Finanz- und Eurokrise:Trichet giftet gegen Banken

Banker-Bashing von oberster Stelle: EZB-Chef Jean-Claude Trichet rechnet mit der Finanzindustrie ab - und keilt nebenbei auch noch gegen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy.

Nein, freundliche Worte sind es nicht, die der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, für die Banken und ihr Verhalten nach der Finanzkrise findet, im Gegenteil. "Die wären alle weg, wenn wir sie nicht gerettet hätten, das hatten wir vor Augen", sagte er der Zeitung Welt am Sonntag. Es sei daher völlig unverständlich, wenn die Manager glaubten, weitermachen zu können wie vor der Lehman-Pleite im Herbst 2008.

EZB-Chef Jean-Claude Trichet rechnet mit den Bankern ab: "Die wären alle weg, wenn wir sie nicht gerettet hätten, das hatten wir vor Augen." (Foto: dpa)

Trichet kritisierte exzessive Vergütungen, Bonuspakete und rein kurzfristig erzielte Gewinne, die keinen Bezug zur Realwirtschaft hätten. "Das ist mit unseren bestehenden demokratischen Grundwerten nicht vereinbar."

"Extrem unzuverlässig"

Trichet griff auch Deutschland und Frankreich außergewöhnlich scharf an. "Die Regierungen waren extrem unzuverlässig über Monate und Jahre hinweg", sagte Trichet. Die dramatische Krise der Staatsverschuldung sei eingeleitet worden, als die beiden Länder vor sechs Jahren gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt verstoßen hätten. "Ich wünschte, die deutsche Öffentlichkeit hätte mit der gleichen Empörung auf den Bruch des europäischen Stabilitätspakts 2004 reagiert wie auf unsere Entscheidung, Staatsanleihen zu kaufen." Besonders Deutschland und Frankreich hätten diesen Sündenfall begangen.

Mit Blick auf die aktuelle Schuldenkrise in der Euro-Zone erklärte Trichet, zu einem Zahlungsausfall von Krisen-Ländern könne es nach seiner Einschätzung nicht kommen. "Das werden wir nicht zulassen", sagte er auf die Frage, was passieren würde, wenn Griechenland, Spanien oder Portugal eines Tages ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen könnten.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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