Deutsche Bank:Mit "klassischer Arroganz"

Die Deutsche Bank feiert sich - 50 Jahre nach der eigenen Wiedervereinigung. Und stellt dabei fest, dass sie besser ist als alle anderen. Etwa die Dresdner Bank.

Martin Hesse

Die Bankiers tragen Feiergesichter an diesem warmen Abend des 2. Mai. Ein Hauch von Bankgeschichte weht durch den Hermann-Josef-Abs-Saal in der Frankfurter Junghofstraße.

Deutsche Bank: Mit "klassischer Arroganz"
(Foto: Foto: ddp)

Vor genau 50 Jahren hatte der legendäre Chef der Deutschen Bank, der dem Ort den Namen gab, die Wiedervereinigung von Deutschlands größtem Geldhaus mit dem Eintrag in das Handelsregister Frankfurt geschafft.

Zwölf Jahre zuvor, am Ende des Zweiten Weltkrieges, hatten die Alliierten in Jalta beschlossen, alle nationalsozialistischen Einflüsse aus öffentlichen Einrichtungen und dem Kultur- und Wirtschaftsleben in Deutschland zu entfernen.

"Der Nimbus der Deutschen Bank schützt uns"

Sowjets und Amerikaner seien überzeugt gewesen, dass nicht zuletzt die deutschen Wirtschaftskapitäne und Bankiers als Steigbügelhalter Hitlers gedient hätten, hält der Historiker Joachim Scholtyseck in seiner Festrede fest.

Die Alliierten zerschlugen deshalb die Deutsche Bank 1947 in zehn regionale Institute, auch Commerzbank und Dresdner Bank wurden zerlegt. Es war vor allem Abs, der in den zehn Jahren danach erfolgreich die Wiedervereinigung betrieb. Das deutsche Wirtschaftswunder werde gefährdet, wenn es nicht bald starke Banken gebe, argumentierte der Bankier.

50 Jahre später sprechen seine Nachfolger weniger über die Gründe für die Zerschlagung - die Rolle der Banken im Dritten Reich ist bis heute umstritten -, als über die Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung. Sie beschwören "den Geist der Deutschen Bank" und begeben sich auf eine Identitätssuche.

"Der Geist lebt noch immer", sagt der 87-jährige Wilfried Guth, ein Neffe Ludwig Erhards, der die Bank von 1976 bis 1985 führte. Es ist dann Hilmar Kopper - er folgte 1989 auf den ermordeten Alfred Herrhausen -, der beschreibt, was diesen Geist in seinen Augen ausmacht. "Es ist das ganz ausgeprägte Gefühl, Primus zu sein." Noch heute habe jeder Mitarbeiter diese "klassische Arroganz".

Kopper lässt dann auch gleich ein Beispiel für diese Arroganz folgen, als er gefragt wird, was den Unterschied zu Wettbewerbern wie der Dresdner Bank ausgemacht habe. "Das Verhältnis zwischen Dresdner Bank und Deutscher Bank hat mich immer an AEG und Siemens erinnert", erzählt Kopper, "wo einer unter größtmöglicher Anstrengung versuchte, so gut zu sein, wie der andere sowieso war."

Dann habe man die Karre irgendwann nicht mehr unter Kontrolle und fliege aus der Kurve. AEG fiel an Electrolux, die Dresdner Bank wurde von der Allianz geschluckt.

Guth und Kopper brechen eine Lanze für die Deutsche Bank von heute, die sich dem notwendigen Wandel unterzogen habe. Das Lob geht an Koppers Ziehsohn Josef Ackermann, der die Bank seit fünf Jahren führt. An diesem Tag ist der Schweizer jedoch nicht in Frankfurt, sondern in den USA - auch das ein Zeichen für den beschriebenen Wandel.

Der Name Deutsche Bank habe noch heute einen ganz besonderen Klang, findet Kopper. Ja, der Name gilt den Altvorderen gar als eine Art Garant gegen eine erneute Zerschlagung im Zeitalter der Hedge-Fonds, obwohl die einst weltgrößte Bank schon jetzt nicht einmal mehr zu den zehn größten Europas gehört. "Der Nimbus der Deutschen Bank schützt uns", sagt Guth, zögert kurz und fügt an: "bis zu einem gewissen Grad."

Ganz sicher fühlen sie sich eben doch nicht mehr, bei aller Arroganz. Doch wenigstens den Namen, da ist sich Kopper sicher, werde auch ein möglicher Übernehmer der Deutschen Bank bewahren.

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