Experte für US-Immobilien:"Nicht mehr so verrückt"

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Der Immobilienmarkt in den USA hat sich etwas beruhigt, sagt Robert Stamm von der Immobilienberatung Colliers.

Interview von Christine Mattauch

SZ: Herr Stamm, wie beeinflusst Trumps Wahl Amerikas Immobilienmarkt?

Robert Stamm: Trumps Pressearbeit hat komödiantische und kuriose Auswüchse, seine ungefilterten Tweets irritieren, aber grundsätzlich sehen wir keine Veränderung auf den gewerblichen Immobilienmärkten. Das institutionelle System ist stark und die Wirtschaft läuft sehr gut. Den größten Einfluss hat ohnehin die Federal Reserve mit ihrer Zinspolitik.

In welcher Verfassung ist der Markt?

Die Märkte sind solide, die ökonomischen Fundamentaldaten gut, aber die Nachfrage ist nicht mehr so verrückt wie noch vor ein oder zwei Jahren. Die Umsätze haben sich verringert, es gibt weniger Mega-Deals.

Weil die Objekte zu teuer sind?

Verkäufer haben teilweise überzogene Preisvorstellungen, während Käufer Prognosen stärker hinterfragen und nicht unbedingt eine Niedrigzins-Umgebung unterstellen. Und viele haben eben schon gekauft. Sie fahren die Volumina eher testweise ein wenig zurück und warten ab, wie sich der Markt entwickelt. Man sieht auch, dass in den Küstenmetropolen die Vermietungskosten gestiegen sind, Mieter erhalten teilweise recht sportliche Vergünstigungen.

Gehen Anleger jetzt in regionale Metropolen, die noch nicht so überkauft sind?

Der Trend geht mit Sicherheit zu Sekundärmärkten, wobei man hier aufpassen muss, weil der Übergang zu drittklassigen Standorten manchmal fließend ist. Allerdings sind, angesichts der Vermietungsrisiken und der langfristigen Prognosen, auch die Sekundärmärkte nicht billig. Für Investoren stellt sich daher oft die Frage, kaufe ich in Portland oder Nashville zu teuer oder vielleicht doch lieber in New York oder Washington?

Löst Trump bei deutschen Investoren Zurückhaltung aus?

Bei einigen gab es tatsächlich einen Trump-Faktor. Sie haben abgewartet und analysiert, was seine Wahl bedeutet. Das dauerte ungefähr drei Monate und hat sich dann wieder gelegt. Die größte Gruppe der deutschen Anleger sind offene Immobilienfonds, die global investieren und die Märkte relativ emotionslos vergleichen. Wenn man sich die Welt und ihre Probleme so ansieht, ist Trumps Twitter-Account vielleicht noch das kleinere Übel.

Was passiert bei steigenden Zinsen?

Es ist der Nachteil ausländischer Investoren, gerade der deutschen offenen Immobilienfonds, dass sie ihre Währungsrisiken absichern müssen. Die Prognose ist ganz klar, dass Europa länger niedrigzinsig bleibt als die USA. Wenn man dieses Risiko jahrelang absichern muss, wird's teuer. Für Europäer ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil.

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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