Deutsche-Bank-Spitzelaffäre:Bleibende Schäden

Die Spitzelaffäre der Deutschen Bank hat für die Chefetage keine juristischen Folgen - doch der Fall lenkt den Blick auf die wüsten Ränkespiele zwischen Josef Ackermann und Clemens Börsig.

Martin Hesse

Viel Lärm um nichts, könnte man meinen. Monatelang hat die Spitzelaffäre bei der Deutschen Bank die Medien in Atem gehalten. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Vorstand und Aufsichtsrat von dem Vorwurf entlastet, gegen Datenschutzgesetze verstoßen zu haben.

Deutsche Bank, Foto: dpa

Alles gut bei der Deutschen Bank? Mitnichten. Die Spitzelaffäre lenkt den Blick auf den Machtkampf in der Führungsetage.

(Foto: Foto: dpa)

Vor allem auf den Aufsichtsratchef Clemens Börsig war der Verdacht gefallen, er könnte von Spitzeleien gewusst oder sie sogar veranlasst haben. Er kann nun erst einmal aufatmen.

Doch mit der Erklärung der Staatsanwaltschaft ist das Thema nicht erledigt. Erstens sieht die Behörde den Verdacht bestätigt, dass Datenschutzvorschriften verletzt wurden, wenn auch nicht von der Bankspitze und wenn auch nicht so systematisch wie bei Bahn und Telekom.

Zweitens stehen die für Börsig brisantesten Untersuchungsergebnisse noch aus: Die Finanzaufsicht Bafin prüft, ob Aufsichtsrat und Vorstand in dem Fall ihren Pflichten nachgekommen sind. In jedem Fall wirft die Affäre kein gutes Licht auf die Führungsgremien, wenn ohne ihr Wissen Aktionären und Mitarbeitern mit fragwürdigen Methoden nachgespürt wird. Noch schlimmer wäre es, hätten die Kontrolleure sogar davon gewusst.

Und selbst wenn auch die Bafin zu dem Schluss kommt, dass die Führungsgremien keine Fehler gemacht haben, hat die Affäre der Deutschen Bank bleibende Schäden zugefügt. Sie hat einen Konflikt zwischen Börsig und Vorstandschef Josef Ackermann offengelegt.

Die Affäre wurde aus der Bank heraus instrumentalisiert, um Börsig abzuschießen, nachdem der Aufsichtsratschef sich selbst zum Nachfolger Ackermanns küren wollte und damit scheiterte. Die größte deutsche Bank hat ein Führungsproblem. Noch immer.

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