Finanzen kompakt:Achtung, Inflation!

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In Deutschland überquert die Inflation die kritische Marke von zwei Prozent - in China ist sie mehr als doppelt so hoch. Außerdem: Die USA nehmen so viele Schulden auf wie nie. Das Wichtigste in Kürze.

Verbraucher in Deutschland müssen wieder tiefer in die Tasche greifen: Teures Öl hat die Inflationsrate im Februar zum ersten Mal seit fast zweieinhalb Jahren über die kritische Marke von zwei Prozent getrieben. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Eine erste Schätzung hatte noch 2,0 Prozent ergeben. "Eine höhere Inflationsrate wurde zuletzt im Oktober 2008 mit 2,4 Prozent ermittelt", hieß es.

Die Kunden können sich für ihr Geld immer weniger kaufen, die Inflation steigt auf mehr als zwei Prozent. (Foto: AP)

Die Preise dürften in den kommenden Wochen noch schneller klettern. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erwartet 2011 eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,5 Prozent und 2012 von 2,4 Prozent.

Auf steigende Lebenshaltungskosten deutet auch die Explosion der Großhandelspreise hin. Sie zogen im Februar um 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an. "Das war die höchste Veränderung seit Oktober 1981", schrieben die Statistiker. Die Großhandelspreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten, da sie die Richtung für die Preise im Einzelhandel vorgeben.

Preistreiber Nummer eins war Energie. Leichtes Heizöl kostete fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Diesel verteuerte sich um 20,4 Prozent und Superbenzin um 9,2 Prozent. Grund dafür sind steigende Weltmarktpreise für Rohöl, das wegen der Unruhen in wichtigen arabischen Förderländern wie Libyen so teuer ist wie seit 2008 nicht mehr.

Für Strom mussten die Verbraucher 7,5 Prozent und für Gas 3,5 Prozent mehr bezahlen. Auch die Preise für Nahrungsmittel zogen mit 3,4 Prozent kräftig an. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat für April Zinserhöhungen angekündigt, um die Teuerung in den Euro-Ländern im Zaum zu halten.

Ähnlich wie Deutschland hat auch China mit der Inflation zu kämpfen. Die Verbraucherpreise stiegen dort im Februar um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen mit einem Plus von elf Prozent wieder die Nahrungsmittelpreise, berichtete das Statistikamt.

Nach Ansicht von Zentralbankchef Zhou Xiaochuan ist die Inflation "gegenwärtig relativ stabil". Xiaochuan sprach sich für eine Erhöhung des Leitzinses oder der Kapitalanforderungen für Banken als wichtiges Werkzeug im Kampf gegen die Inflation aus. Die Wechselkurspolitik hingegen ist nach seiner Darstellung kein Allheilmittel gegen Inflation.

Das Haushaltsdefizit der USA hat im Februar mit 222,5 Milliarden Dollar einen monatlichen Rekordwert erreicht. Bereits im Dezember beschlossene Steuersenkungen und eine Ausweitung der Arbeitslosenversicherung hätten die Einnahmen des Staates geschmälert, teilte die US-Regierung mit.

Dabei fiel das Defizit noch überraschend niedrig aus: Von Reuters befragte Analysten hatten gar mit einem Haushaltsloch von 227,5 Milliarden Dollar gerechnet. Der Februar ist typischerweise ein Monat mit einem hohen Defizit. Der bislang höchste monatliche Fehlbetrag von 220,9 Milliarden Dollar war im Februar 2010 ausgewiesen worden.

Banken dürfen nicht unbegrenzt wachsen. Das fordern Politiker aus Regierung und Opposition und plädieren für eine Größenbeschränkung von Kreditinstituten. Damit teilen sie die Kritik des Internationalen Währungsfonds (IWF) an den bisherigen Reformen der internationalen Finanzmärkte.

"Wir dürfen auf nationaler und internationaler Ebene nicht nachlassen, die Arbeiten an einer leistungsfähigen Finanzmarktregulierung konsequent weiter voranzutreiben", sagte der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Klaus-Peter Flosbach (CDU), Handelsblatt Online.

Auch der SPD-Finanzexperte Carsten Sieling plädierte dafür, schnellen Wachstum bei Banken zu drosseln. "Denn durch die Insolvenz einiger Banken oder Übernahmen sind die großen Player noch größer geworden, die Finanzkrise hat ein Mehr an too-big-to-fail-Fällen produziert", sagte Sieling.

Pauschale Bilanzkürzungen würden da kaum helfen. "Deshalb muss jetzt erneut ernst über den Vorschlag einer strikten Trennung zwischen riskantem Investmentgeschäft und dem sonstigen Bankgeschäft nachgedacht werden", sagte Sieling. So könnten gerade systemrelevante Institute aufgespalten werden.

Des Weiteren schlägt der SPD-Politiker vor, den Finanzsektor insgesamt zu verkleinern. "Hochspekulative Aktivitäten müssen in ihrer Rentabilität ebenso beschränkt werden wie der High Frequency Trade", sagte er.

© sueddeutsche.de/dpa/DAPD/Reuters/ema - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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