Deutsche Bank: Spitzelaffäre:Entlastung für den Chefkontrolleur

Mit Mafia-Methoden gegen Aktionäre: Der Bafin liegt nun der Prüfbericht über die Datenaffäre bei der Deutschen Bank vor. Der Aufsichtsratschef ist offenbar unschuldig.

Die Datenaffäre bei der Deutschen Bank steht offenbar kurz vor dem Abschluss. Der Finanzaufsicht Bafin liege nun ein von ihr in Auftrag gegebener Prüfbericht vor, berichtet das Handelsblatt. Darin wird der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Clemens Börsig, entlastet.

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Clemens Börsig war wegen der Spitzelaffäre unter Druck geraten. Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank habe Schnüffeleien gebilligt, hieß es. Der Bafin-Prüfbericht entlastet ihn offenbar.

(Foto: Foto: dpa)

Die Bafin werte den Bericht derzeit aus, um mögliche Konsequenzen abzuwägen, heißt es in dem Bericht. Die Finanzaufsichtsbehörde war für eine Stellungnahme am Morgen zunächst nicht zu erreichen, die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab.

Ermittlungen gegen die Detektei

Die Affäre wurde im Mai bekannt, als die Deutsche Bank damit selbst an die Öffentlichkeit ging: Detektive sollen in ihrem Auftrag mit unlauteren Methoden missliebige Aktionäre und eigenes Führungspersonal ausgespäht haben.´

Die Staatsanwaltschaft, der hessische Datenschutz-Beauftragte und die Bafin starteten daraufhin eine Untersuchung. Die Strafverfolger haben auch tatsächlich Hinweise darauf gefunden, dass gegen den Datenschutz verstoßen wurde und ermitteln gegen die Detektei. Aufsichtsrat und Vorstand hatten die Staatsanwaltschaft dagegen zwischenzeitlich entlastet.

Bauernopfer

Die Deutsche Bank wirft dem früheren Leiter der Investor Relations und dem ehemaligen Sicherheitschef vor, die Aktionen angestoßen zu haben. Das Institut hat deshalb beide Mitarbeiter bereits vor Monaten entlassen.

In der Branche war von Bauernopfern die Rede gewesen. Die Betroffenen zogen vor das Arbeitsgericht. Zwischenzeitlich war auch Aufsichtsratschef Clemens Börsig in die Schusslinie geraten. Er habe die Spitzeleien gebilligt, lautete der Vorwurf.

Die Schnüffeleien zielten nach bisherigem Kenntnisstand auf den kritischen Aktionär Michael Bohndorf ab. Die Deutsch-Banker vermuteten demnach, dass Bohndorf mit ihrem Intimfeind Leo Kirch gemeinsame Sache macht. Kirch überzieht die Deutsche Bank seit Jahren mit Prozessen, weil er sie für den Niedergang seines Medienimperiums mitverantwortlich macht.

Auf Bohndorf soll unter anderem ein weiblicher "Lockvogel" angesetzt worden sein. Zudem sollen die von der Deutschen Bank beauftragten Detektive einen Bespitzelungsversuch bei Kirchs Anwälten gestartet, dann jedoch abgebrochen haben.

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