Finanzen kompakt:"Sehr, sehr ermutigend"

Die Deutsche Bank will verdienen wie nie zuvor. Auch Tochter Postbank soll mit dem Privatkundengeschäft etwas beisteuern. Außerdem: Commerzbank will Staatshilfen zurückzahlen. Das Wichtigste in Kürze.

Zehn Milliarden Euro will die Deutsche Bank in diesem Jahr vor Steuern verdienen - so viel wie noch nie. Vorstandschef Josef Ackermann sieht dieses Ziel bereits in Reichweite, trotz der Turbulenzen, die die Atomkatastrophe in Japan auf den Märkten verursacht.

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Die Deutsche Bank will 2011 einen Rekordgewinn erzielen. Auch das Privatkundengeschäft der Postbank soll dazu beitragen.

(Foto: dapd)

Der Löwenanteil des Gewinns soll weiter vom Investmentbanking kommen. Das Geschäft mit den weltweit knapp 29 Millionen Privatkunden wiederum soll 1,6 Milliarden beisteuern, rund 80 Prozent mehr als 2010. Ackermann sieht auch diese Sparte auf gutem Weg: "Die ersten Monate dieses Jahres waren sehr, sehr ermutigend", sagte der Deutsche-Bank-Chef.

Mittelfristig soll das Privatkundengeschäft sogar drei Milliarden Euro einbringen. Dadurch soll die Abhängigkeit vom stark schwankenden Kapitalmarktgeschäft verringert werden. Angesichts des hart umkämpften Heimatmarktes betrachten Analysten diese Zielsetzung jedoch als sehr ambitioniert.

In diesem Jahr werde auch die Tochter Postbank ihren Anteil zum angestrebten Rekordgewinn der Deutschen Bank beitragen. "Das Geschäft sollte schon im ersten Jahr zeigen, dass es deutlich profitabel ist", sagte Deutsche-Bank-Privatkundenvorstand Rainer Neske.

Er signalisierte allerdings zugleich, dass dem Bonner Institut noch weitere Belastungen bevorstehen - und zwar nicht nur durch die Kosten der Integration. Der weitere Abbau des Bestands an toxischen Wertpapieren von rund 3,7 Milliarden Euro werde Gewinne aufzehren, sagte Neske.

Die Postbank, die seit Dezember mehrheitlich der Deutschen Bank gehört, war 2010 nach zwei Krisenjahren in die Gewinnzone zurückgekehrt. In Finanzkreisen heißt es, dass die Altlasten des auf Deutschland fokussierten Privatkundeninstituts das Ergebnis noch länger drücken dürften.

Die Deutsche Bank setzt daher auch auf Einsparungen im Zuge der Postbank-Integration. Neske bekräftigte, dass es Stellenstreichungen geben werde. "Das wird aber nicht ein Riesenpaket, sondern eine sukzessive Anpassung", sagte er. Konkrete Zahlen nannte er nicht. Dafür sei es noch zu früh. Die Postbank hatte bereits vor der Übernahme den Abbau von 2000 der mehr als 20.000 Mitarbeiter beschlossen. Die Deutsche Bank beschäftigt insgesamt mittlerweile gut 100.000 Menschen.

Ergo macht Gewinn und stützt Munich RE

Die Ergo Versicherungsgruppe stärkt mit kräftig steigenden Gewinnen ihre von Naturkatastrophen gebeutelte Mutter Munich Re. Die Düsseldorfer Tochter plant für das laufende Geschäftsjahr einen erneuten Gewinnsprung. Das Nettoergebnis soll auf 450 bis 550 Millionen Euro weiter deutlich steigen, kündigte der Ergo-Vorstand bei der Bilanzvorlage an. Das wäre gut ein Viertel bis gut die Hälfte mehr als im abgelaufenen Jahr.

2010 verdoppelte sich der Gewinn auf rund 355 Millionen Euro. Die Beitragseinnahmen stiegen im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent auf gut 20 Milliarden Euro.

Die Schuldenkrise im Euro-Raum sei für die Gruppe nicht bedrohlich: "Wir haben kein Szenario gefunden, dass wir in eine ernsthafte Schieflage kommen können", sagte Ergo-Chef Torsten Oletzky.

Das mehrjährige Sparprogramm zeige Wirkung. Der Abbau von 1800 Arbeitsplätzen sei abgeschlossen. Die Mitarbeiterzahl nahm 2010 um gut 150 auf knapp 33.000 ab. Im Auslandsgeschäft schrieb Ergo 2010 rote Zahlen mit einem Verlust von 144 Millionen Euro. Als Hauptgrund wurden Abschreibungen auf eine türkische Beteiligung genannt. Bisher kommen gut ein Fünftel der Beitragseinnahmen aus dem Ausland.

Commerzbank will stille Einlagen zurückzahlen

Der Bund kann noch in diesem Jahr mit einer Milliarden-Rückzahlung seiner Hilfen für die Commerzbank rechnen. Vorstandschef Martin Blessing mahnte zur Eile: "Unser Anspruch ist es, die Stillen Einlagen des Bundes so schnell wie möglich abzulösen", schrieb er im Geschäftsbericht an die Aktionäre der vom Staat mit gut 18 Milliarden Euro gestützten Bank.

Auf ein Volumen legt sich der Commerzbank-Chef jedoch nicht fest: "Bereits in diesem Jahr wollen wir einen signifikanten Betrag in Milliardenhöhe zurückgeben - unter Beibehaltung einer guten Eigenkapitalquote", hieß es im Geschäftsbericht nur.

Die Commerzbank hatte über den Bankenrettungsfonds SoFFin stille Einlagen in Höhe von 16 Milliarden Euro erhalten. Blessing hat ein Eigeninteresse an einer schnellen, umfassenden Rückzahlung - daran hängt sein Gehalt. Erst wenn mehr als die Hälfte der SoFFin-Hilfen getilgt sind oder die Bank wenigstens Zinsen auf die Stille Einlage zahlt, können Blessing und seine neun Vorstandskollegen wieder mehr als 500.000 Euro im Jahr verdienen. 2010 bekam der gesamte Vorstand 4,6 Millionen Euro - gut die Hälfte der knapp neun Millionen Euro, die allein Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erhielt.

Spekulationen auf eine baldige Kapitalerhöhung drückten am Dienstag den Kurs der Commerzbank-Aktie um 2,5 Prozent auf 5,62 Euro. Die Commerzbank hat aber klargemacht, dass sie auch ohne diesen Schritt Geld an den Staat zurückgeben könnte, weil ihre risikogewichteten Aktiva (RWA), die mit Eigenkapital unterlegt werden müssen, zurückgehen. 2010 wurden sie auf 268 Milliarden von 280 Milliarden Euro reduziert, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.

Im laufenden Jahr soll der SoFFin anders als 2010 wenigstens die fälligen milliardenhohen Zinsen erhalten. "Erzielt die Bank 2011 ein positives Ergebnis im Einzelabschluss, werden wir auch die Stillen Einlagen des SoFFin bedienen", schrieb Blessing an die Aktionäre. "Nach unseren derzeitigen Erwartungen ist das der Fall", betonte er.

Lula rät Portugal vom Rettungsfonds ab

Portugal soll kein internationales Rettungspaket annehmen, um seine Schuldelast zu reduzieren - dieser Meinung ist der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva. Hilfe von außen könne mehr Probleme hervorrufen, als sie löste.

Portugiesische Politiker hätten richtig gehandelt, als sie Hilfe von Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IMF) ablehnten. Sie sollten dies weiterhin tun, auch wenn das Land am Rande des Staatsbankrotts stehe, so Lula weiter.

"Der IMF wird Portugals Problem nicht lösen, so wie es jenes von Brasilien nicht gelöst hat", sagte der Ex-Präsident. Brasilien hatte 1998 beim IMF eine Anleihe von 41,5 Milliarden Dollar aufgenommen.

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