Ende der WestLB:Letzte Ausfahrt Merz

Landesbank zu verkaufen: Weite Teile der WestLB sind bereits in einer Bad Bank entsorgt worden. Der Rest soll nun verkauft werden - von dem früheren CDU-Finanzexperten Friedrich Merz. Womöglich übernimmt er nun die führende Rolle bei der Neuordnung des Sektors.

Die WestLB ist nur noch ein Schatten ihrer selbst: Die Bilanz war durchzogen mit dubiosen Finanzresten im Volumen von knapp 80 Milliarden Euro, die mittlerweile in der "Ersten Abwicklungsanstalt" kurz: EAA, gelandet sind. Nicht alles, was die EAA als Deutschlands erste Bad Bank von der WestLB übernimmt, ist Finanzmüll, denn die WestLB entsorgt in der EAA auch Unternehmensteile, die künftig nicht mehr zum Geschäftsmodell des Instituts passen.

CDU-Finanzexperte Merz soll WestLB-Verkauf regeln

Die WestLB wird abgewickelt - von dem früheren CDU-Finanzexperten Friedrich Merz.

(Foto: dpa)

Und das, was von der WestLB übrig bleibt, soll nun verhökert werden. Die EU-Kommission hatte 2009 Beihilfen nur unter der Auflage genehmigt, dass die Mehrheit des Instituts an Dritte veräußert wird. Ob jetzt tatsächlich ein privater Investor bei der WestLB einsteigt oder sie nur mit einer anderen Landesbank zusammengeht, ist offen.

Das Interesse privater Investoren an der Bank dürfte allerdings gering sein. Und gesündere Landesbanken werden sich kaum durch die Aufnahme der WestLB schwächen wollen.

Nur wenige Landesbanken werden überleben

In Absprache mit dem Land Nordrhein-Westfalen hat der Bankenrettungsfonds Soffin den früheren Finanzexperten der CDU, Friedrich Merz, zum "Veräußerungsbevollmächtigen" bestellt, sprich: Merz soll die WestLB abwickeln. Die Anwaltskanzlei Mayer Brown, in der Merz Partner ist, hatte auch schon die Auslagerung der WestLB-Vermögensteile in die EAA durchgeführt.

Erst vor kurzem sorgte Merz in politischen Kreisen für Furore. Entnervt hatte er den Chefposten bei der Atlantik-Brücke, einem der vornehmsten Netzwerke der Republik, aufgegeben, wusste die Zeitschrift Capital. Nach einem Streit mit dem Ehrenvorsitzenden Walther Leisler Kiep sei Merz bei dem Verein zurückgetreten, der sich Anfang der fünfziger Jahre die Verständigung zwischen Deutschland und Amerika zur Aufgabe gemacht hatte.

Bild-Chefredakteur Kai Diekmann und Commerzbank-Oberaufseher Klaus-Peter Müller, beides Vorstandsmitglieder bei der Atlantik-Brücke, hätten aus Protest ihre Ämter gleich mitaufgeben.

Kiep hatte in einem Brief an die Vereinsmitglieder offenbar Stimmung gegen Merz gemacht, da dieser sich zu sehr in die Tagespolitik einmische. Gemeint war wohl das Buch Was jetzt zu tun ist, das Merz und Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (früher SPD) kürzlich gemeinsam vorstellten. Die Forderung der Autoren nach politischer Führung verstanden viele auch als Kritik an der Kanzlerin.

Womöglich rüstet sich Merz für neue politische Aufgaben - und wächst dazu nun in die Rolle eines Landesbank-Beauftragten der Bundesregierung hinein. In der Finanzkrise hatten sich viele Landesbanken ins Aus manövriert und überlebten nur durch Finanzspritzen der öffentlichen Hand. Seither ist klar, dass nur wenige Landesbanken überleben werden. Fachleute sagen: In Zukunft wird es in Deutschland nur noch zwei bis drei Landesbanken geben. Und Merz weiß ja, was zu tun ist.

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