Finanzen kompakt:Brenntag feiert erfolgreiches Börsendebüt

Wer wagt, gewinnt: Trotz schwieriger Marktlage sind Brenntag-Titel am ersten Handelstag nur mit Aufschlag zu haben. Außerdem: Die Lebenshaltungskosten steigen.

Der Chemikalienhändler Brenntag ist an der Börse gut angekommen. Der erste Kurs des Mülheimer Unternehmens lag am Montag mit 52,07 Euro über dem Ausgabepreis von 50 Euro. Am Vormittag stieg die Aktie auf bis zu 52,40 Euro, womit die neuen Aktionäre einen Zeichnungsgewinn von fast fünf Prozent mitnehmen konnten.

"Damit beginnt ein neues Kapitel in der 135-jährigen Firmengeschichte", sagte Vorstandschef Stephen Clark, der auf dem Börsenparkett in Frankfurt dem ersten Kurs entgegenfieberte. "Das wird uns helfen, weiter zu wachsen", sagte er. Mit einem Marktwert von mehr als 2,5 Milliarden Euro ist Brenntag ein Kandidat für den MDax.

Brenntag ist der dritte Neuling an der Frankfurter Börse innerhalb von acht Tagen, nach Kabel Deutschland und Tom Tailor. Am Dienstag folgt der Armaturenhersteller Joyou. Die vier Unternehmen haben insgesamt fast 1,8 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt. Brenntag landete mit 747,5 Millionen Euro knapp hinter Kabel Deutschland, dem größten Börsengang in Deutschland seit zweieinhalb Jahren.

525 Millionen Euro fließen dem Chemikalienhändler selbst zu, das damit seine Mezzanine-Darlehen tilgen und weiter zukaufen will.

Die Aktien waren nach Unternehmensangaben mehrfach überzeichnet. Für das erste Quartal ist Vorstandschef Clark optimistisch: "Wir haben eine Rückkehr der Nachfrage gesehen und die Rezession ein wenig hinter uns gelassen", sagte er. Das Unternehmen sieht sich mit einem Marktanteil von sieben Prozent weltweit als Weltmarktführer. Bei Zukäufen schielt Brenntag vor allem nach Asien.

An Brenntag und an Kabel Deutschland sind die bisherigen Eigentümer weiterhin mit Mehrheit beteiligt. Beide Börsengänge fielen etwas kleiner aus als die Banken gehofft hatten. "Das ist ein Käufermarkt. Die Investoren erwarten zurzeit große Abschläge für die Eisbrecher, deshalb haben wir auch einen so geringen Teil unserer Aktien verkauft", sagte der Deutschland-Chef von Brenntag-Großaktionär BC Partners, Stefan Zuschke.

Der Finanzinvestor hält noch 70 Prozent an Brenntag und hat sich verpflichtet, binnen sechs Monaten keine weiteren Papiere zu verkaufen. "Wir haben keinen Druck auszusteigen und werden sicher noch bis ins Jahr 2011 Aktionär bleiben", sagte Zuschke.

Das Leben wird teurer

Die gestiegenen Spritpreise haben die Lebenshaltungskosten im März wieder stärker in die Höhe getrieben. Binnen Jahresfrist kletterten die Verbraucherpreise um 0,8 bis 1,3 Prozent, wie aus ersten Daten aus Sachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg hervorgeht.

Das Statistische Bundesamt dürfte seine Schätzung noch am Montag vorlegen. Analysten erwarten im Schnitt einen Preisanstieg um 0,8 Prozent. Im Februar hatte die Jahresteuerung nur 0,6 Prozent betragen.

Deutlich mehr mussten die Verbraucher im März für Mineralölprodukte zahlen: Heizöl kostete etwa in Sachsen ein Drittel mehr als vor einem Jahr, Kraftstoffe verteuerten sich in Nordrhein-Westfalen um über ein Fünftel. Gas war dagegen billiger als vor Jahresfrist, weil hier der Preis dem Ölpreis mit einer Verzögerung von mehreren Monaten folgt.

Auch viele Lebensmittel kosteten mehr als im März 2009, vor allem für Gemüse mussten die Verbraucher mehr zahlen. Fleisch und Milchprodukte waren günstiger zu haben. Binnen Monatsfrist stiegen die Verbraucherpreise zwischen 0,3 und 0,6 Prozent. Analysten erwarten hier eine Inflationsrate von 0,2 Prozent.

Brüderle will Kommunen stärken

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will den finanziell angeschlagenen Kommunen einen höheren Anteil der Mehrwertsteuer zukommen lassen. Der Bund müsse dafür sorgen, dass die finanziellen Grundlagen der Kommunen auf Dauer stabil bleiben werden, sagte Brüderle der Bild-Zeitung.

Die Kommunen sollten mehr Eigenverantwortung bei der Einkommens- und bei der Körperschaftssteuer bekommen. "Dabei ist auch daran zu denken, dass sie einen größeren Anteil an der Mehrwertsteuer erhalten. Das könnte ihren Finanzen mehr Stabilität geben als die Gewerbesteuer."

Steigende Sozialkosten und hohe Steuerausfälle haben die kommunalen Haushalte 2009 tief in die roten Zahlen gedrückt. Die Bundesregierung hat inzwischen eine Kommission eingesetzt, die eine Reform der aus dem Ruder laufenden Gemeindefinanzen in Angriff nehmen soll.

Kernpunkt ist die Zukunft der umstrittenen Gewerbesteuer, die für die Gemeinden die wichtigste Einnahmequelle ist. Der Kommission unter Vorsitz von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gehört auch Brüderle an.

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