Finanzen kompakt:Erster Preisrutsch seit 1987

Die Wirtschaftskrise lässt die Preise in Deutschland erstmals seit 1987 sinken. Außerdem: Warum Ex-WestLB-Chef Fischer mit einem Verfahren rechnen muss und Frauen weniger riestern.

Die Wirtschaftskrise und rückläufige Ölpreise lassen die Preise in Deutschland erstmals seit 1987 sinken. Im Juli lagen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Allerdings fiel das Minus nicht ganz so stark aus wie zunächst von den Statistikern mit minus 0,6 Prozent berechnet. Das Statistische Bundesamt revidierte seine Zahl am Dienstag leicht nach oben.

Finanzen kompakt: Käsetheke im Supermarkt: Auch Lebensmittel wurden zuletzt etwas billiger.

Käsetheke im Supermarkt: Auch Lebensmittel wurden zuletzt etwas billiger.

(Foto: Foto: ddp)

Die Rezession hat damit die Inflation gestoppt. Volkswirte prognostizieren bis Herbst weiterhin Preisrückgänge. Gegenüber dem Vormonat Juni blieben die Preise stabil, auch diese Zahl korrigierten die Statistiker leicht nach oben.

Für den Verbraucher bedeuten rückläufige Preise, dass sie derzeit mehr für ihr Geld bekommen als noch vor einem Jahr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ein Inflationsziel von knapp zwei Prozent. Diese Teuerung gilt als niedrig genug, um immer noch von Preisstabilität zu sprechen. Bei fallenden Preisen bestünde hingegen ein Anreiz zum Horten von Bargeld.

Zum ersten Mal seit 1987 gab es einen Preisrutsch. Zuletzt hatte die Veränderung der Preise zwischen April 1986 und April 1987 zwischen 0,0 und minus 1,0 Prozent gelegen.

In den nächsten Monaten sind weitere Preisrückgänge zu erwarten. Dafür spricht auch der Preisverfall im Großhandel. Dort sanken die Preise im Juli mit 10,6 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn der Statistik 1968. Der Großhandel ist ein Hinweis auf die künftige Inflationsentwicklung, weil Einzelhändler die Preissenkungen mit Zeitverzögerung an die Verbraucher weitergeben.

Ein wichtiger Grund für den Preisverfall sind die eingebrochenen Ölpreise. Kostete ein Fass Rohöl vor einem Jahr noch den Rekordpreis von knapp 150 Dollar, so ist es jetzt mit 71 Dollar weniger als die Hälfte wert. Die Rezession hat die Nachfrage sinken lassen. Strom wurde hingegen um 6,6 Prozent teurer. Auch Lebensmittel wurden etwas günstiger (minus 2,4 Prozent), nachdem sie im Juni noch über dem Vorjahreswert gelegen hatten.

Würde man Energie und Lebensmittel ausklammern, so wären die Verbraucherpreise um 1,4 Prozent gestiegen. Auch deswegen sprechen Experten nicht von einer Deflation. Als Deflation wird eine Phase dauerhaft sinkender Preise bezeichnet, die dazu führen, dass die Verbraucher sich beim Kauf zurückhalten, weil sie auf weitere Preissenkungen warten.

Frauen sparen weniger für Riester-Rente

Frauen zahlen weniger in die Riester-Rente ein als Männer. Wie die Stiftung Warentest berichtet, sparen Frauen im Durchschnitt 530 bis 560 Euro im Jahr für die Riester-Rente. Männer legen dagegen 710 bis 720 Euro zurück.

Im Alter seien Frauen derzeit viel schlechter vorsorgt als Männer. Die gesamten Nettoeinkünfte von Frauen zwischen 65 und 70 Jahren betragen demnach 913 Euro im Monat. Männern in diesem Alter stehen hingegen 1613 Euro zur Verfügung. Ein wichtiger Grund für den großen Unterschied: Männer haben sehr viel häufiger Rentenansprüche aus einer betrieblichen Altersvorsorge.

Ermittlungen gegen früheren WestLB-Chef Fischer

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt im Zusammenhang mit verlustreichen Spekulationsgeschäften bei der WestLB auch gegen den ehemaligen Vorstandschef Thomas Fischer.

Behördensprecher Johannes Mocken bestätigte einen entsprechenden Bericht der Rheinischen Post. Fischer stehe im Verdacht, seine Auskunftspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat verletzt zu haben.

Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen der Anfang 2007 aufgeflogenen Spekulationsgeschäfte mit BMW- und VW-Aktien gegen 14 Personen, darunter sieben damalige Vorstandsmitglieder.

Zwei dieser Vorstände sind nach den Angaben Mockens noch im Amt. Der Schaden für die WestLB war damals mit mehr als 600 Millionen Euro angegeben worden. Zwei inzwischen entlassene Händler der Bank sollen jahrelang im Eigenhandel mit Aktien spekuliert und dabei auch Kurse manipuliert haben. Auch gegen diese Aktienhändler ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Vaduz und London vereinbaren Steuerabkommen

Liechtenstein und Großbritannien haben die Behandlung von britischem Steuer-Schwarzgeld neu geregelt.

Wohlhabende Briten können vom nächsten Jahr an mit milderen Bedingungen rechnen, wenn sie ihr bisher in Liechtenstein verborgenes Vermögen bis 2015 der heimischen Steuerbehörde offenlegen. Im Gegenzug werden Liechtensteiner Banken nach 2015 keine Kunden aus dem Vereinigten Königreich mehr akzeptieren, die nicht bewiesen haben, dass sie ihren Steuerpflichten nachkommen, wie die Regierung des Fürstentums bei der Unterzeichnung des Abkommens mitteilte.

Seit dem letzten Jahr sind Steueroasen international unter Druck. Auch Liechtenstein sucht Wege, um nicht auf grauen und schwarzen Listen genannt zu werden. Die Banken des Fürstentums sollen im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft mitspielen können, ohne von Datendiebstählen und Skandalen wie im Fall des früheren deutschen Postchefs Klaus Zumwinkel erschüttert zu werden.

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