Finanzen kompakt:Milliardenklage gegen Deutsche Bank

Die Deutsche Bank kämpft gegen die Rücknahme toxischer Wertpapiere aus den USA. Auch Banker, die nicht im Vorstand sitzen, bekommen nun einen Gehaltsdeckel. Und: Die Zinsen sollen steigen, fodert der Bundesbank-Präsident.

Die Deutsche Bank kämpft nach Angaben des Handelsblatts mit Klagen in Milliardenhöhe aus der Rücknahme toxischer Wertpapiere in den USA. "Wir bereiten weitere Klagen vor", sagte der New Yorker Anwalt David Grais. Im Auftrag von Kunden verklage er die Deutsche Bank bereits auf Rücknahme von Anleihen im Ursprungswert von 4,5 Milliarden Dollar. Das Institut müsse sich in mindestens neun Verfahren verteidigen.

Der Analyst Chris Gamaitoni rechnet damit von der unabhängigen Kapitalanlagestelle Compass Point nannte als maximale Gesamtsumme der Klagen 20,8 Milliarden Dollar. Damit belegt die Deutsche Bank mit der Höhe der Klagegelder den dritten Platz hinter der Bank of America und JP Morgan. Die Deutsche Bank hat nicht selbst Hypotheken vergeben, sondern diese gekauft, und in Anleihen verpackt.

Die Kläger behaupten, die gekauften Wertpapiere seien von schlechterer Qualität als die Deutsche Bank dies dargestellt habe. Ein Erfolg der US-Amerikaner vor Gericht sei durchaus möglich, da in den Gerichtsakten relativ überzeugende Beweise für die Vorwürfe zu finden seien, meint Gamaitoni.

Analysten räumten ein, dass das Ausmaß der Verluste für die Banken extrem schwer einzuschätzen ist. Auch die Zahl der Klagen sei noch nicht absehbar. In ihrem Zwischenbericht vom 30. Juni hatte die Deutsche Bank auf mehrere Klagen hingewiesen, die gegen sie in den USA laufen.

Gehaltsdeckel für Banker

Die Finanzexperten von Union und FDP haben sich mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf eine Beschränkung der Gehälter und Boni von Managern staatlich gestützter Banken geeinigt. Neben den Vorstandsmitgliedern sollen demnach auch andere Mitarbeiter mit außertariflichen Verträgen maximal 500.000 Euro im Jahr verdienen dürfen. Bisher gilt das Limit nur für Bankvorstände.

Banken, an denen der Bund mindestens 75 Prozent hält, wie etwa die Hypo Real Estate (HRE), sollen zudem keinerlei Boni ausschütten dürfen. Bei Instituten mit weniger als 75 Prozent Staatsbeteiligung - dazu gehört die Commerzbank - gelte ebenfalls eine Obergrenze von 500.000 Euro. Allerdings könne sich das Gehalt dort aus variablen und fixen Bestandteilen zusammensetzen. Bei einem Insolvenzverfahren würden die variablen Bestandteile nicht mehr ausgezahlt. Die Beschränkung gilt erst für Boni-Ansprüche, die vom nächsten Jahr an entstehen.

Die Jahresgehälter von 68 Bankern staatlich gestützter Institute liegen über der Schwelle von einer halben Million Euro. Bei der Commerzbank verdienen allein 35 Personen mehr als der Vorstand. Die Commerzbank fürchtet, durch diese Pläne Investmentbanker an die Konkurrenz zu verlieren.

Eine Ausnahme von den Gehaltsobergrenzen sei möglich, wenn eine teilverstaatlichte Bank die Zinsen auf die Staatshilfe voll zahlt. Die Commerzbank hat offengelassen, ob sie in Deutschland in diesem Jahr wieder Gewinn schreibt - eine Voraussetzung für die milliardenschwere Zinszahlung. Die neuen Vergütungsregeln sollen in das Restrukturierungsgesetz für Banken eingearbeitet werden. Am Donnerstag soll der Bundestag das Gesetz verabschieden.

Bundesbank-Chef will schnell höhere Zinsen

Bundesbank-Präsident Axel Weber plädiert für einen harten geld- und finanzpolitischen Kurs nach der Krise und macht sich für eine Zinserhöhungen stark. "Die Zinsen dürfen nicht zu lange zu niedrig bleiben", sagte Weber. Ausschlaggebend für die Zinspolitik sei die Lage am Geldmarkt. Je mehr sich die Situation im Geldhandel der Banken untereinander entspanne, desto schneller müsse die Geldpolitik wieder normalisiert werden, forderte er.

Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt seit Mai 2009 bei einem Prozent und damit so niedrig wie nie zuvor. Der EZB-Rat entscheidet kommende Woche über den Schlüsselzins für die Euro-Zone. Experten erwarten, dass die Notenbanker frühestens im Herbst 2011 das erste Mal nach der Krise wieder an der Zinsschraube drehen. Die EZB hatte den Schlüsselzins für die Geldversorgung der Banken in der Krise auf das aktuelle Niveau gesenkt, um die Wirtschaft auch in den Turbulenzen mit Geld zu versorgen. Sie hatte zudem die Liquiditätsversorgung des Finanzsystems massiv ausgeweitet.

UBS: "Schockierender Vorsteuerverlust"

Die Schweizer Großbank UBS wird wieder attraktiver: Erstmals seit Anfang 2008 brachten Kunden im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft wieder mehr Geld zu der Bank als andere abzogen. Im dritten Quartal belief sich der Nettozufluss auf eine Milliarden Franken, nachdem im Vorquartal noch netto 5,2 Milliarden abgezogen worden waren. Neues Geld kam vor allem aus der Gruppe der Superreichen und aus dem Raum Asien.

Die Bank sei aber noch lange nicht dort, wo sie sein wolle. Denn die Flaute an den Finanzmärkten hinterließ bei der Schweizer Großbank - wie schon bei der Konkurrenz - tiefe Spuren: Im Investmentbanking machte die UBS einen Verlust von 406 Millionen Franken nach einem Vorsteuergewinn von 1,3 Milliarden Franken im Quartal davor. Trotz einer Steuergutschrift von 825 Millionen Franken sank der Reingewinn gegenüber dem Vorquartal um 17 Prozent auf 1,66 Milliarden Franken (1,23 Milliarden Euro). Doch der Gewinn sei durch die Steuergutschrift "geschönt", kommentierten die Analysten der Bank Wegelin die Zahlen. Die Experten von Kepler sprachen zudem von einem "schockierenden Vorsteuerverlust" im Investmentbanking.

Wie schon Credit Suisse habe die UBS im Handel mit Währungen und Zinsprodukten sowie im Aktiengeschäft deutlich schlechter abgeschnitten als die US-Banken. An der Zürcher Börse ging die UBS-Aktie auf Talfahrt: Sie notierte 5,3 Prozent schwächer bei 16,71 Franken. Insgesamt verwaltet die UBS Vermögen im Wert von 2180 Milliarden Franken.

Der Vorsteuer-Gewinn im Wealth Management und im Schweizer Geschäft sank gegenüber dem Vorquartal um 17 Prozent auf 938 Millionen Franken. Das war ebenso wie das Minus im Investmentbanking eine Folge der geringen Aktivitäten der Kunden, die lieber Bargeld auf dem Konto halten als Aktien oder Anleihen zu kaufen, die der Bank Kommissionseinnahmen bringen.

Münchner Rück kauft US-Krankenversicherung

Der Rückversicherungsriese Münchener Rück übernimmt den US-Krankenversicherer Windsor Health Group. Der Konzern kauft das Unternehmen von einer Investorengruppe für 125 Millionen Dollar, wie die Münchener Rück am Dienstag mitteilte. Windsor bietet staatlich geförderte Krankenversicherungsleistungen an und spezielle Dienstleistungen für Senioren in einigen Staaten im Süden der USA. In diesem Jahr erwarte die US-Firma Beitragszahlungen von rund 420 Millionen Dollar und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 31 Millionen Dollar.

Mit der Übernahme will die Münchener Rück ihre Krankenversicherungssparte "Munich Health" weiter ausbauen. Vor zwei Jahren hatte die Gesellschaft bereits mit der Sterling Life Insurance eine ähnliche Assekuranz in den Vereinigten Staaten übernommen. Mit dem Kauf von Windsor kommt die Münchener-Rück-Tochter auf 200.000 Versicherte in den USA.

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