Finanzen kompakt:Trümmerfrau Kopper

Der Aufsichtsratschef der HSH Nordbank, Hilmar Kopper, wird das Krisen-Institut nicht so schnell verlassen. Und: Der Staat kassiert 1,8 Milliarden Euro - wegen der Steuer-CD. Das Wichtigste in Kürze.

Der Aufsichtsratschef der HSH Nordbank, Hilmar Kopper, will die Sanierung der krisengeschüttelten Landesbank noch länger begleiten. "Ich fühle mich wie die Trümmerfrau, die nun saubermacht", sagte der 75-jährige Kopper dem Spiegel. "Ich bin hier nicht angetreten, um auf halber Strecke abzuspringen."

Hilmar Kopper HSH-Nordbank

Früher Chef der Deutschen Bank, jetzt Kontrolleur der HSH Nordbank: Hilmar Kopper.

(Foto: dpa)

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, Kopper könnte nach erfolgreicher Suche nach einem Nachfolger für den umstrittenen HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher ebenfalls seinen Hut nehmen. "Ich werde jedenfalls länger bleiben, als ich ursprünglich wollte", sagte Kopper.

Erst am Mittwoch hatte Kopper den Investmentbanker Paul Lerbinger als neuen HSH-Chef präsentiert. Der einstige Citigroup-Banker soll ab 1. April die Geschicke der staatlich gestützten Landesbank leiten.

Nachdem die HSH angesichts zahlreicher Skandale monatelang für Schlagzeilen sorgte will Kopper "durch gute Arbeit" wieder Vertrauen bei Beschäftigten, Kunden und Aktionären schaffen. "Jetzt muss wieder Ruhe einkehren", sagte der einstige Vorstandssprecher der Deutschen Bank.

Bei der Suche nach Investoren setzt Kopper auf Gesellschaften, die den Rating-Agenturen Vertrauen vermitteln. "Mit Private-Equity-Firmen können sie mir gestohlen bleiben. Ich suche jemanden mit Renommee und langem Atem", machte der oberste Kontrolleur der Landesbank deutlich.

Kopper betonte, dass er die Abgabe der Aktienmehrheit durch Hamburg und Schleswig-Holstein, die 85 Prozent an dem Institut halten, gerne beschleunigen würde. Dabei könnte er sich auch eine chinesische Staatsbank als HSH-Großaktionär vorstellen. "Warum nicht? In der Not frisst der Teufel Fliegen". Entsprechende Kontakte sollten ausgebaut werden.

Steuer-CD: Der Staat kassiert

Der umstrittene Ankauf von CDs mit Daten von Bankkunden in Liechtenstein und der Schweiz spült einem Magazinbericht zufolge rund 1,8 Milliarden Euro in die klammen deutschen Staatskassen. Insgesamt könnten die Finanzämter mit Nachzahlungen in dieser Höhe von Deutschen rechnen, die ihre Kapitalerträge von Konten in diesen Ländern bislang undeklariert ließen, berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am Wochenende unter Berufung auf noch nicht veröffentlichte Berechnungen der Steuerschätzung.

1,6 Milliarden Euro fielen noch in diesem Jahr an, 200 Millionen im nächsten. Nach Expertenschätzungen haben Bundesbürger im Ausland 250 bis 300 Milliarden Euro an Anlagen und Kapitalerträgen angesammelt, die nicht versteuert wurden. Davon entfallen angeblich rund 100 Milliarden Euro auf die vergangenen zehn Jahre, unterliegen also noch nicht der Verjährung und könnten im Prinzip noch besteuert werden.

Der Ankauf von Steuer-CDs hat eine Selbstanzeigen-Flut von Steuersündern ausgelöst, die die Aufdeckung von Steuerdelikten fürchten. Bei Selbstanzeigen können Steuersünder allerdings wohl nicht mehr lange darauf bauen, weitgehend ungeschoren davonzukommen. Nach einem Anfang Dezember vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf soll nur noch dann Straffreiheit gewährt werden, wenn die Steuersünder den Fiskus lückenlos über ihre steuerlichen Angelegenheiten informieren. Dies müssen sie zudem gemacht haben, bevor die Steuerbehörden Prüfungen angekündigt haben.

IWF genehmigt weiteren Griechenland-Kredit

Der Internationale Währungsfonds (IWF) will weitere Finanzhilfen für Griechenland freigeben und lobt die Fortschritte in dem Krisenland. Der Vorstand genehmigte für Griechenland, das nach massiven Sparmaßnahmen von gewalttätigen Protesten und Streiks erschüttert worden ist, einen weiteren Sofortkredit im Umfang von 2,5 Milliarden Euro.

Der stellvertretende IWF-Direktor Murilo Portugal erklärte, das in einer schweren Schuldenkrise steckende Griechenland habe "eindrucksvolle" Korrekturen an seinen öffentlichen Finanzen vorgenommen. Es sei auf dem Weg, den Vorgaben des im Mai gebilligten EU-IWF-Rettungsprogramms zu entsprechen. "Den griechischen Stellen gebührt Anerkennung für ihre entschlossene Umsetzung schwieriger und ehrgeiziger makroökonomischer Maßnahmen und Strukturreformen", sagte Portugal. Das griechische Parlament hatte in der vergangenen Woche eine neue Runde von Sparaktionen beschlossen, um die gesetzten Bedingungen zu erfüllen. Die vom IWF ausgezahlte Summe erreicht mit dem neuen Kredit 10,6 Milliarden Euro des insgesamt 110 Milliarden Euro schweren Rettungspakets.

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