EU-Gipfel: Reaktionen:"Ein wichtiger Tag für den Euro"

Griechenland scheint gerettet, die Lage an den Finanzmärkten stabilisiert sich. Allerdings: Es gibt Kritik am Kurs von Kanzlerin Merkel.

Erleichterung macht sich nach der EU-Entscheidung breit, Griechenland notfalls Finanzhilfen zu gewähren. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte den EU-Kompromiss: "Für uns alle ist ja wichtig, dass auch langfristig unsere gemeinschaftliche Währung, die ja ein solcher Erfolg ist für Frieden und Gemeinsamkeit, auch stabil bleibt. Und das ist deshalb, glaube ich, gestern für den Euro ein wichtiger Tag gewesen."

Zufrieden zeigte sich auch der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker. "Mit einem Kompromiss ist man nie ganz zufrieden, aber die Lösung, die wir gestern gefunden haben, ist eine tragfähige und belastbare Lösung - im Interesse Griechenlands und der ganzen Eurozone. Deshalb bin ich ganz zufrieden", sagte Luxemburgs Premierminister.

Kritik kam hingegen aus Deutschland: Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Europaparlament, Martin Schulz, sagte im ZDF, Merkel verkaufe als ihren Erfolg, was Athen bereits lange vorgeschlagen habe. Einen Monat lang habe die Kanzlerin nein gesagt, das habe in Brüssel schweren Schaden angerichtet. Schließlich sei sie umgeschwenkt.

Die Grünen warnten vor den langfristigen Folgen für Europa. "Die Schwächung des Euro, die (Merkel) in Kauf nimmt, wird auch für Deutschland negative Folgen haben", sagte die Fraktionschefin der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms. "Merkels Erfolg an den Stammtischen zu Hause wird nicht nur in Griechenland teuer bezahlt."

Leichte Entspannung an Finanzmärkten

An den Finanzmärkten entspannte sich die Lage hingegen leicht: Der Euro stabilisierte sich zum Dollar leicht um einen Cent auf 1,33 gegenüber 1,32 am Vortag.

Finanzwetten auf einen griechischen Staatsbankrott haben gleichzeitig an Attraktivität verloren: Credit Default Swaps (CDS) des Mittelmeer-Anrainers fielen nach Bekanntwerden der EU-Einigung. Dem Datenanbieter CMA Datavision zufolge verbilligte sich die Ausfallversicherung für zehn Millionen Euro griechische Schulden auf 307.300 Euro von 311.000 Euro zum New Yorker Vortagesschluss.

Angesichts der EU-Einigung warnte Commerzbank-Chefökonom Jörg Kräme allerdings vor dem Weg in die Transferunion. "Die Schritte hin zu einer Transferunion schwächen letztlich den Anreiz für die Problemländer, ihre wirtschaftlichen Probleme aus eigener Kraft zu lösen", mahnt Krämer in einer Studie. Wirtschaftlich dürfte der Euroraum weiter auseinanderdriften.

Die EU-Staats- und Regierungschefs setzen ihren Gipfel in Brüssel fort. Zum Abschluss des Gipfels soll die neue europäische Strategie für mehr Wirtschaftswachstum in den kommenden zehn Jahren bekräftigt werden, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Abschließend soll sie beim Juni-Gipfel angenommen werden. Zudem werden die Regierungschefs den neuen Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Vîtor Constâncio ernennen.

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