Deutscher Holzbaupreis:Wo Tradition eine Rolle spielt

Deutscher Holzbaupreis: Die Turnhalle in Haiming überzeugte durch ihre vermeintlich schlichte Konstruktion.

Die Turnhalle in Haiming überzeugte durch ihre vermeintlich schlichte Konstruktion.

(Foto: S. Schels/PK Odessa/oh)

Ein Gymnasium, eine Turnhalle, eine Unterkunft für Flüchtlingsfamilien, eine Holzbrücke - das sind die diesjährigen Gewinner. Die begehrte Auszeichnung geht vor allem an Projekte aus dem Süden des Landes.

Von Joachim Göres

Ein Gymnasium, eine Turnhalle, eine Unterkunft für Flüchtlingsfamilien, eine Holzbrücke - das sind die Gewinner des Deutschen Holzbaupreises, der am Dienstag auf der Holz- und Forstwirtschaftsmesse Ligna in Hannover verliehen wurde. In der Kategorie Neubau wurden das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf bei Augsburg und die Sporthalle im oberbayerischen Haiming ausgezeichnet. Das für 1000 Schüler in kurzer Zeit erbaute Gymnasium gilt als größte aus Holz errichtete Plusenergieschule in Deutschland. Dazu tragen die Südausrichtung der mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestatteten Dächer und die geringe Oberfläche der Außenhüllen der insgesamt vier Gebäude bei. Nach Ansicht der Jury aus Architekten, Ingenieuren, Zimmermeistern und Unternehmensvertretern zeigt sie, wie mit Hilfe des Holzbaus auch in großen Räumen eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden kann.

Wie das Gymnasium passt sich auch die Turnhalle in Haiming durch ihre Scheunenform in die Landschaft ein. Die vorgefertigten Holzbauelemente bleiben innen und außen erkennbar. Die vermeintlich schlichte Konstruktion erinnert laut Jury "an die positivsten Beispiele historischer Holzkonstruktionen". Durch die Verwendung günstiger Holzbauelemente werden deutlich Kosten eingespart. "Es zeigt sich, dass Holzbau nicht teurer sein muss als andere Bauweisen. Für uns als Jury ist die Qualität entscheidend", sagt Sabine Djahanschah, Jurymitglied und Leiterin des Clusters Bauen und Städtebau der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Sie sieht einen Trend, dass immer häufiger Holz für größere Projekte wie öffentliche Bauten oder Gewerbegebäude verwendet wird. Früher habe es mehr Bewerbungen von in Holzbauweise erstellten Familienhäusern gegeben.

In der Kategorie Komponenten/Konzepte gewann der Stuttgarter Architekt Werner Sobek einen Preis. Er entwickelte mit der Aktivhaus Serie 700 ein modulares Bausystem, das bei einer Wohnanlage für Flüchtlingsfamilien in Winnenden erstmals eingesetzt wurde. Dort stehen zweistöckige Flachdachbauten, die nach Vorfertigung - inklusive Haustechnik - schnell errichtet und durch leichte Umbauten auch anderweitig genutzt werden können. Durch die Holzfassade passen sie sich der Umgebung an. Nullenergiebilanz, Emissionslosigkeit, vollständige Recycelbarkeit der verwendeten Materialien - für die Jury ist die Aktivhaus Serie 700 wegweisend für das modulare Bauen der Zukunft. Noch nicht in die Realität umgesetzt wurde die ausgezeichnete Konzeptstudie Stuttgarter Holzbrücke.

Auffällig ist, dass kein Hauptpreis in der Kategorie "Bauen im Bestand" vergeben wurde. Eine Anerkennung bekam eine Dachaufstockung in Berlin-Kreuzberg - dort wurde auf ein fünfstöckiges Gebäude aus den 50er-Jahren ein weiteres Geschoss in Holzbauweise draufgesetzt. Holz erfreut sich beim Dachaufbau, der in Großstädten zur Schaffung neuen Wohnraums immer häufiger praktiziert wird, wegen seines geringen Gewichts großer Beliebtheit. Auffällig ist auch, dass die meisten ausgezeichneten Holzbauprojekte - neben den vier Preisen gab es sieben Anerkennungen, unter anderem für eine Salzlagerhalle in Geislingen, eine Jugendfreizeitstätte in Königsbrunn und ein Kinder- und Familienzentrum in Ludwigsburg - in Bayern und Baden-Württemberg stehen. "Es gibt nach wie vor die meisten Holzgebäude im Süden. Das hat mit Bautraditionen und mit Fachkenntnissen zu tun. Außerdem spielen auch Landesbauordnungen eine Rolle - in Baden-Württemberg existieren für den Holzbau bessere rechtliche Bedingungen als in Nordrhein-Westfalen", sagt Djahanschah.

Der Deutsche Holzbaupreis wird seit 2003 alle zwei Jahre von Holzbau Deutschland zusammen mit verschiedenen Partnern ausgelobt. In diesem Jahr gab es 210 Bewerber. Zudem wurde auf der Ligna zum zweiten Mal der Hochschulpreis Holzbau verliehen. Die Gewinner beider Wettbewerbe erhielten ein Preisgeld von insgesamt 25 500 Euro.

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