271.253.346 Dollar. Eine ganze Menge Geld, das der Film Sex and the City in den ersten vier Wochen weltweit in die Kinokassen gespült hat. Und trotzdem: Für einen Kinofilm ist das kein wirklicher Hit. Da gibt es andere: Zum Beispiel der Film Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, der nur eine Woche früher anlief, aber bereits 683 Millionen Dollar eingebracht hat und damit sofort auf Platz 29 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten kletterte. Sex and the City ist dagegen eher - wie es das amerikanische Kinomagazin Variety schreibt - ein "Sleeper Hit": Der Film lief nicht sensationell an, hält sich aber gut an den Kinokassen. Mit anderen Worten: grundsolide.
Um die Produzenten des Films muss sich aber niemand Sorgen machen: Sex and the City ist und bleibt trotzdem ein Erfolg. Die Fernsehserie über die vier Frauen in New York lief in mehr als 200 Ländern. Und auch der Film konnte gar nicht floppen - dafür sorgte eine weltweite Marketingkampagne. Von den Titelblättern sämtlicher Frauenzeitschriften lächelten die vier Schauspielerinnen Sarah Jessica Parker, Kristin Davis, Cynthia Nixon und Kim Catrall. In den Innenstädten hingen allerorts Plakate. Und schon vor Monaten wurden von Magazinen Fotos vom Dreh veröffentlicht und Gerüchte über den Inhalt des Films gestreut, um die Aufmerksamkeit im Vorfeld zu sichern.
Sex and the City ist eine Geldmaschine, für viele Beteiligte. Zunächst ist da der amerikanische Bezahlsender HBO, der die Serie ab 1998 ausstrahlte. Der Sender gehört Time Warner, dem Unternehmen, das nun auch den Film produzierte. HBO verkauft alles, was man sich zum Thema Sex and the City nur vorstellen kann. Eigentlich sogar noch mehr: Hier können Normalsterbliche die Handtasche in Form eines Eiffelturms des Designers Timmy Woods erstehen, mit der die Protagonistin Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) kurz im Film durchs Bild schlendert. Kostet 450 Dollar.
Nichts ist unmöglich
Für nur 25 Dollar gibt es die goldene Kette mit dem Schriftzug "Carrie", ein ständiger Begleiter der Serienfigur. Auch zu haben: ein Miranda-Bra für 50 Dollar, eine Yogamatte für 34,99 und ein Mousepad für 9,99. Selbstverständlich gibt es auch die DVDs der sechs Serienstaffeln zu kaufen, wahlweise können Serienfolgen auch bei iTunes heruntergeladen oder in Kooperation mit einem Mobilfunkanbieter aufs Handy gespielt werden. Nichts ist unmöglich.
In Deutschland darf sich der Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf über den Hype freuen. Die Berliner geben hierzulande sowohl das Buch zum Film als auch das zur Serie heraus. "Es wird das erfolgreichste Buch zu einem Kinofilm in unserem Verlagsprogramm überhaupt. Es hat sogar den bisherigen größten Erfolg Good bye, Lenin getoppt und liegt weit vor den Büchern zu Hollywood-Produktionen, die wir gemacht haben, wie zum Beispiel Shrek und E.T.", sagt Verleger Oliver Schwarzkopf. Geschlagen werde das Buch allein von sich selbst: "Der Serienguide zu Sex and the City ist noch erfolgreicher." Aber das bedeute nichts, denn das Buch zum Kinofilm sei brandneu, und der Film habe noch eine lange Laufzeit vor sich.
Lesen Sie im zweiten Teil, welche Marken durch Sex and the City unverhofft zu viel Ruhm kamen.
Auch andere sind auf die Idee gekommen, dass mit dem Film und der Serie gut Geld zu verdienen ist: Ein Veranstalter organisiert täglich mehrfach Stadtführungen durch New York, zu Carries Treppenaufgang, Charlottes Galerie in Soho und dem Lieblingssexshop von Samantha. 40 Dollar kostet die Tour und ist laut Veranstalter ständig ausgebucht. Ein anderer Reiseanbieter organisiert Luxus-Sex-and-the-City-Trips, inklusive des Besuchs der New York Fashion Week - für mehrere tausend Euro pro Person.
Ebenfalls gut verdient haben dürften die Hauptdarstellerinnen. Neben der Gage, die für den Film Gerüchten zufolge sehr üppig ausgefallen sein soll, haben sich einige Nebenverdienstquellen aufgetan: Sarah Jessica Parker war in einer großen Anzeigenkampagne für die Kleidermarke Gap zu sehen, bewarb außerdem kräftig ihre Parfums "Lovely" und "Covet".
Allein der Verkauf von "Lovely" soll laut dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes weltweit 155 Millionen Dollar gebracht haben. Kim Catrall, die in Film und Serie die Samantha Jones spielt, veröffentlicht Sexbücher. Auch das mit Erfolg: Von dem Ratgeber "Die Kunst des weiblichen Orgasmus" sollen laut Forbes 370.000 Stück verkauft worden sein.
Run auf Schuhe
Eher unverhofft dürften Ruhm und Profit für den Schuhfabrikanten Manolo Blahnik gewesen sein. Vor dem Start der Fernsehserie im Jahr 1998 war die Marke eher einer ausgesuchten Kundschaft bekannt - nun kennt sie jeder. Ines Imdahl, Psychologin und Geschäftsführerin beim Kölner Marktforschungsinstitut Rheingold: "Wir befragen regelmäßig Frauen zu ihren Markenvorlieben. Seit Sex and the City Manolo Blahnik bekannt gemacht hat, hören wir immer wieder: Ich will so ein Paar Schuhe. Unbedingt. Sie müssen ja noch nicht einmal in meiner Größe sein."
Im Modebereich müssten Marken - wesentlich mehr als zum Beispiel bei Lebens- oder Waschmitteln - den Zeitgeist widerspiegeln. "Und wenn ein Label von einer Schauspielerin in Sex and the City getragen wird, dann erfüllt es diesen Anspruch." So zum Beispiel auch die englische Punk-Designerin Vivienne Westwood, die das Film-Brautkleid für Carrie entwarf. "Ich bin mir sicher, dass die Labels finanziell von der Serie und dem Film profitiert haben", sagt Markenexpertin Imdahl.
Mit anderen Worten: Schuhmacher Manolo Blahnik dürfte derzeit keinerlei Probleme haben, Schuhe zu verkaufen. Auch wenn ein Paar in der Regel mehr als 500 Dollar kostet. Das Exemplar "Something Blue Satin Pump", das Carrie Bradshaw im Kinofilm trägt, kostet sogar gut 945 Dollar.