Finanzen kompakt:Weniger ist mehr

Im letzten Quartal haben weniger Kunden ihr Geld von der Schweizer Großbank UBS abzogen als noch zuvor. Auch der Gewinn legte deutlich zu. Außerdem: Der IWF hält den Yuan für überbewertet.

Die Schweizer Großbank UBS kommt zunehmend besser aus der schwersten Krise ihrer Geschichte. Zwischen April und Ende Juni verzeichnete die Bank den dritten Quartalsgewinn in Folge. Das Institut konnte darüber hinaus den zuletzt sehr hohen Abzug von Kundengeldern reduzieren.

The logo of Swiss bank UBS is pictured on a screen in shop window at one of its buildings in Bern

Die Schweizer Großbank UBS kommt aus der Krise und übetrifft die Gewinnerwartungen.

(Foto: ag.rtr)

Bankchef Oswald Grübel zeigte sich optimistischer als zuletzt. "Für unsere Zukunft sind wir zuversichtlich", sagte er. Der Überschuss habe zwei Milliarden Schweizer Franken (rund 1,47 Milliarden Euro) betragen. Das war zwar etwas weniger als im ersten Quartal, aber deutlich mehr als von Experten wartet. Der Abfluss von Kundengeldern reduzierte sich von 18 Milliarden Franken auf 4,7 Milliarden Franken.

IWF hält Yuan für überbewertet

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält die chinesische Landeswährung Yuan einem Zeitungsbericht zufolge für "deutlich unterbewertet". Diese Einschätzung teilten unter anderem Deutschland, die USA, Frankreich und Großbritannien, meldete das Wall Street Journal auf seiner Internetseite unter Berufung auf zwei IWF-Vertreter.

China steht vor allem in den USA in der Kritik, den Yuan-Kurs zugunsten der eigenen Exportwirtschaft künstlich niedrig zu halten. Die Volksrepublik hatte im Juni überraschend eine Flexibilisierung ihrer Landeswährung angekündigt. Seitdem ist der Yuan um 0,7 Prozent gestiegen.

HRE hat 73 Milliarden in PIIGS-Staaten

Die Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) war zu Beginn dieses Quartals mit insgesamt 73 Milliarden Euro in Anleihen der sogenannten "Piigs"-Staaten beteiligt. Die Bank, die als einziges deutsches Institut am europaweiten Stresstest gescheitert war, teilte mit, fast das gesamte Volumen sei im sogenannten Bankbuch gehalten worden, nur ein sehr geringer Teil im Handelsbuch.

In öffentlichen Anleihen Griechenlands war die Bank zu diesem Zeitpunkt mit 7,9 Milliarden engagiert, in Italien mit 37,3 Milliarden, in Portugal mit 3,7 Milliarden und in Spanien mit 13,8 Milliarden. Ihr Engagement in Irland bezifferte die verstaatlichte Bank mit 10,3 Milliarden Euro.

Die einst von der Münchener Großbank HVB abgespaltene HRE ist dabei, toxische Wertpapiere und ganze Unternehmensbereiche im Volumen von bis zu 210 Milliarden Euro in eine große Bad Bank auszugliedern und sich damit von diesen Risiken zu trennen. Die Abwicklungsanstalt mit dem Namen "FMS Wertmanagement" ist zwar schon gegründet, die Übertragung der faulen Papiere ist aber erst für das zweite Halbjahr geplant.

Nach der Ausgliederung will der Bankenrettungsfonds Soffin entscheiden, wie viele Milliarden an zusätzlichem Eigenkapital vom Staat der Immobilienfinanzierer noch braucht. Bisher hat die HRE 103,5 Milliarden Euro an Garantien und 7,7 Milliarden Euro an Eigenkapital bekommen.

Bafin untersucht Lebensversicherungen

Die Finanzaufsicht Bafin will kurzfristige Kapitalanlage-Produkte der deutschen Lebensversicherer stärker kontrollieren. Mit einer Sammelverfügung an alle Unternehmen der Branche will die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) verhindern, dass solche Sparverträge zu Lasten der übrigen Lebensversicherten gehen. Sogenannte Kapitalisierungsprodukte spielen eine immer größere Rolle für die Lebensversicherer, die damit sinkende Zuflüsse in normale Policen kompensieren.

Nach Angaben des Branchenverbandes GDV hatten sie 2009 ein Volumen von acht Milliarden Euro, das ist ein Viertel des Gesamtvolumens in Policen gegen Einmalbeitrag. Die Versicherer müssen für solche Kapitalisierungsprodukte deshalb vom vierten Quartal an ein eigenes Sicherungsvermögen einrichten, wenn diese mehr als drei Prozent ihrer Anlagen beanspruchen. Zudem müssen sie - ähnlich wie Banken - der Bafin monatlich nachweisen, dass sie immer genügend Liquidität zur Verfügung haben, um notfalls auch größere Abflüsse aus diesen Produkten bewältigen zu können, ohne die Reserven antasten zu müssen.

Viele Versicherer hatten die kurzfristig kündbaren Policen gegen Einmalbeitrag eingeführt, um den Abfluss der Mittel etwa aus auslaufenden Lebensversicherungen zu verhindern. Einige nutzten sie auch, um neue Kunden mit hohen Zinsen zu locken. Gerade in der Finanzkrise hatten viele Anleger darin ihr Geld angelegt, weil die Versicherer ihnen höhere Renditen boten als Banken. Die Bafin ermahnt sie in dem Schreiben nun, die Anreize dafür durch Stornoabschläge, geringere Überschussbeteiligungen als bei anderen Verträgen und die Einführung von Maximalbeträgen zu drosseln.

GDV-Geschäftsführer Peter Schwark sieht die Lage weniger dramatisch: Die Kapitalisierungsverträge stellten kein großes Risiko dar. Auch das Liquiditätsrisiko sei zu vernachlässigen. Ein Ende des Booms mit den ungewöhnlichen Verträgen erwartet Schwark nicht. "Wir gehen davon aus, dass diese in diesem Jahr auf einem hohen Niveau bleiben." Im vergangenen Jahr hatten die Policen mit Einmalbeiträgen unerwartet einen Zuwachs von sieben Prozent erbracht, obwohl das Geschäft mit klassischen Lebens- und Rentenversicherungen eingebrochen war.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: