Steuerhinterziehung in Italien:65 Millionen Euro kassiert, sechs Euro versteuert

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Ein Ehepaar aus Venedig hat in seiner Steuererklärung ein Einkommen von lediglich sechs Euro angegeben - obwohl es 65 Millionen Euro hätte versteuern müssen. Doch das verschwiegen die beiden den italienischen Finanzbehörden jahrelang.

Maria Holzmüller

Warum dem Staat das eigene Geld geben, wo man es doch selbst ganz gut gebrauchen kann? Das dachte sich wohl ein Ehepaar aus der Nähe von Venedig - und gab in seiner Steuererklärung für das Jahr 2010 ein Einkommen von gerade einmal sechs Euro an, obwohl es ein Einkommen von 65 Millionen Euro hätte versteuern müssen.

Die Finanzbehörde von Venedig hat diesen dreisten Fall von Steuerhinterziehung jetzt aufgedeckt. Demnach hat das Ehepaar aus Eraclea, dem zwei Unternehmen mit Sitz in Luxemburg gehören sollen, ein 180 Hektar großes Grundstück am Meer verkauft und dafür 65 Millionen Euro bekommen. In der Steuererklärung stand davon kein Wort. Stattdessen sollte das Finanzamt glauben, Unternehmer Giovanni M. habe ein Einkommen von fünf Euro, seine Frau verdiene lediglich einen Euro im Jahr.

Schade nur für das Ehepaar: Der Verkauf des Grundstücks, dessen Größe etwa 200 Fußballfeldern entspricht, war der größte in der Provinz Venedig in den vergangenen fünf Jahren. Als die Finanzbehörde das Geschäft genauer untersuchte, fand sie heraus, dass der 68-jährige Giovanni M. hinter dem Luxemburger Unternehmen steht, das den Verkauf offiziell tätigte. Ebenjener Mann, der auch schon in seiner Steuererklärung 2009 ein Einkommen von lediglich vier Euro angegeben hatte - und der zwischen 1997 und 2008 einem Bericht von La Repubblica zufolge gänzlich auf eine Steuererklärung verzichtet hatte.

Dafür kommt jetzt die große Rechnung. Das Ehepaar muss nun schätzungsweise etwa elf Millionen Euro Steuern nachzahlen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Zudem wurden bereits präventiv Wertpapiere für 52 Millionen Euro beschlagnahmt, um die Ansprüche des Staates zu garantieren.

Und mit der privaten Steuerhinterziehung ist es nicht getan: Die zwei Gesellschaften in Luxemburg, die dem 68-jährigen Italiener gehören, sollen ebenfalls Steuern im Wert von 32 Millionen Euro hinterzogen haben und etliche Ungereimtheiten in der Buchhaltung aufweisen. Die Ermittlungen der italienischen Behörden jedenfalls laufen weiter.

Italien verstärkte jüngst seine Ermittlungen gegen Steuersünder. Dem Land gehen jedes Jahr schätzungsweise 120 Milliarden Euro durch Steuerhinterziehung verloren. Der neue Regierungschef Mario Monti will unter anderem auch dort ansetzen, um das finanziell angeschlagene Land aus der Schuldenkrise zu führen.

Mit Material von Reuters.

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