Entlastung am Energiemarkt:Ölpreis fällt kräftig

Die weltweite Finanzmarktkrise bringt Entlastung für die Energieverbraucher. Der Ölpreis sinkt rapide und damit fallen langsam auch die Benzin- und Heizölpreise.

Öl hat auf Jahressicht einen Tiefstand erreicht, ein Barrel fiel am Freitag zeitweise unter 80 Dollar. Günstiger war Öl zuletzt im Oktober 2007. In Deutschland sank der Heizölpreis auf den niedrigsten Stand seit April, Ölgigant Shell stellte weiter sinkende Benzin- und Dieselpreise in Aussicht.

Ursache der Turbulenzen an den Energiemärkten ist die weltweite Finanzmarktkrise. Bei den Händlern machen sich Erwartungen breit, dass es deshalb zu einem weltweiten Wirtschaftsabschwung kommt - und damit auch zu einer sinkenden Öl-Nachfrage. Außerdem hätten sich viele Finanzanleger und Banken aus dem Ölmarkt abgemeldet, sagte der für das Tankstellengeschäft verantwortliche Shell-Vorstand Rob Routs in Hamburg.

Der Preisverfall könnte sich noch fortsetzen: Die Internationale Energieagentur (IEA) senkte am Freitag die Verbrauchsprognose für dieses Jahr um 240.000 Barrel pro Tag. Im kommenden Jahr werde die Nachfrage gar um 440.000 Barrel täglich unter dem bislang vorhergesagten Niveau liegen.

Verkäufermarkt bestimmt das Ölgeschäft

Laut der neuen Studie wird die Nachfrage in diesem Jahr nur noch um 0,5 Prozent wachsen, im kommenden Jahr werde der Anstieg 0,8 Prozent betragen, erklärte die IEA. Sie warnte aber davor, dass eine Kreditklemme das Erschließen neuer Vorkommen verhindern könne.

Shell-Vorstand Routs riet dennoch davon ab, auf langfristig fallende Ölpreise zu hoffen. "Der Markt hat sich vom Käufer- zum Verkäufermarkt gewandelt", sagte er. Viele Förderländer seien auf einen hohen Ölpreis angewiesen, um ihre Staatshaushalte finanzieren zu können, sagte er. Venezuela etwa braucht einen Ölpreis von 90 Dollar, um den Haushalt zu bestreiten, sagte Routs. Kurzfristig aber können sich nach Shell-Einschätzung die Autofahrer auf fallende Benzin- und Dieselpreise freuen, falls die Rohölpreise unverändert bleiben oder weiter sinken. "Wenn der Rohölpreis bleibt wo er ist, müssen die Produktpreise fallen", sagte Routs.

Er erinnerte daran, dass es bei schnell fallenden oder steigenden Rohölpreisen stets eine Verzögerung gebe, ehe die Auswirkungen den Endkunden erreichen. Er wies auch darauf hin, dass die Schließung von Raffinerien in der US-Golfregion wegen eines Wirbelsturmes die Produktpreise hoch gehalten habe. Erst in dieser Woche hatte der Automobilclub ADAC wegen des kräftig gefallenen Ölpreises weitere Preissenkungen beim Sprit angemahnt.

Benzinpreis um 7 Cent auf 1,40 Euro gesunken

Rechtzeitig zur kalten Jahreszeit sind unterdessen die Heizölpreise in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit April gefallen. Im Bundesdurchschnitt kostete ein Liter Heizöl in dieser Woche 79 Cent, wie der Hamburger Fachdienst EID mitteilte. Das bedeute einen Rückgang um 7,5 Cent innerhalb einer Woche. Laut EID lag der Heizölpreis seit April nicht mehr so niedrig. Der Benzinpreis lag nach EID-Marktumfrage im Durchschnitt bei 1,40 Euro pro Liter nach 1,47 Liter eine Woche vorher. Diesel wurde 6 Cent billiger und lag bei 1,32 Euro. Der EID riet dazu, Montags an die Tankstellen zu fahren, weil das nach den Beobachtungen der günstigste Tag der Woche sei.

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