Energieabkommen:Öl für China, Geld für Russland

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Alte Rivalitäten werden beigelegt: China bekommt 20 Jahre lang Öl aus Russland - und gibt dem Nachbarstaat dafür einen Milliardenkredit.

Sonja Zekri

Im weltweiten Ringen um Rohstoffe haben Russland und China eine weitreichende Vereinbarung getroffen. Moskau sagt zu, Peking 20 Jahre lang Erdöl zu liefern und erhält dafür einen Kredit von 25 Milliarden Dollar (19,7 Milliarden Euro). Es ist das größte Energie-Kreditabkommen in der Geschichte der beiden Staaten. Entsprechende Dokumente haben beide Seiten bei einem Besuch des russischen Vizepremiers Igor Setschin am Dienstag in Peking unterzeichnet, wie die russische Agentur Interfax unter Berufung auf eine Quelle aus dem Umkreis der chinesischen Bank CNPC meldet.

Russland hängt zu fast 90 Prozent vom Export von Rohstoffen ab. (Foto: Foto: dpa)

Veränderte Parameter

Der Kredit der Bank geht an den russischen Ölkonzern Rosneft und den staatlichen Pipeline-Betreiber Transneft. In Peking unterzeichneten Setschin und sein Amtskollege Wang Qischan zudem ein Abkommen über den Bau einer Abzweigung der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline nach China. Die gesamte Röhre führt über 2400 Kilometer vom Gebiet Irkutsk am Baikalsee nach Skoworokino. Bis jetzt liefert Russland Erdöl an China per Bahn.

Bei einer ersten Vereinbarung zu der Zusammenarbeit im Oktober hatte man sich weder über die Höhe der Zinsen noch über die Qualität des Erdöls einigen können. Inzwischen aber haben sich einige Parameter der Wirtschaftspolitik grundlegend geändert. So brauchen die russischen Energiekonzerne dringend Geld, um ihre Auslandsschulden zu begleichen.

Allein Rosneft hat Interfax zufolge Verpflichtungen von knapp 20 Milliarden Dollar. Der Gasstreit mit der Ukraine hat Russland erneut die Abhängigkeit von politisch illoyalen Transitländern vor Augen geführt. Russlands Premier Wladimir Putin hatte während der Gaskrise angedeutet, dass Moskau für Öl und Gas auch andere Abnehmer finden könne - etwa in China.

Unheimlicher Nachbar

Dabei war Peking lange Zeit ein eher unheimlicher Nachbar. Russlands Wirtschaft hängt zu fast 90 Prozent vom Rohstoffexport ab. Nun zehrt Russland seine Währungsreserven auf, während es darauf wartet, dass sich der Ölpreis erholt. China wiederum, die Werkbank der Welt, braucht Energie. Das Land konkurriert mit Russland um Einfluss in der Region.

In den dünnbesiedelten Landstrichen des russischen Fernen Ostens, die bislang vom Import japanischer Autos und vom Holzverkauf nach China lebten, spürt Russland das Erstarken Chinas auf eigenem Boden. In den Staaten Zentralasiens, in Iran und den Golfstaaten, sind Peking und Moskau Rivalen.

© SZ vom 18.02.2009/iko/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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