Energieanbieter: Preiserhöhungen:Schluss mit der Abzocke

Im Mai werden zahlreiche Strom- und Gasanbieter die Preise erhöhen. Für viele Verbraucher lohnt sich ein Wechsel des Anbieters. Worauf dabei geachtet werden muss - ein Überblick.

Matthias Stoffregen

Die Preise klettern nicht nur bei Benzin und Heizöl. Verbraucher müssen auch bei Strom und Gas in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Kosten rechnen. Nach Angaben des Vergleichsportals Check24.de wollen allein im April oder Mai bundesweit 77 Strom- und 37 Gasversorger die Preise erhöhen.

Im Durchschnitt werden die Versorger sechs Prozent teurer. So muss zum Beispiel eine Familie im baden-württembergischen Heidenheim, die Kunde der örtlichen Stadtwerke ist und 5000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht, von April an 74,97 Euro im Jahr mehr zahlen; damit steigt der Preis um 6,57 Prozent.

Auch beim Gas kassieren einige Versorger mehr von den Kunden: In Karlsruhe zum Beispiel muss eine Familie, die 20.000 Kilowattstunden Gas im Jahr bezieht, von April an 142,80 Euro mehr im Jahr bezahlen - eine Preiserhöhung um 11,74 Prozent.

Die Energieversorger begründen die Preiserhöhungen mit gestiegenen Netzentgelten, die sie bezahlen müssen, wenn sie ihren Strom durch die Netze fremder Konzerne zum Kunden leiten möchten. Zudem würden die hohen Beschaffungskosten, also höhere Ausgaben etwa für Erdgas, Öl oder Kohle, sie dazu zwingen, die Preise anzuheben.

Versorger sparen ein, Kunden zahlen drauf

Solche Argumente kann Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale Hamburg allerdings nicht akzeptieren: "Die Versorger begründen steigende Preise immer gleich", sagt er. "Tatsächlich aber können die Kunden nicht nachvollziehen, wie die Preise überhaupt zustande kommen."

So seien die Netzentgelte nur in einigen Bundesländern gestiegen. Im Durchschnitt hätten die Unternehmen sogar von gesunkenen Netzentgelten profitiert, sagt Hörmann. Diese eingesparten Kosten hätten sie aber nicht an die Verbraucher weitergegeben, sondern vielmehr damit ihre Gewinne gesteigert.

Um den Druck auf die Energieversorger zu erhöhen, sollten Verbraucher über einen Wechsel des Anbieters nachdenken, rät Energie-Expertin Mechthild Himmelreich von der Verbraucherzentrale Bremen. "Ein solcher Wechsel lohnt sich auch finanziell."

Achtung bei Kaution und Vorkasse

Mittlerweile habe bereits jeder vierte Haushalt den Stromanbieter mindestens einmal gewechselt. Der Wettbewerb auf dem Strommarkt komme so nach und nach in Schwung. Immer mehr Anbieter drängten mit günstigen Angeboten auf den Markt. "Kunden, die ihren Anbieter wechseln wollen, sollten zunächst feststellen, wie hoch ihr Verbrauch ist", sagt Himmelreich.

Ein Blick in die letzte Jahresabrechnung genüge. Diesen Wert geben Interessenten bei Vergleichsdiensten im Internet wie Check24.de oder Verivox.de ein - die Portale listen anschließend die günstigsten Anbieter auf.

Durch einen Wechsel viel Geld sparen

Einen Vergleichsrechner findet sich auch unter www.sueddeutsche.de/sparmeister. Aufpassen sollten Verbraucher aber bei Tarifen mit Kaution oder Vorkasse, warnt Himmelreich. Sollte der Anbieter pleite gehen, bekomme der Kunde die im Voraus bezahlten Gelder nicht wieder.

"Manche Anbieter locken auch Kunden mit niedrigen Tarifen - und setzen ein paar Monate später die Preise drastisch herauf", ergänzt Hörmann. Durch einen Wechsel kann die Familie aus Heidenheim rund 200 Euro jährlich sparen.

"Wettbewerb steckt noch in den Anfängen"

Insgesamt werde sich der Wettbewerb beim Strom weiter verschärfen, erwartet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Auch immer mehr Gasanbieter kämpften mittlerweile stärker um die Gunst der Kunden.

Verbraucherschützer Hörmann ist da allerdings skeptisch: "Der Wettbewerb beim Gas steckt noch in den Anfängen." In einigen Regionen konkurrierten nur wenige Anbieter miteinander; das werde sich aber in Zukunft ändern, erwartet Hörmann.

Wie beim Strom sollten Interessenten aber auch beim Gas auf Angebote mit Vorkasse und Kaution verzichten. Und auch für Gaskunden gibt es einen Vergleichsrechner unter www.sueddeutsche.de/sparmeister.

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