Die großen Erbfälle: Geld - Macht - Hass:Alles für den Hund

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Menschenfeindlich: Die New Yorker Hotelkönigin Leona Helmsley vermachte ihrem Schoßhund "Trouble" zwar zwölf Millionen Dollar, doch ihre Enkel sollten leer ausgehen. Glücklich machte das viele Geld aber auch das Haustierchen nicht.

Hannah Wilhelm

Sie hasste Menschen. War tyrannisch, herrisch, ungerecht. Eine Misanthropin aus vollem Herzen und Überzeugung. Als Leona Helmsley 2007 starb, ätzten Humoristen, sie sei an einem fehlenden Herzen gestorben - sie habe es einfach nur 87 Jahre lang geschafft, dem Sensenmann das fehlende Herz zu verheimlichen. Ja, sie war eine harte Nuss. Und dementsprechend hat es Leona Helmsley, New Yorker Immobilienmilliardärin, Hotelkönigin, Society-Dame, auch geschafft, mit ihrem Testament möglichst viele Menschen unglücklich zu machen.

Leona Helmsley - eine Misanthropin aus vollem Herzen und Überzeugung. (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Offensichtlich muss sie sich unverstanden gefühlt haben. Und sie vermutete wohl nur das schlechteste von ihren Mitmenschen. Ihre Mundwinkel waren oft weit nach unten gezogen. Der Blick griesgrämig, verhärmt. Die buschigen Augenbrauen kritisch nach oben gezogen.

Doch auf den Bildern, die Leona Helmsley mit ihrer Schoßhündin Trouble zeigen, lächelt die Milliardärin. Breit, fast liebevoll, verträumt. Ja, dieses kleine weiße Wuschelwesen erreichte das harte Herz der " Queen of Mean" - und erbte dafür satte zwölf Millionen Dollar. In Zahlen: 12.000.000. Im Übrigen: Auch Trouble gilt als verzogen, bissig und zickig.

Keine Kinder

Weitere fünf bis acht Milliarden Dollar vermachte die Misanthropin an eine Stiftung, die sich dem Wohl von benachteiligten Hunden widmen soll. Ein riesiger Betrag. Ein Vielfaches von dem, was alle Tierschutzvereinigungen der USA insgesamt verwalten. Ja, fast das gesamte Helmsley-Vermögen, angehäuft über Jahrzehnte, hart erarbeitet, legendär.

Das ganze Geld, diese unglaubliche Summe, entstammt vor allem der Arbeit von Harry B. Helmsley, aufgewachsen in der schmutzigen Bronx, von der Schule abgegangen mit 16 Jahren, kein Studium. Stattdessen jobbt er für zwölf Dollar die Woche als Laufbursche bei einem Immobilienunternehmen in Manhattan und schuftet sich hoch, zäh, fleißig, bissig. Zu einem der mächtigsten Immobilienbesitzer der USA. Zeitweise gehören ihm das Empire State Building und 27 berühmte Hotels.

Kinder hat er keine. Seine Immobilienprojekte seien seine Kinder, pflegt er zu sagen. Verheiratet ist er Jahrzehnte lang mit einer Eve Green. Bis Leona Roberts, geborene Rosenthal, Anfang der siebziger Jahre in seine Firma kommt. Da lässt er sich scheiden und heiratet Leona. Vom Fleck weg.

Leona wird das Gesicht der Firma,die Königin der Hotels. Sie gibt Partys, wird zur Societyqueen der achtziger Jahre. Sie ist hart, sie ist mächtig. Und Harry und sie sind ein Team. Sie verdienen Geld, lassen sich ein luxuriöses Landgut ausbauen: Dunnellen Hall in Connecticut, mit Blick auf die Bucht von Long Island.

18 Monate Gefängnis

Eingebaut wird eine Tanzfläche für eine Million US-Dollar, die über einen riesigen Pool installiert wird. Außerdem werden eine silberne Uhr für 54.000 Dollar angeschafft und einen Kartenspieltisch für über 200.000 Dollar. So leben die Helmsleys. Und sie setzen das alles von der Steuer ab. Als Sicherheitsvorkehrungen zum Beispiel. Oder Nobelklamotten für Madame als Bediensteten-Uniformen. Steuern zahlen sei was für die kleinen Leute, lässt Leona verlauten.

Und nein, kleine Leute sind die Helmsleys nun wirklich nicht. Das bringt Leona sogar 18 Monate Gefängnis ein. Auf dem Foto aus dem Gefängnis strahlt sie selbstbewusst lächelnd in die Kamera, das schwarze Schild mit den weißen Angaben: verhaftet am 21. April 1988. "Ha", sagt ihr Blick, "ha, ihr könnt mir gar nichts."

1997 stirbt Harry B. Helmsley. Da er keine Kinder hat, erbt Leona alles. Sie ist unendlich reich und lebt wie eine Einsiedlerin auf Dunnellen Hall. Bei ihr ist immer Trouble, die Hündin, die sie sich nach dem Tod ihres Mannes zugelegt hat. Im August 2007 stirbt Leona dann - und hinterlässt ein Testament, das für einen Aufschrei in Amerika sorgt. Das Testament einer überzeugten Misanthropin. Das Schoßtierchen erbt zwölf Millionen Dollar.

Erbe der Hündin gekürzt

Es erinnert an den Fall der Sängerin Dusty Springfield, die ihr Geld einst ihrer Katze hinterließ. Außerdem legt Leona fest, dass Trouble nach deren Tode an ihrer Seite begraben werden soll im Helmsley Mausoleum auf dem Sleepy Hollow Friedhof in Westchester County.

Die zwei Enkel Craig und Meegan - Kinder von Leonas Sohn aus erster Ehe - bekommen gar nichts. "Aus Gründen, die die beiden kennen", so schreibt die strenge Großmutter in ihrem Nachlass. Die beiden anderen Enkel sollen fünf Millionen bekommen, jeweils. Aber nur, wenn sie einmal im Jahr das Grab ihres Vaters besuchen und - soviel Kontrolle muss sein - sich ins Gästebuch des Mausoleums eintragen.

Craig und Meegan wissen offensichtlich nicht, warum sie nicht erben. Sie klagen gegen das Testament der Großmutter. Mit Erfolg. Ihnen werden einige Millionen von einem Gericht zugesprochen. Das Erbe des Hündchens wird um zehn Millionen Dollar gekürzt, auf zwei Millionen. Immer noch genug, könnte man meinen.

Doch glücklich hat das Geld Trouble auch nicht gemacht, wie schon seine verstorbene Besitzerin. Wegen Morddrohung muss die Hündin bewacht und auf ein Anwesen der Helmsleys in Florida ausgeflogen werden. Die Bewachung kostet 100.000 Dollar pro Jahr. Arme reiche Hündin.

© SZ vom 06.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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