Energiespeicher:Sonne im Keller

Moderne Energienutzung

Wer eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, kann den Strom speichern und später verbrauchen. Das entlastet auch die Stromnetze.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Die Entwicklung bei den Elektroautos hat für Hausbesitzer einen Nebeneffekt: Große Batterien werden immer billiger. Damit wird auch das Speichern von Solarstrom günstiger.

Von Ralph Diermann

Tesla-Chef Elon Musk hat die Gabe, aus biederen Öko-Produkten glamouröse Lifestyle-Objekte zu machen. Das war bei den Elektroautos so, als Musk mit seinen Sportwagen zeigte, wie sich Klimaschutz, Design und Fahrvergnügen unter einen Hut bringen lassen. Und das wiederholt sich gerade bei den Batteriesystemen, mit denen Eigenheimbesitzer Solarstrom für dunkle Stunden speichern können. Musk präsentierte die neuen Tesla-Batterien Ende April mit einer Show, die den iPhone-Präsentationen von Apple kaum nachstand. Damit löste er einen Hype aus, wie ihn die brave Batterie-Branche noch nicht gesehen hat. In der Folge gingen bei Tesla so viele Vorbestellungen für die elegant gestalteten, schlanken Speicher ein, dass das Unternehmen bis weit ins nächste Jahr ausverkauft ist.

Für Deutschland kommt die Tesla-Offensive genau zum richtigen Zeitpunkt. Mehr und mehr Hausbesitzer finden Gefallen daran, gleich auch einen Batteriespeicher in den Keller zu stellen, wenn sie sich eine Solaranlage auf ihr Dach schrauben lassen. So sind bei der staatlichen KfW-Bank in den ersten vier Monaten dieses Jahres vierzig Prozent mehr Förderanträge für Speicher eingegangen als im gleichen Zeitraum 2014. Die KfW übernimmt bis zu dreißig Prozent der Investitionskosten. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der installierten Batteriepakete auf insgesamt 20 000 Stück verdoppelt.

Der wichtigste Grund für das erwachende Interesse an den Heimspeichern liegt in den sinkenden Kosten. Nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft sind die Batterien in den vergangenen zwölf Monaten um ein Viertel billiger geworden. Und die Preise fallen weiter, wenn auch nicht mehr ganz so schnell. "Wir rechnen mit einem weiteren Rückgang von maximal zehn Prozent im Jahr", sagt Martin Ammon vom Marktforschungsunternehmen EuPD Research. Hausbesitzer profitieren dabei vom Wettbewerb, den die Autobranche auslöst - die Hersteller suchen nach zusätzlichen Abnehmern für die Batterien, die sie für Elektroautos entwickeln. So sind neben Tesla auch Daimler und Bosch in den Markt für Solarspeicher eingestiegen. Der BMW-Großaktionär Stefan Quandt mischt mit seiner Firma Solarwatt ebenfalls dort mit, genauso Versorger wie RWE oder Eon.

Wer seinen Strom selbst verbraucht, wird vom Staat finanziell belohnt

Mit einer neuen Photovoltaik-Anlage können Hausbesitzer heute für etwa elf bis 13 Cent pro Kilowattstunde Strom erzeugen. Wenn sie Energie von ihren Versorgern beziehen, müssen sie dafür bis zu dreißig Cent bezahlen. Es lohnt sich also, den Solarstrom selbst zu verbrauchen, statt ihn ins Netz zu speisen - dafür gibt es nämlich nur noch circa zwölf Cent Vergütung. Ohne Speicher können Haushalte meist jedoch nur ein gutes Viertel ihres Solarstroms nutzen. Mit einem Batteriepaket gängiger Größe lässt sich diese Quote leicht verdoppeln.

Trotzdem rechnen sich die Speicher derzeit noch nicht. Daran ändert auch der jüngste Preissturz nichts. "Wer heute ein Solarsystem ohne Speicher installiert, erzielt konservativ gerechnet eine Rendite von rund fünf Prozent. Kommt ein Speicher dazu, sinkt sie bei den derzeitigen Batteriepreisen auf etwa zwei Prozent", sagt Ammon. Der Experte geht davon aus, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis Anlagenbetreiber mit Speichern höhere Renditen erzielen als ohne. Dann werde es zum Standard, zur Photovoltaik-Anlage gleich auch ein Batteriepaket im Keller zu installieren. "Und mehr noch: Viele Bauherren werden die gesamte Energieversorgung ihrer Häuser in Zukunft als ein einziges System begreifen. Dazu gehören dann neben der Photovoltaik und einem Speicher eine strombetriebene Wärmepumpe als Heizenergiequelle und langfristig auch Elektrofahrzeuge", erklärt Ammon.

Das Handwerk ist für die erwartete Speicher-Nachfrage gut gerüstet, wie eine Umfrage von EuPD zeigt. Bereits zwei Drittel aller Photovoltaik-Installateure bieten ihren Kunden auch Batteriesysteme an. Am nötigen Fachwissen für die Auslegung und den Anschluss der Geräte mangelt es ihnen dabei nicht, meint Carsten Tschamber vom Branchenverband Solar Cluster Baden-Württemberg. "Das sind ja meist Elektroinstallateure, die mit solchen Fragen bestens vertraut sind."

Die Installateure verkaufen die Speicher in der Regel im Paket mit einer neuen Photovoltaik-Anlage. Aber was ist mit den 1,5 Millionen bereits bestehenden Solarsystemen? Sie mit einem Batteriepaket nachzurüsten, ist derzeit meist nicht sinnvoll, sagt Tschamber. "Je länger sie schon in Betrieb sind, desto weniger rentiert sich das, weil die Betreiber älterer Anlagen eine deutlich höhere Einspeisevergütung bekommen", erklärt er. Der Eigenverbrauch ist daher für sie häufig grundsätzlich nicht attraktiv. Zumindest solange nicht, wie die Eigentümer den Strom ins öffentliche Netz einspeisen können. "Wenn die Einspeisevergütung nach zwanzig Jahren ausläuft, kann es durchaus lukrativ sein, nachträglich einen Speicher anzuschaffen", sagt Tschamber.

Neben der Versorgung mit günstigem Hausmacherstrom ermöglichen die Batterien Eigenheimbesitzern auch, von den Preisschwankungen am Strommarkt zu profitieren. Dazu benötigen sie die Hilfe eines Dienstleisters, der die Speicher aus der Ferne bei sehr niedrigen Börsenpreisen lädt und die Energie bei Höchstpreisen wieder verkauft. Den Erlös teilen sich die Partner. Solche Geschäftsmodelle stecken allerdings noch in den Kinderschuhen. So führt der Energieversorger Lichtblick derzeit einen Testlauf mit hundert Haushalten durch. Im Lauf dieses Jahres soll das Angebot dann allen Kunden zugänglich sein, die Speicher von Lichtblick-Partnern wie Varta oder SMA installiert haben. Schaden soll die Fernsteuerung den Anlagen nicht. "Nach unseren bisherigen Erkenntnissen bleibt die Lebensdauer der Batterien davon unbeeinflusst", sagt Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth.

Darüber hinaus wäre es auch möglich, mit den Solarspeichern das Stromnetz zu stabilisieren. Denn wenn Angebot und Nachfrage in den Leitungen aus der Balance geraten, könnten die Batterien kurzfristig sogenannte Regelenergie liefern, die dazu beiträgt, das Gleichgewicht herzustellen. Die Netzbetreiber zahlen für solche Leistungen eine hohe Vergütung. Einige Anbieter arbeiten daran, die Kapazitäten privater Batteriespeicher auf dem Regelenergiemarkt anzubieten. Allerdings gibt es noch einige regulatorische Hürden, die diesem Geschäftsmodell im Wege stehen.

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