Energetische Sanierungen:Im Förderdickicht

Um Hausbesitzer zum Dämmen zu bewegen, fördern Bund, Länder und Kommunen energetische Sanierungen mit Zuschüssen und günstigen Krediten. Ein Überblick.

Von Stephanie Hoenig

Schlecht oder gar nicht gedämmte alte Häuser verlieren den größten Anteil an Wärme über ihre Außenflächen. Eine Dämmung der Gebäudehülle hilft also, Heizkosten zu sparen. Laut Klimaschutzplan 2050 verursacht das Heizen etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen. Bis zum Jahr 2050 soll denn auch der Primärenergiebedarf von Gebäuden um 80 Prozent im Vergleich zu 2008 sinken. Doch trotz Klimaschutzplan gilt: "Für Eigentümer, die bereits seit 2002 in ihren Gebäuden wohnen, gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, was die Verbesserung der Energieeffizienz eines Gebäudes betrifft", erklärt Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in Berlin.

Dagegen müssen Eigentümer, die ihr Haus nach dem 1. Februar 2002 gekauft haben, einige Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen, betont Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB). "Dazu gehören das Dämmen der obersten Geschossdecke oder die Dämmung von offen liegenden Heizungsrohrleitungen." Für die Umsetzung der Maßnahmen haben Neueigentümer bis zu zwei Jahre nach dem Erwerb der Immobilie Zeit. "Hausbesitzer müssen dann nach dem EnEV-Standard dämmen, wenn mehr als zehn Prozent der Gebäudehülle von der geplanten Sanierungsmaßnahme betroffen sind", erklärt Architektin Reinhold-Postina. Und weiter: "Wer energetische Sanierungen vom Staat fördern lassen will, muss diese sogar über EnEV-Niveau ausführen. Der Staat fördert mit Steuermitteln keinen gesetzlichen Standard."

Förderkredite vom Bund gibt es bei der KfW in Frankfurt und beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn. Beide Organisationen werden hinsichtlich der energetischen Gebäudesanierung häufig verwechselt. Dabei gilt: Das Bafa fördert laut Dena-Experte Stolte Heizungen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, und Energieberatungen. Eine Vor-Ort-Energieberatung durch einen Energieberater werde mit 60 Prozent bezuschusst. Maximal gebe es für eine Beratung zu Einfamilienhäusern 800 Euro und 1100 Euro für Mehrfamilienhäuser. Den Förderantrag stellt in der Regel der Berater.

Der Kredit muss bei der Hausbank beantragt werden - vor Baubeginn

Dämmen über EnEV-Niveau unterstützt der Bund mithilfe der KfW-Förderbank: "Für eine energetische Gebäudesanierung kommt das Kredit-Förderprogramm 151/152 infrage", sagt KfW-Sprecherin Sybille Bauernfeind. Mit diesem Programm ("Energieeffizient Sanieren - Kredit") könnten Sanierer die Fördermittel für Komplettsanierungen zum KfW-Effizienzhaus nutzen, es gebe aber auch Förderungen für Einzelmaßnahmen. Darunter fielen etwa die nachträgliche Wärmedämmung von Wänden, Dachflächen, Keller- und Geschossdecken. Grundsätzlich gelte: "Je besser der angestrebte energetische Standard, desto mehr Fördermittel gibt es. Bei Einzelmaßnahmen zahlt die KfW bis zu 50 000 Euro, bei Komplettsanierungen zum KfW-Effizienzhaus bis maximal 100 000 Euro je Wohneinheit."

Die energetische Sanierung umsetzen

Energiesparen können Immobilieneigentümer auf verschiedene Arten. Nicht nur die umfassende Sanierung des Hauses wirkt sich positiv aus, hilfreich sind auch schon Einzelmaßnahmen wie etwa das Dämmen der Keller- und Geschossdecken.

(Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Einen Kredit kann bei mehr als 15 Jahre alten Gebäuden jeder bekommen, der Wohnraum energetisch saniert. Der Bauantrag oder die Bauanzeige muss dabei vor dem 1. Februar 2002 gestellt worden sein. Der Zinssatz liegt aktuell bei effektiv 0,75 Prozent. Neben dem zinsvergünstigten Darlehen gibt es einen Tilgungszuschuss von bis zu 27 500 Euro.

Der Kredit muss bei der Hausbank beantragt werden; diese überprüft Sicherheit und Bonität. Voraussetzung für ein Darlehen ist außerdem ein Gutachten eines Energieeffizienzexperten, der auf der Experten-Liste für Förderprogramme des Bundes (www.energie-effizienz-experten.de) aufgelistet ist. Ganz wichtig: Die Bauarbeiten dürfen erst nach Erhalt der KfW-Förderzusage beginnen.

Wer keinen Kredit braucht, kann über das KfW-Zuschussprogramm Nummer 430 direkt Geld bekommen. "Wählen die Bauherren einen Zuschuss, können sie bis zu 30 000 Euro je Wohnung erhalten", erklärt Stolte. Einzelmaßnahmen werden mit bis zu zehn Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst, allerdings begrenzt auf 5000 Euro je Wohneinheit. Die KfW fördert auch die Baubegleitung bei einer Sanierung in Höhe von 50 Prozent der Kosten (aber maximal 4000 Euro pro Vorhaben).

Selbständige, Kleinunternehmer und Rentner bekommen von den Banken wegen eines vermeintlich höheren Ausfallrisikos schwerer Kredit fürs Bauen als Angestellte oder Beamte. "Das heißt aber nicht, dass diese Gruppe keinen KfW-Kredit bekommt, da die Förderung an ein Gebäude und eine Maßnahme gebunden ist", sagt Alexander Wiech vom Eigentümerverband Haus & Grund in Berlin. Die Finanzierung könne allerdings trotz Kreditzusage von der staatlichen Förderbank scheitern, wenn die Hausbank dem Selbständigen, Rentner oder Kleinunternehmer für die Restsumme kein Darlehen gewähren wolle.

Bayern-Bonus

Bayern startete am 15. September 2015 das 10 000-Häuser-Programm. Die Förderung kann nur von Eigentümern selbstbewohnter Ein- und Zweifamilienhäuser (einschließlich Reihenhäuser) in Bayern beantragt werden. Das Programm besteht aus zwei Teilen: der Förderung von innovativen Techniken und Energieeffizienz bei Neubauten und Sanierungen (Energie-System-Haus) und der Förderung des vorzeitigen Austauschs ineffizienter Heizkessel (Heizungstausch-Plus). Der "Energie-Bonus-Bayern" wird als Zuschuss gewährt und ist mit den Programmen des Bundes (KfW, Bafa) kombinierbar. Allerdings konnten wegen der hohen Nachfrage zuletzt keine Anträge mehr gestellt werden. Doch der Freistaat hat die Förderung diese Woche wieder aufgenommen - mit einigen Änderungen. Der Fokus liegt nun stärker auf der Altbausanierung. Im Neubau wurden die energetischen Anforderungen höher gesetzt, die Förderhöhe wurde begrenzt. Die Förderbescheide würden voraussichtlich erst 2018 zugestellt, die Auszahlung der Gelder könne sich dementsprechend verzögern, heißt es in München. Das Förderprogramm läuft noch bis Ende des nächsten Jahres. (Informationen unter https://www.energieatlas.bayern.de/buerger/10000_haeuser_programm.html) SZ

Neben bundesweiten Programmen gibt es etwa 700 verschiedene energetische Fördermaßnahmen der 16 Bundesländer, in Bayern beispielsweise das "10 000-Häuser-Programm" (siehe Kasten). "In Nordrhein-Westfalen wird Dämmung auch mit dem 'Programm Gebäudesanierung' über die NRW-Bank gefördert", sagt Günter Neunert von der Energieagentur NRW in Wuppertal. Die Hamburgische Investitions- und Förderbank unterstützt Sanierer im Rahmen des Programms "Wärmeschutz im Gebäudebestand" bei der Modernisierung von einzelnen Bauteilen oder bei umfassenden Modernisierungen. Wie in vielen anderen Bundesländern auch sind bei den genannten drei Programmen die Mittel der Landes- und Förderbanken mit den KfW-Mitteln kombinierbar.

Aber nicht nur Bund und Länder fördern. "Es gibt bei einigen Städten einen Bonus für den Einsatz zertifizierter Dämmstoffe", sagt Nicole Paul von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe in Gülzow (Mecklenburg-Vorpommern). In Düsseldorf, Münster und Hamburg müssten die Dämmstoffe mit den Umweltlabels Blauer Engel oder Natureplus ausgezeichnet sein. Hannover bestehe auf Natureplus. In München müsse der Rohstoff in Deutschland oder maximal 400 Kilometer von München entfernt geerntet worden sein oder eine FSC-, PEFC- oder Naturland-Zertifizierung aufweisen.

"Wer im Förderdschungel den Überblick nicht verlieren will und vor allem eine qualifizierte Beratung wünscht, welche Dämmmaßnahme überhaupt Sinn macht, sollte sich einen Energieberater wählen", rät Reinhold-Postina. Einen guten Wegweiser durch die Vielzahl der Förderprogramme für Privatleute bietet beispielsweise der BINE Informationsdienst im Internet an unter http://www.energiefoerderung.info/.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: