Enteignung bei der HRE:Flowers zeigt Krallen

Fortsetzung vor Gericht: Gegen den umstrittenen Rauswurf bei der Hypo Real Estate wollen empörte Aktionäre klagen. Einer von ihnen heißt Christopher Flowers.

Ohne Widerstand wollen sich die Aktionäre bei der Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) nicht aus dem Boot drängen lassen. So wehrt sich nun auch der wohl bekannteste unter ihnen juristisch gegen den sogenannten Squeeze Out bei der maroden Immobilienbank. Der Milliardär Christopher Flowers hat über seine Investmentfirma beim Landgericht München eine Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage gegen die Hinausdrängung der Aktionäre eingereicht.

Hypo Real Estate, Christopher Flowers, Enteignung, AP

Von der Enteignungsaktion des Bundes alles andere als begeistert: Großaktionär Christopher Flowers.

(Foto: Foto: ddp)

Der Investmentbanker sieht im Vorgehen des Bundes einen Verstoß "gegen den verfassungsrechtlichen Eigentumsschutz" und bezeichnet die Lösung als eine "Enteignung, die nur nicht als solche bezeichnet wird". Der Bund habe daneben gegen eine ganze Reihe von weiteren Gesetzen verstoßen, etwa die im Grundgesetz verankerte Eigentumsgarantie. Außerdem hat Christopher Flowers Beschwerde bei der EU eingelegt.

1,30 Euro je Aktie Entschädigung

Auf einer turbulenten Hauptversammlung vor einer Woche hatte der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin mit seiner 90-Prozent-Mehrheit die restlichen HRE-Anteilseigner gegen ihren Willen vor die Tür gesetzt.

Als Entschädigung erhalten sie 1,30 Euro je Aktie - insgesamt 160 Millionen Euro. Die Schwelle für den Squeeze-Out wurde extra für die HRE von 95 auf 90 Prozent herabgesetzt. Somit geht der Immobilienfinanzierer ein Jahr nach der staatlichen Rettungsaktion endgültig in die Hand des Bundes über.

Der neue Eigentümer hat zudem dafür gesorgt, dass Anfechtungsklagen die Eintragung der neuen Besitzverhältnisse ins Handelsregister nicht hinauszögern können. Vergangene Woche hatten bereits die Aktionärsvereinigung Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger und der Hedge-Fonds Exchange Investor gegen den Beschluss geklagt.

Von Kurssteigerungen profitieren

Flowers hat 2008 mehr als eine Milliarde Euro in die einst im Leitindex Dax gelistete Krisenbank gesteckt und mittlerweile fast alles verloren. Er wollte seine HRE-Aktien behalten, um nach einem Staatseinstieg von Kurssteigerungen zu profitieren und seinen Verlust dadurch zu begrenzen.

Flowers sammelt Geld von Universitäten, Staatsfonds und anderen Großinvestoren ein und investiert es in den Finanzsektor. Bislang hat er in über 20 Transaktionen mehr als zwölf Milliarden Dollar ausgegeben, darunter ist auch für einen Anteil von neun Prozent an der angeschlagenen HSH Nordbank. Die HRE wurde vor einem Jahr von Bund und Banken vor dem Aus gerettet und wird mit Garantien von mittlerweile 100 Milliarden Euro künstlich am Leben erhalten.

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