bank wird ihren Anteil zunächst auf 49,95 Prozent deckeln, indem sie die darüber hinausgehenden Aktien unter anderem an das französische Geldhaus Societe Generale verkauft. Damit umgeht sie lange Wartefristen bis zur Freigabe der Übernahme durch die US-Kartellbehörden, kann die Postbank aber dennoch in die Bilanz nehmen. Den Anteil der Post bekommt die Bank über eine Pflichtumtauschanleihe und Optionen ab Februar 2012.

Ungarns Angst vor der Inflation

Ungarn strafft als erste der aufstrebenden osteuropäischen Volkswirtschaften nach der Krise seine Geldpolitik. Wie die Notenbank des Landes überraschend in Budapest mitteilte, erhöht sie aus Furcht vor einem Anziehen der Inflation ihren Leitzins um einen viertel Prozentpunkt auf 5,5 Prozent. Zentralbankgouverneur Andras Simor stellte - falls nötig - weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Er werde "unter allen Umständen" sicherstellen, dass die Teuerung nicht aus dem Ruder laufe, sagte er.

Die Zentralbank fürchtet, dass die umstrittenen Steuerpläne der Regierung die Inflation antreiben. Ungarn will die Steuern für Banken und eine Reihe anderer Branchen anheben, um die Staatseinnahmen zu erhöhen. Solche Steuererhöhungen können aber über die Weitergabe an die Kunden als Preiserhöhungen auch direkt inflationstreibend wirken.

Vor diesem Hintergrund wird in jüngster Zeit darüber spekuliert, dass die Regierung das Inflationsziel für die Zentralbank auf 3,5 von drei Prozent anheben will und so versucht, Zinserhöhungen zu verhindern. Analysten sprachen deshalb von wachsenden Spannungen zwischen Notenbank und Regierung. Simor selbst äußerte sich besorgt über solche Berichte. Am Devisenmarkt konnte die Zinserhöhung den Forint nicht stützen; die Landeswährung geriet am Nachmittag unter Druck. Analysten hatten mehrheitlich nicht mit einer Zinserhöhung gerechnet.

Kritik an der Bundesbank wegen Druckauftrags

Der Banknotendrucker Giesecke & Devrient (G&D) greift im Streit um den Druck der Euro-Banknoten die Bundesbank an. Durch die Vergabe der jüngsten Notendruckaufträge ins Ausland sei der deutsche Druckstandort des Unternehmens unmittelbar bedroht.

"Wir wollen einen fairen Wettbewerb auf gesamteuropäischer Ebene", forderte G&D-Spartenchef Walter Schlebusch. Zunächst sollen im Münchener Werk, wo 200 Mitarbeiter beschäftigt sind, Geldscheine von außerhalb des Euroraums gedruckt werden. Im kommenden Jahr drohe dann Kurzarbeit.

Die Bundesbank hatte unter Berufung auf europäisches Recht den Großteil des Auftrags zum Druck der Euronoten nach Frankreich und in die Niederlande vergeben. Die staatliche Bundesdruckerei ging komplett leer aus, die Münchener G&D erhielt ein geringeres Volumen als gewohnt.

G&D beklagt, dass andere nationale Notenbanken ihre Tranchen nicht ausschreiben und der Euro-Auslandsmarkt dem Unternehmen somit verwehrt bleibe. Eine Lösung böte eine europaweite Ausschreibung der Druckaufträge durch die EZB. Dazu wird es aus Sicht von G&D allerdings auf absehbare Zeit wegen der unterschiedlichen nationalen Interessen wohl nicht kommen. Schlebusch fordert, dass sich die Bundesregierung einmischt.

Athen: Schuldentilgung rückt in weite Ferne

Die EU-Kommission wird nach Worten von EU-Währungskommissar Olli Rehn eine Verlängerung der Laufzeit der Hilfskredite an Griechenland vorschlagen. Die EU-Finanzminister hätten bei ihrem Sondertreffen entschieden, dass die Laufzeit auf 7,5 Jahre verlängert wird, damit Griechenland die gleichen Bedingungen bekomme wie Irland, sagte Rehn am Montag in Brüssel.

Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou sagte unterdessen in Athen, Griechenland müsse damit erst 2021 und nicht 2015 die letzten Schulden an die Euro-Partnerstaaten zurückzahlen. "Diese Entscheidung ist sehr wichtig, das eröffnet die Möglichkeit, früher als erwartet an den Markt zurückzukehren", ergänzte er.

Mit Blick auf die anderen Sorgenkinder in der Euro-Zone sagte Rehn, Irland habe derzeit zwar ein extrem hohes Defizit. Doch es sei eine flexible, offene Wirtschaft und habe das Potential, sich von der Rezession schnell zu erholen. Portugal und Spanien müssten beim Sparen nachlegen, wenn ihr Wachstum im kommenden Jahr schwächer ausfallen würde als erwartet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: