Finanzen kompakt:Liechtenstein: "Ein richtungweisender Schritt"

Freude im Fürstentum: Die OECD hat Lichtenstein von der Liste der Steueroasen gestrichen. Und: In den USA wurden zwei Fondsmanager freigesprochen.

Das Fürstentum Liechtenstein ist nun - offiziell - keine Steueroase mehr. Es wurde von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von der sogenannten Grauen Liste gestrichen. Das teilte die Regierung in Vaduz mit.

Lichtenstein, Steueroasen, OECD, dpa

Nicht länger eine Steueroase: das Fürstentum Lichtenstein.

(Foto: Foto: dpa)

Liechtensteins Regierungschef Klaus Tschütscher begrüßte die Entscheidung. "Die Streichung von der sogenannten Grauen Liste ist ein richtungweisender Schritt in der Neuausrichtung unseres Standortes", sagte Tschütscher. Damit endet auch ein Streit vor allem mit Deutschland, der mit der Verhaftung des ehemaligen Postchefs Klaus Zumwinkel am 14. Februar 2008 seinen Höhepunkt fand.

Freisprüche im Finanzkrisen-Prozess

Erleichterung bei zwei amerikanischen ehemaligen Top-Managern: Die Wall-Street-Profis Ralph Cioffi und Matthew Tannin wurden im ersten Finanzkrisen-Prozess freigesprochen. Beide waren bei der US-Investmentbank Bear Stearns beschäftigt, als vor gut zwei Jahren ihre Hedgefonds zusammenbrachen. Nach Ansicht eines New Yorker Gerichts hätten sich Cioffi und Tannin gegenüber den Investoren nichts zuschulde kommen lassen. Die US-Staatsanwaltschaft hatte den beiden vorgeworfen, vor dem Zusammenbruch ihrer milliardenschweren Fonds die Anleger belogen zu haben.

Das spektakuläre Scheitern der beiden Fonds im Sommer 2007 gilt als eines der Alarmsignale zu Beginn der Finanzkrise. Bear Stearns musste später notverkauft werden. Cioffi und Tannin hätten ihre Investoren nicht belogen, urteilte das Gericht übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge. Der Prozess galt als entscheidender Testlauf für weitere Fälle zur juristischen Aufarbeitung der Finanzkrise.

Schwarze Zahlen bei der HVB

Trotz Kreditausfällen zurück auf der Erfolgsspur: Die HypoVereinsbank (HVB) hat im dritten Quartal wieder einen deutlichen Gewinn verbucht. Unterm Strich verdiente die Tochter der italienischen Großbank UniCredit 189 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 258 Millionen Euro angefallen war. Das operative Geschäft zog kräftig an. So verbesserte sich das Handelsergebnis von minus 490 Millionen Euro auf plus 597 Millionen, wie die HVB mitteilte.

Allerdings musste die Bank angesichts der Wirtschaftskrise auch ihre Risikovorsorge für Kreditausfälle kräftig aufstocken von 361 auf 519 Millionen Euro. Angesichts der anhaltend unsicheren Lage in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten gab die HVB auch nach den ersten neun Monaten keine genaue Prognose für 2009 ab. Auch im vierten Quartal stehe die Finanzbranche voraussichtlich noch vor großen Herausforderungen, hieß es in dem Zwischenbericht.

Im Dezemeber oder Januar soll die HVB dann ihren Namen ändern und sich damit immer mehr ihrer italienischen Konzernmutter UniCredit angleichen. Im Handelsregister werde dann der die "UniCredit Bank AG" eingetragen, sagte HVB-Chef Theodor Weimer. Noch heißt das Geldhaus dort "Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG".

Fonds von Helmut Kiener wird liquidiert

Nach der Verhaftung des Inititators Helmut Kiener wird ein Kernfonds des Hedgefonds K1 wohl liquidiert. Der Direktor der Gesellschaft habe die Wirtschaftsprüfungsfirma Grand Thornton für die Auflösung von K1 Invest Ltd. bestellt, hieß es in einem Schreiben von K1 Invest Ltd an dessen Vertriebsfirmen. Dies sei die beste Entscheidung "zum Wohl der Gesellschaft und der Investoren".

Die Verhaftung Kieners und das Ermittlungsverfahren gegen den 50-jährigen Betreiber des Dach-Hedgefonds K1 habe zahlreiche Probleme für K1 Invest Ltd mit sich gebracht, hieß es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. So sei das Angebot der von der Gesellschaft emittierten Genussrechte sofort eingestellt und die Firmengelder eingefroren worden. Die Gesellschaft sei dadurch aktuell nicht mehr in der Lage, fällige Forderungen zu bezahlen. Kiener sitzt seit ein paar Tagen wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht Würzburg hatte eine Haftbeschwerde abgelehnt. Laut Hauftbefehel soll der Fondsmanager die Großbannken Barclays und BNP Paribas um bis zu 280 Millionen Dollar betrogen haben.

Fed soll Aufgaben abgeben

Die Federal Reserve Bank (Fed) soll Kontrolllbefugnisse in der Finanzwirtschaft abgeben. Das fordern jedenfalls die Demokraten im US-Senat und haben eine entsprechende Gesetzesvorlage eingebracht. Übernehmen sollen die Aufgaben drei neu zu schaffende Bundesbehörden, die dann Banken kontrollieren, ihre Kunden schützen und die Schließung von insolventen Instituten organisieren.

Viele Abgeordneten machen die Fed dafür verantwortlich, nicht genug getan zu haben, um die Finanzkrise zu verhindern. Die Vorlage mit einem Umfang von 1136 Seiten wurde vom Vorsitzenden des Bankenausschusses, Chris Dodd, vorgestellt. Während Verbraucherschützer den Vorstoß begrüßten, gab es scharfe Kritik vom Bankenverband.

AIG-Chef droht mit Rücktritt

Deutliche Reaktion auf staatliche Auflagen: AIG-Chef Robert Benmosche hat einem Zeitungsbericht zufolge mit seinem Rücktritt gedroht. Er sei besonders über Auflagen der Regierung wegen der milliardenschweren Staatshilfen für den teilverstaatlichten US-Versicherers "unglücklich", schrieb das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise. Konkreter Grund sollen nach dem Zeitungsbericht unter anderem auch angeordnete Kürzung der Manager-Einkommen sein.

Bei einem Treffen des Verwaltungsrats in der vergangenen Woche habe Benmosche gesagt, er sei "fertig" damit, habe sich dann aber bereiterklärt, noch einmal darüber nachzudenken, nachdem seine Kollegen geschockt reagiert hätten, so die Zeitung.

Bei AIG war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Der einst weltgrößte Versicherer hat im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise auf staatliche Unterstützung in Höhe von bis zu 180 Milliarden Dollar zurückgreifen müssen. Benmosche übernahm den Chefsessel im Sommer von Maurice "Hank" Greenberg, der wegen des AIG-Absturzes in die Kritik geraten war.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: