Finanzen kompakt:Ein Hauch von Boom

Der Aktienindex Dax springt erstmals seit Juni 2008 über die Marke von 7000 Punkten. Außerdem: Der Bankenrettungsfonds Soffin rechnet mit einem heftigem Verlust und Siemens hat nun eine eigene Bank. Das Wichtigste in Kürze.

Der Dax ist an diesem Dienstag erstmals seit Juni 2008 wieder über die Marke von 7000 Punkten geklettert. Der Index im frühen Geschäft lag bei 7023 Zählern. Der in den USA erreichte Kompromiss im Streit um Steuererleichterungen lasse einen positiven Start an der Wall Street erwarten und gebe in Europa bereits jetzt Auftrieb, sagte ein Händler.

Börse Frankfurt

Die Aktienhändler dürfen sich freuen: Der Dax schaffte am Dienstag seit langem mal wieder die 7000er-Marke.

(Foto: dpa)

Hilfreich sei aber auch die dramatische Wiederbelebung der deutschen Konjunktur, die zumindest in Europa ihresgleichen suche, lobten Experten. Hinzu kommt eine Ausstattung der Finanzmärkte mit billigem Geld. Diese Liquidität verursache einen Anlagenotstand, und dabei würden deutsche Aktien als Hort der Stabilität inmitten eines Sumpfes der Verunsicherung gelten. Seinen Tiefstand im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise hatte der deutsche Leitindex im März 2009 mit knapp 3891 Punkten.

In den USA hatte am Montagabend auch die Goldnotierung mit 1427,67 Dollar einen Rekordstand erreicht.

EU-Finanzminister beschließen Irland-Hilfe

Neun Tage nach der politischen Einigung auf die Irland-Rettung haben die EU-Finanzminister formell die Hilfe beschlossen. Das Paket hat ein Gesamtvolumen von 85 Milliarden Euro und ist auf siebeneinhalb Jahre gestreckt. Deutschland springt mit gut 10 Milliarden Euro in Form von Garantien und einem Anteil an direkter EU-Hilfe ein.

Zehn Milliarden Euro werden direkt in die schwankenden irischen Banken gepumpt, zusätzlich wird für sie ein Kapitalpuffer von 25 Milliarden Euro angelegt. Die irische Regierung selbst steuert die Hälfte der Bankenhilfe (17,5 Milliarden Euro) bei und zapft dafür unter anderem ihre Rentenreserven an. Mit den verbleibenden 50 Milliarden der Gemeinschaftshilfe, an der sich neben den Europartnern auch Großbritannien, Dänemark und Schweden sowie der Internationale Währungsfonds (IWF) beteiligen, wird der Haushalt Dublins gestützt.

Die Hilfe war notwendig geworden, weil sich Irland nicht mehr selbst an den Kapitalmärkten mit frischem Geld versorgen konnte. Im Gegenzug für das Auffangnetz verpflichtete sich die Regierung zu einem Sparprogramm im Volumen von 15 Milliarden Euro, mit dem die Neuverschuldung von 32 Prozent bis 2015 wieder auf die erlaubten drei Prozent gedrückt werden soll.

Soffin: Teure Rettung

Der Bankenrettungsfonds Soffin macht sich im laufenden Jahr auf einen Milliardenverlust gefasst. "Unter dem Strich rechne ich bedingt durch Abschreibungen wieder mit einem Milliardenverlust", sagte der Vorsitzende des parlamentarischen Kontrollgremiums für den Soffin, Florian Toncar (FDP), dem Handelsblatt. "Derzeit ist nicht absehbar, ob der Verlust höher oder geringer als im Vorjahr ausfällt." 2009 hatte der staatliche Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) 4,26 Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet. Damals waren 4,75 Milliarden Euro auf die vollverstaatlichte Hypo Real Estate (HRE) abgeschrieben worden.

"Retten ist leider kein lukratives Geschäft", hatte Soffin-Chef Hannes Rehm dazu gesagt. Auch 2010 werden Abschreibungen auf den Münchener Immobilienfinanzierer fällig, wie Toncar der Zeitung sagte. Der Fonds ist auch an der Commerzbank (18,2 Milliarden Euro), der WestLB (3,0 Milliarden) und der Aareal Bank (0,4 Milliarden) beteiligt.

Nur der Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal hat bisher einen Teil der Stillen Einlage zurückgezahlt. Die Commerzbank muss darauf bisher noch nicht einmal Zinsen zahlen, weil sie Kreisen zufolge auch in diesem Jahr nach HGB voraussichtlich einen Verlust schreibt. Geld verdient der Soffin aber mit den Garantien, die er im dreistelligen Milliardenvolumen an diverse Banken gegeben hat. "Es zeichnen sich Einnahmen aus Garantien ab, die ganzjährig auf hohem Niveau waren", sagte Toncar.

Citigroup: Lukrative Rettung

Experten zufolge lägen die Einnahmen bei rund einer Milliarde Euro. Die "Bad Bank" der HRE, FMS Wertmanangement, hatte am Montag bekanntgegeben, dass sie 47 Milliarden Euro an Liquiditätsgarantien zurückgegeben hat. Die restlichen 53,5 Milliarden Euro sollen bis Mitte 2011 folgen.

Die von der Finanzkrise schwer getroffene US-Großbank Citigroup steht künftig wieder auf eigenen Beinen. Die US-Regierung, die das Institut vor dem Zusammenbruch gerettet hatte, will ihre verbliebenen rund 2,4 Milliarden Stammaktien verkaufen. Nach dem Schlusskurs vom Montag an der New Yorker Börse würde das rund zwölf Milliarden Dollar in die Staatskasse spülen. Ob das Geschäft zustande komme, hänge aber vom erzielbaren Preis ab, teilte das Finanzministerium mit. Nachbörslich fiel der Kurs leicht. Noch hält der Staat rund sieben Prozent an der Großbank, in der Spitze hatten die USA 27 Prozent in ihrem Besitz.

Die Citigroup war einst der Stolz der New Yorker Finanzwelt. In der Finanzkrise wäre das Institut aber ohne die Hilfen der Regierung pleitegegangen. Der US-Steuerzahler schoss 45 Milliarden Dollar zu und wurde im Gegenzug größter Anteilseigner. Auch andere Banken, Versicherungen sowie die Autobauer General Motors und Chrysler wurden vom Staat aufgefangen.

Weil sich die Citigroup inzwischen berappelt hat und damit auch der Aktienkurs gestiegen ist, stellt sich die Hilfe im Nachhinein als gutes Geschäft heraus. Dividenden auf Vorzugsaktien sowie Gebühren für Garantien brachten weiteres Geld ein. Am Ende dürfte der Steuerzahler mit einem Plus aus der Rettung herausgehen.

Die Citigroup hat in den ersten neun Monaten des Jahres unterm Strich schon wieder 9,3 Milliarden Dollar verdient. Zuletzt nahm insbesondere die Zahl der faulen Kredite ab. Aus dem deutschen Privatkundengeschäft hat sich die Citigroup zurückgezogen. Mehr als 500 Mitarbeiter in Frankfurt kümmern sich aber noch um Firmenkunden, institutionelle Investoren und beraten den Staat in Finanzfragen.

Siemens steigt ins Bankgeschäft ein. Damit will der Konzern nach den Erfahrungen der Finanzkrise unabhängiger werden, aber auch mit eigenen Finanzierungsangeboten Geld verdienen. Ein Konto für Privatkunden wird es allerdings nicht geben. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) habe entsprechende Pläne des Münchner Dax-Konzerns genehmigt, teilte das Unternehmen mit.

Siemens hatte das Vorhaben bereits im Sommer angekündigt. "Mit einer eigenen Bank können wir in Deutschland Kredite im Rahmen von Projekt- und Investitionsfinanzierungen anbieten und damit die Absatzfinanzierung nachhaltig unterstützen", sagte Bankchef Roland Chalons-Browne.

Über das neue Kreditinstitut will Siemens die Angebote seiner Sparte Financial Services in der Absatzfinanzierung erweitern und flexibler bei der Konzernfinanzierung werden. Außerdem solle das Risikomanagement optimiert werden. "Finanzierungslösungen gewinnen beim Vertrieb von Produkten zunehmend an Bedeutung, besonders seit der Finanz- und Wirtschaftskrise", sagte Roland Chalons-Browne.

Dem Konzern gehe es vor allem darum, Bankgeschäfte für sich zu tätigen. Für das neue Institut peilt Siemens ein Geschäftsvolumen von bis zu zwei Milliarden Euro an. Das Institut werde mit einem Eigenkapital von 250 Millionen Euro ausgestattet, sagte Chalons-Browne der Börsen-Zeitung.

"Das Eigenkapital ermöglicht in der ersten Phase Großkredite von maximal rund 60 Millionen Euro." Die Finanzkrise habe gezeigt, dass ein eigenes Finanzierungsangebot sinnvoll sei, um etwa den Vertrieb zu unterstützen. Den Einstieg ins Privatkundengeschäft plant Siemens nicht.

Anders als die Münchner betreibt der Erzrivale General Electric (GE) solche Geschäfte und war im Zuge der Krise stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Solche Gefahren sieht Chalons-Browne nicht. "Die Parallele führt in die Irre. Denn erstens sind wir wesentlich kleiner. Zweitens konzentrieren wir uns auf die Bereiche, in denen Siemens aktiv ist." Die Siemens Bank GmbH wird als hundertprozentige Tochter eigenständig arbeiten und zunächst nur in Deutschland vertreten sein.

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