EU erklärt Märkten den Krieg:"Absolute Generalmobilmachung"

Mit allen Mitteln will die EU den Euro verteidigen, was sie mit martialischen Worten klarmacht. Die Apologeten der Gemeinschaftswährung und ihre dramatischen Appelle in Bildern.

10 Bilder

Angela Merkel, Foto: AP

Quelle: SZ

1 / 10

Am Ende redeten sich selbst hartgesottenen Diplomaten die Köpfe heiß. Erst nach einem zwölfstündigen Verhandlungsmarathon einigten sich die europäischen Finanzminister auf ein beispielloses Auffangnetz für klamme Euro-Staaten. Das Signal an die Märkte soll unmissverständlich sein: Der Euro ist sicher.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vollzog in den vergangenen Wochen einen drastischen Kurswechsel. Nachdem sie wochenlang von Hilfen für Griechenland nichts wissen wollte, scheint ihre Hilfsbereitschaft mittlerweile kaum noch Grenzen zu kennen. In der Nacht auf Montag erklärten die Staats- und Regierungschefs die Eurokrise sogar "zum außergewöhnlichen Ereignis" und stellten sie damit einer Naturkatastrophe gleich, bei denen Hilfen erlaubt sind. Merkel begründete ihren Schwenk mit der Sorge um den Euro: "Wir schützen das Geld der Menschen in Deutschland." Das "beispiellose Paket" diene dem Schutz und der Stärkung der gemeinsamen Währung. Es sei aber keine überhastete Eile nötig.

Foto: AP

Olli Rehn, Foto: dpa

Quelle: SZ

2 / 10

Währungskommissar Olli Rehn war die Erleichterung deutlich anzumerken: "Die EU trifft ihre besten Entscheidungen immer den frühen Morgenstunden", bilanzierte der Finne zufrieden. Es werde alles getan, um den Euro zu sichern, koste es was es wolle.

Foto: dpa

José Manuel Barroso, Foto: AP

Quelle: SZ

3 / 10

Die gleiche Entschlossenheit demonstrierte EU-Kommissionschef José Manuel Barroso, der anstrengende Tage hinter sich hat: "Wir werden den Euro verteidigen, was immer es kosten mag", sagte der Portugiese.

Foto: AP

Elena Salgado, Foto: AP

Quelle: SZ

4 / 10

Die spanische Finanzministerin Elena Salgado hat allen Grund aufzuatmen, schließlich gilt vor allem Spanien als eines der nächsten möglichen Opfer der internationalen Finanzspekulanten. Für das neue Hilfspaket berief sie sich auf den Artikel 122 des EU-Vertrages von Lissabon, wonach EU-Ländern in unverschuldeten Ausnahmesituationen geholfen wird. "Wir sind der Auffassung, dass dieser Fall jetzt eingetreten ist", sagte die amtierende Ratsvorsitzende.

Foto: AP

Nicolas Sarkozy, Foto: AP

Quelle: SZ

5 / 10

Alarmbereitschaft signalisierte auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Seine Ansage: Bis hierher und nicht weiter. "Wir haben uns für eine absolute Generalmobilmachung entschieden."

Foto: AP

Jean-Claude Juncker, Foto: dpa

Quelle: SZ

6 / 10

Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker rechtfertigte das monströse Hilfspaket mit der globalen Dimension der Angriffe. "Es geht hier um eine weltweit organisierte Attacke gegen den Euro."

Foto: AP

Thomas de Maiziere, Foto: dpa

Quelle: SZ

7 / 10

Fast entspannt wirkte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), obwohl er turbulente Stunden hinter sich hatte. Denn er musste kurzfristig für den erkrankten Kabinettskollegen Wolfgang Schäuble (CDU) einspringen. Nach dem Poker um den Rettungspakt sagte der frühere Chef des Bundeskanzleramts ruhig und fast lässig. "Die hohe Summe von 500 Milliarden insgesamt dient dazu, dass - wie man so schön sagt - jetzt Ruhe in den Karton kommt." Er pochte zudem auf eine schärfere Regulierung der Finanzmärkte. "Es muss mit der Art und Weise, wie wir in der Vergangenheit vorgegangen sind, ein Ende haben."

Alistair Darling, Foto: AFP

Quelle: SZ

8 / 10

Die Eurokrise hat inzwischen die ganze Welt aufgeschreckt: Neben der US-Notenbank Fed will auch die japanische Zentralbank Geld zur Verfügung stellen. Großbritannien will von Hilfen allerdings nichts wissen: "Wenn es darum geht, den Euro zu unterstützen, dann ist das ganz klar eine Angelegenheit der Euro-Länder", sagte der britische Schatzkanzler Alistair Darling in Brüssel.

Foto: AFP

Anton Börner, Foto: ddp

Quelle: SZ

9 / 10

Obwohl sich der Euro nach der Verabschiedung des Krisenpaketes stabilisierte, gaben sich nicht alle Beobachter zuversichtlich: "In fünf bis zehn Jahren werden wir eine Weichwährung haben", sagte etwa Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel.

Foto: ddp

Andreas Voßkuhle, Foto: dpa

Quelle: SZ

10 / 10

Die EU traf in den vergangenen Tagen Entscheidungen im Schnelldurchgang. Ob die tiefgreifenden Beschlüsse auch vor dem deutschen Grundgesetz Bestand haben, bezweifeln Kritiker schon jetzt. Die Regierung dürfte also genau zugehört haben, als sich der Präsident des Verfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle, zu den Maßnahmen äußerte. Dabei war die Skepsis des Richters durchaus herauszuhören: "Die Märkte und ihre Akteure sind offenbar nicht in der Lage, es selbst zu richten", sagte Voßkuhle.

Foto: dpa Text: pak

© sueddeutsche.de
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: