Empirica-Studie:Kaum Leerstand

In den Wachstumsregionen sind die Wohnungsreserven fast ausgeschöpft, Neubauten dringend erforderlich. Das gilt vor allem, wenn auch die Flüchtlinge in die Städte drängen. Ist der Zustrom von Zuwanderern eine Chance für ländliche Regionen?

Von Marianne Körber

In Deutschland gibt es immer weniger leer stehenden Wohnraum. Ende 2014 lag die Leerstandsquote bei Geschosswohnungen, die sofort oder mittelfristig vermietbar sind, bei drei Prozent oder 632 000 Einheiten. Das sind gut 20 000 Einheiten weniger als 2013 und 120 000 weniger als vor fünf Jahren, wie eine Untersuchung des Marktforschers Empirica für den Immobiliendienstleister CBRE ergab.

In Ostdeutschland (Berlin ausgenommen) liegt die Leerstandsquote mit 5,9 Prozent deutlich höher als im Westen (2,4 Prozent). Wichtiger seien jedoch die Unterschiede zwischen Regionen mit schrumpfenden und wachsenden Einwohnerzahlen, sagt Michael Schlatterer, Teamleiter Residential Valuation bei CBRE in Deutschland: "In Schrumpfungsregionen stagniert der Leerstand seit Jahren und beträgt derzeit 5,3 Prozent." Demgegenüber liege der Leerstand in Wachstumsregionen nur bei 1,7 Prozent und sei im achten Jahr rückläufig. Die niedrigsten Leerstandsquoten finden sich derzeit in München (0,4 Prozent), Münster, Ingolstadt und Frankfurt (je 0,6 Prozent), die höchsten in Salzgitter und Chemnitz (10,4 und 9,2 Prozent).

Der Abbau von Leerstand habe einen großen Beitrag zur Entlastung des Wohnungsmarktes geleistet, heißt es bei Empirica. In den Wachstumsregionen seien diese Reserven nun aber ausgeschöpft. "Diese Märkte brauchen daher noch dringlicher als bisher den Neubau", folgert Schlatterer. Dies gelte erst recht, falls die Flüchtlinge ebenfalls in die Stadtregionen ziehen sollten. Empirica-Vorstand Reiner Braun hält die Zuwanderung von Flüchtlingen sogar für die vermutlich letzte Chance, "Wohnungen, Schulen und andere Infrastruktur in den Schrumpfungsregionen aus ihrem Dornröschenschlaf zu befreien."

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