Einigung:Ärzte bekommen zehn Prozent mehr Geld

Nach zähen Verhandlungen haben sich die niedergelassenen Ärzte und die Krankenkassen auf einen Anstieg der Honorare um 2,5 Milliarden Euro geeinigt.

Guido Bohsem

Die etwa 150.000 niedergelassenen Ärzte in Deutschland können im kommenden Jahr mit zehn Prozent mehr Geld rechnen. Vertreter der Mediziner und der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) verständigten sich am Donnerstagabend nach zähen Verhandlungen auf einen Anstieg der Honorare um 2,5 Milliarden Euro.

Einigung: Etwa 150.000 Ärzte können mit mehr Geld rechnen.

Etwa 150.000 Ärzte können mit mehr Geld rechnen.

(Foto: Foto: AP)

Die Kassen wiesen darauf hin, dass diese Rekordsteigerung der Honorare zu höheren Beiträgen führen werde. Die Bundesregierung begrüßte das Ergebnis.

Nach wochenlangem Streit und zuletzt zweitägigen Verhandlungen sind die Honorarverhandlungen zwischen Kassenärzten und Krankenkassen damit ohne weitere Eskalation des Konflikts zu Ende gebracht worden. Vor allem die Bezüge der Ärzte in Ostdeutschland werden nun deutlich angehoben. Sie sollen aber auch künftig nur 90 Prozent des Honorars ihrer Westkollegen bekommen.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, bezeichnete das Ergebnis als großen Erfolg. Er sprach von der " höchsten Steigerung der Gesamtvergütung seit Bestehen der ärztlichen Selbstverwaltung". Die Kernforderungen der KBV seien erfüllt. Er sprach von einem wichtigen Schritt, "um die flächendeckende und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung für die Patienten auf Dauer zu sichern".

Der Verhandlungsführer des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, zeigte sich enttäuscht: "Diese massive Honorarerhöhung werden leider alle Versicherten deutlich in ihren Portemonnaies spüren." Die Kassen hätten diese neuen Belastungen für die Beitragszahler "nicht verhindern können".

Durch die Vereinbarung wird sich der durchschnittliche Beitragssatz um 0,25 Punkte auf dann 15,15 Prozent des Bruttolohns erhöhen. 0,9 Punkte davon zahlen die Versicherten alleine, den Rest teilen sie sich mit dem Arbeitgeber. Auf Kassenmitglieder mit einem Einkommen ab 3600 Euro kommt eine zusätzliche Belastung von 54 Euro im Jahr zu.

Das Verhandlungsergebnis kam gegen den Willen der GKV-Vertreter zustande. Der als Schlichter eingesetzte Duisburger Gesundheitsökonom Jürgen Wasem stimmte mit den KBV-Vertretern und verschaffte ihnen dadurch eine Mehrheit. Die Bundesregierung hatte den Ärzten bereits vor Beginn in Aussicht gestellt, dass ihre Bezüge um mindestens 2,5 Milliarden Euro steigen sollten und damit unter den Medizinern eine entsprechende Erwartungshaltung geweckt.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdient ein Arzt durchschnittlich 120000 Euro im Jahr. Davon sind die Kosten etwa für die Praxis bereits abgezogen - Steuern, Krankenversicherung und Altersvorsorge aber nicht. Je nach Fachrichtung des Arztes gibt es große Honorar-Unterschiede.

Das Bundesgesundheitsministerium begrüßte die Entscheidung. "Mit dem heutigen Votum kommt die Gesundheitsreform der Bundesregierung ein weiteres großes Stück voran", sagte ein Sprecher.´

Kritik kam vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. "Von den etwa 2,5 Milliarden Euro für die Ärzte haben die Patienten gar nichts. Nur die Einkommen der Ärzte verbessern sich", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Es sei an der Zeit, die Honorare anhand einer Gebührenordnung wie in den meisten Ländern Europas staatlich festzulegen.

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