Finanzen kompakt:Boni? Aber nicht doch!

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Irland stoppt die Boni-Zahlungen einer verstaatlichten Bank. Außerdem: Eine chinesische Staatsbank ist am Kauf der WestLB interessiert und Audi will unbedingt an der Börse bleiben. Das Wichtigste in Kürze.

Die verstaatlichte Allied Irish Bank (AIB) zahlt ihren Managern auf Druck der Regierung Boni in Höhe von insgesamt 40 Millionen Euro nicht aus. Finanzminister Brian Lenihan erklärte, er habe der Bank gedroht, bei einer Bonuszahlung den Geldhahn des Staates zuzudrehen. Die AIB habe daraufhin entschieden, die Auszahlung zu stoppen. Lenihan schrieb in einem Brief an die Bank, "dass die Zahlung der benötigten finanziellen Unterstützung für die AIB nur im Falle der Nicht-Zahlung der zugesagten Boni erfolgt". Diese Entscheidung gelte unabhängig von der Frage, wann die Boni verdient wurden.

Der irische Finanzminister Brian Lenihan drohte der Allied Irish Bank an, im Falle von Bonuszahlungen den Geldhahn zuzudrehen. (Foto: REUTERS)

Die 40 Millionen Euro Bonuszahlungen beziehen sich auf das Jahr 2008. Die AIB hatte bislang argumentiert, sie sei rechtlich verpflichtet, die 40 Millionen Euro auszuzahlen. Die irische Regierung will nun nach eigenen Angaben schon in der kommenden Woche eine Änderung dieser Vorgaben auf den Weg bringen. Auf diese Ankündigung bezog sich nun auch die Bank, die davon ausgeht, dass die bisherige Rechtslage damit "überholt" sei. Lenihan hatte in der vergangenen Woche zudem eine 90-prozentige Steuer auf Bankerboni angekündigt; diese wäre allerdings nicht rückwirkend gültig gewesen.

Die angekündigten Bonuszahlungen hatten für großen Unmut bei den Iren gesorgt. Der irische Steuerzahler musste die AIB bislang mit 3,5 Milliarden Euro stützen, insgesamt schoss der Staat dem Finanzsektor in Irland 50 Milliarden Euro zu. Die massiven Hilfen für den Bankensektor in Irland hatten auch die Neuverschuldung des Staates explodieren lassen und dazu geführt, dass sich Irland schließlich unter den Euro-Schutzschirm flüchtete.

Im Gegenzug zu den Hilfen von 85 Milliarden Euro musste Irland allerdings rigide Sparmaßnahmen zusagen. Die irische Regierung hatte dazu vergangene Woche ihren Haushaltsentwurf vorgelegt. Geplant sind teilweise Steuererhöhungen, der Mindestlohn soll sinken und Sozialleistungen zusammengestrichen werden.

Der geplante WestLB-Verkauf lockt einem Zeitungsbericht zufolge auch Interessenten aus Fernost an. "Zum Bieterkreis zählen neben den Finanzinvestoren auch einige wenige Kreditinstitute, darunter auch eine chinesische Bank", zitiert das Handelsblatt Branchenkreise. Die Asiaten seien an der Gesamtbank interessiert und nicht nur an Konzernteilen. Die strategische Stoßrichtung der Chinesen ziele auf die Handels-, Rohstoff- und Projektfinanzierung. Diese Segmente hätten "einen ganz hohen Stellenwert".

Erst jüngst hatte die HSH Nordbank angekündigt, man lote eine strategische Partnerschaft mit der staatseigenen China Development Bank aus. Trotz der Hoffnungen auf einen ausländischen Käufer gilt der Zeitung zufolge der Verkauf der WestLB als schwierig. Mit konkreteren Angeboten werde im Januar 2011 gerechnet. Als größtes Hindernis für einen Verkauf oder eine Fusion wird die Forderung der EU gesehen, wonach die WestLB bis zum 15. Februar einen neuen Restrukturierungsplan vorlegen muss.

Die VW-Tochter Audi will trotz eines nur minimalen Streubesitzes an der Börse bleiben. Die Börsennotierung sei wichtig für die Eigenständigkeit der Marke und das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter, sagte Audi-Finanzchef Axel Strotbek. "Da stecken 60.000 Menschen dahinter und da hat jeder seinen Stolz, bei Audi zu sein."

Die Audi-Aktien gehören fast vollständig der Konzernmutter VW, weniger als ein Prozent der Papiere sind im Streubesitz. Dennoch lohnt sich aus Strotbeks Sicht der Aufwand für die Quartalsberichte und die jährliche Hauptversammlung. "Das ist kein Stress." Die Aktie hat nach wie vor das Symbol "NSU", benannt nach dem 1969 mit der Auto-Union zu Audi fusionierten Autobauer NSU, Hersteller des legendären Ro 80 mit Wankelmotor.

Die deutschen Verbraucher können nach einer Prognose von Konsumforschern im kommenden Jahr mit höheren Einkommen rechnen. Im Schnitt steige dadurch ihre Kaufkraft um 499 Euro auf 19.684 Euro, prognostizierte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Die privaten Haushalte dürften dabei nach Einschätzung der Konsumforscher nicht nur von den erwarteten höheren Löhnen profitieren, sondern auch von der raschen Erholung der deutschen Wirtschaft.

Insgesamt rechnet die GfK Geomarketing im kommenden Jahr mit einer Kaufkraft von 1,61 Billionen Euro; das wären 2,6 Prozent mehr als in diesem Jahr. Dennoch sei die Prognose mit Risiken behaftet: So könnte eine über 1,7 Prozent liegende Inflation einen Teil des Kaufkraftzuwachses aufzehren.

Auch drohten 2011 höhere Beiträge etwa für Krankenversicherungen. Die höchste Kaufkraft erwartet die GfK erneut für den Hochtaunuskreis im Nordwesten Frankfurts. Die Bewohner der Villenvororte werden nach GfK-Prognose 2011 im Schnitt über eine Kaufkraft von 28.585 Euro verfügen. Dahinter folgen der Landkreis Starnberg im Süden Münchens mit einer durchschnittlichen Pro-Kopf- Kaufkraft von 28.048 Euro und dem Landkreis München mit 27.031 Euro.

Wenig bewegt hat sich nach GfK-Angaben am Ende der Skala: Schlusslicht unter den 412 deutschen Landkreisen bei der Kaufkraft bleibt der ostdeutsche Landkreis Uecker-Randow in Mecklenburg- Vorpommern. Die Bewohner dieser Region verfügten nur über knapp mehr als die Hälfte dessen, was den Menschen im kaufkraftstärksten Kreis zur Verfügung stehe. Die reichste ostdeutsche Region ist der Landkreis Potsdam-Mittelmark im Land Brandenburg. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 19.584 Euro kommt der Kreis bundesweit allerdings nur auf Platz 162.

Bei der Übernahme der Postbank hat die Deutsche Bank auch die letzte verbliebene Hürde genommen. Wie der Dax-Konzern am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte, genehmigte die US-Kartellbehörde den Erwerb der Mehrheit des Kapitals der Deutschen Postbank AG. Die Zustimmung war allgemein erwartet worden, wegen des US-Geschäfts der Postbank jedoch juristisch erforderlich.

Die EU-Wettbewerbshüter hatten der Deutschen Bank bereits kurz nach dem Postbank-Einstieg grünes Licht gegeben. Unmittelbar nach der Zustimmung der US-Kartellwächter erhöhte die Deutsche Bank ihre Beteiligung an der Postbank wieder auf 51,98 Prozent. Die Höhe der Beteiligung entspricht dem Niveau nach Abschluss des freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots.

Angesichts der ausstehenden Übernahmegenehmigung hatte das Institut zuvor zahlreiche Anteile bei der Societe Generale geparkt, um so seine Beteiligung unter der 50-Prozent-Schwelle zu halten. Mit Wirkung zum 3. Dezember wird die Postbank nun vollständig in der Bilanz der Deutschen Bank eingegliedert.

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