Deutsche Bank: Turmbau zu Frankfurt:Mehr Soll als Haben

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt sind endlich renoviert. Doch nun besteht ein Korruptionsverdacht in dem Unternehmen, das die Bauarbeiten ausgeführt hat.

Harald Freiberger, Frankfurt

Es hätte eine sehr harmonische Feier werden können. "Diese Türme stehen im wahrsten Sinne des Wortes für die Deutsche Bank", sagte Vorstandschef Josef Ackermann, als er am Mittwoch bei der "Festlichen Wiedereröffnung".

Deutsche Bank: Turmbau zu Frankfurt: Schöne Fassade: Im neuen Eingang der Deutschen Bank spiegelt sich die Frankfurter Skyline. Während des Umbaus der Konzernzentrale soll es angeblich Korruption und Sabotage gegeben haben.

Schöne Fassade: Im neuen Eingang der Deutschen Bank spiegelt sich die Frankfurter Skyline. Während des Umbaus der Konzernzentrale soll es angeblich Korruption und Sabotage gegeben haben.

(Foto: Deutsche Bank)

Mehr als drei Jahre waren die Zwillingstürme, die der Volksmund "Soll und Haben" nennt, renoviert worden. In den vergangenen Wochen sind die rund 3000 Mitarbeiter vom Ausweichquartier am Rande der Messe zurückgezogen ins Bankenviertel. "Hier sind wir im besten Sinne des Wortes zu Hause", sagte Ackermann. Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth und Hessens Finanzminister Thomas Schäfer sprachen freundliche Grußworte.

Die Harmonie wurde allerdings gestört durch einen Bericht, der am selben Tag im Handelsblatt erschienen war. Danach tobt im Schatten der Türme ein heftiger Streit zwischen Generalunternehmer und Subunternehmern, es geht um angebliche Korruption und Sabotage.

Der Hamburger Baukonzern Imtech, der die Renovierung der Türme leitete, bestätigte, dass es interne Ermittlungen gibt, auch die Polizei sei eingeschaltet. "Falsch ist aber, dass es bei dem Bau Qualitätsmängel gibt", sagte ein Imtech-Sprecher. Es hätten interne und externe Prüfungen sowie Abnahmen stattgefunden, die keine Beanstandungen ergeben hätten. Auch ein Sprecher der Deutschen Bank betonte, man sei "insgesamt mit dem Projektverlauf sehr zufrieden". Wenn es Schäden gegeben habe, seien diese beseitigt.

Die internen Ermittlungen bei Imtech richten sich laut dem Zeitungsbericht gegen eigene Manager und gegen Subunternehmer. Die Türme sollten eigentlich schon im Sommer 2010 wieder bezogen werden. Doch Mängel und Abrechnungsprobleme zwischen General- und Subunternehmern verzögerten den Termin. Die Manager von Imtech sollen ihre Stellung schamlos ausgenutzt haben, bis hin zu Einladungen ins Bordell. Imtech prüft offenbar, welche Gegenleistungen sie dafür gewährt haben könnten.

Immer explosiver

Ärger gab es auch, weil Subunternehmer viel mehr Stunden aufgeschrieben haben sollen als geleistet. Imtech schickte laut dem Bericht deswegen 2010 Aufpasser auf die Baustelle, die jede Stunde einzeln kontrollierten, Baumängel monierten und Zahlungen an die Subunternehmer verzögerten. Imtech sei in Sorge gewesen, über den Tisch gezogen zu werden.

Die Stimmung auf der Baustelle wurde immer explosiver. Deswegen, so die Überzeugung vieler Beteiligter, sei es auch zu Sabotage gekommen: Ein Subunternehmer, der die Geduld verloren habe, habe seine Arbeit lieber per Hydrant zerstört, als noch länger auf sein Geld zu warten. Im November 2010 wurden Hydranten in beiden Türmen aufgedreht, 15 Stockwerke waren unter Wasser gesetzt, der Wiedereinzug verzögerte sich weiter.

Die unschönen Abläufe im Hintergrund trübten die positive Botschaft, die Ackermann bei der Feier herüberbringen wollte. Besonders stolz ist die Deutsche Bank auf ihr ökologisches Konzept: Der Energiebedarf ist in den neuen Türmen um 50 Prozent geringer als vorher, der Wasserverbrauch um 70 Prozent, der CO2-Ausstoß um 90 Prozent. Das Institut spricht von "einem der umweltfreundlichsten Hochhäuser der Welt".

Die beiden Türme, die von 1979 bis 1985 gebaut wurden, sehen zwar genauso aus wie vorher, geblieben ist aber nur das Betonskelett. Sonst ist alles neu, egal ob Wände und Aufzüge innen oder die Fassade außen. 200 Millionen Euro hat die Renovierung gekostet. Wichtig ist der Deutschen Bank auch, dass sich die neuen Türme besser in die Stadt integrieren. Während sie früher von einem Zaun umgeben waren, gibt es jetzt einen offenen Eingangsbereich, ein Restaurant und einen kleinen Park, die nicht nur für Mitarbeiter zugänglich sind, sondern für die gesamte Bevölkerung.

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