Energiefallen:Viel verbraucht

Energiefallen: Wie viel Energie verbraucht die Waschmaschine? Wie viel der Kühlschrank, der Fernseher, die Spielekonsole? Verbraucher wissen darauf oft keine Antwort, weil sie nur eine Gesamtabrechnung bekommen, und das nur einmal im Jahr. Mit digitalen Systemen dagegen lässt sich permanent kontrollieren, wie groß der Stromhunger der Geräte ist.

Wie viel Energie verbraucht die Waschmaschine? Wie viel der Kühlschrank, der Fernseher, die Spielekonsole? Verbraucher wissen darauf oft keine Antwort, weil sie nur eine Gesamtabrechnung bekommen, und das nur einmal im Jahr. Mit digitalen Systemen dagegen lässt sich permanent kontrollieren, wie groß der Stromhunger der Geräte ist.

(Foto: Imago)

Zahlreiche Haushalte verschwenden Strom. Alte Kühlschränke werden zum Beispiel nicht ausgemustert, sondern im Keller weiter betrieben. Manche Geräte werden außerdem falsch eingestellt.

Von Katja Fischer/dpa

In jedem Haushalt gibt es Geräte, die den Bewohnern heimlich Geld aus der Tasche ziehen. Zwar haben Politik und Verbraucher in den vergangenen Jahren deutlich mehr Sensibilität für das Thema Energiesparen entwickelt. So haben neue Geräte zum Beispiel einen wesentlich niedrigeren Stand-by-Verbrauch. Noch immer ist das Sparpotenzial in vielen Haushalten aber groß.

"Oft ist es den Menschen gar nicht bewusst, wo unnütz Energie verbraucht wird", sagt Birgit Holfert von der Verbraucherzentrale Energieberatung. "Zum Beispiel, wenn im Bad der elektrische Handtuchtrockner den ganzen Sommer durcharbeitet, weil man sich daran gewöhnt hat, dass die Handtücher schön warm sind." Oder wenn der elektrische Boiler sich Tag und Nacht auf die eingestellte Temperatur aufheizt, obwohl nur morgens und abends warmes Wasser benötigt wird.

Oft ist die Temperatur im Kühlschrank viel zu niedrig eingestellt

"Besonders Geräte, die irgendwo eingebaut oder im Keller versteckt sind, werden oft vergessen und laufen im Dauerbetrieb", sagt Holfert. Es bringe schon viel, die Einstellungen der Geräte ab und an zu überprüfen. "Oft wird zum Beispiel bei Kühlschränken bei der Inbetriebnahme eine Temperatur gewählt, die eigentlich zu niedrig ist", sagt Irmela Colaço vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. "Aber das wird aus Gewohnheit nicht verändert. Sieben bis acht Grad im Kühlschrank sind völlig ausreichend." Da Kühlschränke rund um die Uhr Strom verbrauchen, lohnt es sich hier, Sparpotenziale zu nutzen - besonders bei älteren Modellen. "Oft hilft es schon, seine Gewohnheiten zu verändern", sagt Claudia Till von der Stiftung Warentest. "Die Lebensmittel sollten nicht zu warm in den Kühlschrank gestellt werden, sonst braucht er zu viel Energie, um sie herunterzukühlen." Kommen etwa Butter, Käse und Wurst nach dem Frühstück erst nach 45 Minuten zurück in einen Kühlschrank der Energieeffizienzklasse A++, steigt sein Verbrauch an dem Tag um elf Prozent, so eine Auswertung der Warentester. Noch stärker schlägt das bei heißen Speisen zu Buche. Im Prüflabor brauchte das Testgerät zum Herunterkühlen einer 50 Grad heißen Suppe 14 Prozent mehr Strom als für eine zimmerwarme Suppe.

Richtig viel Strom und damit Geld lässt sich sparen, wenn die Wäsche nicht im Wäschetrockner, sondern an der frischen Luft getrocknet wird. "Hier ist die gute alte Wäscheleine immer noch die beste Lösung", sagt Claudia Till. Wer einen technischen Helfer benötigt, sollte einen Kondenstrockner mit Wärmepumpe verwenden, denn dieser verbraucht nur halb so viel Strom wie ein herkömmlicher Trockner. Aber nicht immer ist Handarbeit die stromsparendste Variante. Der Geschirrspüler nimmt den Bewohnern nicht nur den lästigen Abwasch ab, er ist auch energieeffizienter. "Im Automatikprogramm erledigen sparsame Geräte den Abwasch für circa 30 Cent, im Sparprogramm kommen gute Modelle sogar nur auf 25 Cent", erklärt Till. "Die gleiche Menge Geschirr mit der Hand zu spülen, kostet durchschnittlich 40 Cent, wenn das Wasser mit Strom erwärmt wird." Unbemerkt ins Geld gehen Ladegeräte für Handys, die rund um die Uhr in der Steckdose stecken. "Sie werden warm - daran merkt man, dass sie Energie verbrauchen", sagt Holfert. Auch für Ladegeräte für Fotoapparate, elektrische Zahnbürsten, Rasierapparate und andere Gerätschaften gilt: ausstecken. Bisher hatten Kühl- und Gefrierschränke, Waschmaschinen, Trockner und die Beleuchtung den Löwenanteil am Stromverbrauch in Haushalten, doch nun holt die Computer- und Unterhaltungstechnik stark auf. Sie macht mittlerweile schon ein Fünftel aus. Viele Familien wundern sich, dass ihr Stromverbrauch weiterhin so hoch oder sogar höher als früher ist, obwohl sie sich neue, sparsame Kühlschränke, Waschmaschinen und Fernseher angeschafft und alle Glühbirnen verbannt haben.

"Das liegt daran, dass Neuanschaffungen nicht unbedingt weniger Energie benötigen", erklärt Holfert. Denn oft würde man denken: Wenn ich ein sparsames Gerät kaufe, könne es auch etwas schöner und größer sein. Dies sei aber am Ende ein Nullsummenspiel. "Wer seinen alten Röhrenfernseher ausmustert und durch einen großen Plasmafernseher ersetzt, verbraucht am Ende fast so viel wie vorher." Besonders kontraproduktiv ist es, wenn neue Technik angeschafft, die alte aber nicht entsorgt wird. "Der Klassiker ist der Kühlschrank", sagt Irmela Colaço. "Da wird ein energiesparendes Modell mit hoher Effizienzklasse gekauft, und der alte Stromschlucker wandert in den Keller." So verbrauche man am Ende mehr als vorher.

Neue Geräte verbrauchen nur noch sehr wenig Energie im Stand-by-Betrieb

So geht das auch mit der Stereoanlage oder dem ausrangierten Fernseher. "Wenn die dann noch im Stand-by laufen, geht das richtig ins Geld", betont Colaço. "Allein die Stereoanlage bringt es leicht auf 20 Euro im Jahr." Denn alte Geräte ziehen mehr als zehn Watt im Stand-by-Betrieb. Neue Geräte dürfen seit 2013 nur noch weniger als ein halbes Watt verbrauchen.

Oftmals ist es möglich, an den Geräten einen energiesparenden Modus einzustellen oder Funktionen zu deaktivieren, die man nicht benötigt. "Wer beispielsweise seinen Laptop auf Akkubetrieb stellt, aktiviert automatisch die Stromsparfunktion", erläutert Holfert. Router sind meist auf Dauerbetrieb eingestellt und verbrauchen ständig Strom. "In der Regel kann man eine Nutzungszeit programmieren, damit sie zum Beispiel nachts nicht laufen." Allerdings muss der Verbraucher prüfen, ob die Geräte das mitmachen. "Bei manchen ist das schwierig, weil sie nach jedem Ausschalten neu programmiert werden müssen." Beim Smartphone lassen sich Funktionen wie GPS, Bluetooth oder die Internetverbindung abschalten. Das spart nicht nur Energie, sondern manchen auch Gebühren.

Smarte Haushaltsgeräte verbrauchen mehr Energie, wenn sie ständig kommunizieren. "Sie sind mit dem Wlan verbunden und ackern den ganzen Tag", erklärt Holfert. "Sie erstellen Statusmeldungen, suchen Verbindungen und verbrauchen dabei Strom." Sie sollten so programmiert werden, dass sie nur aktiv sind, wenn es notwendig ist.

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