Deutsche Bank: Investment Banking:15 Männer für Jain

Die Deutsche Bank macht das Investmentbanking um ihren Starbanker Anshu Jain krisenfest. Die "Cash Cow" des Hauses bekommt dafür ein recht großes Führungsgremium verpasst, in dem für Frauen aber kein Platz ist.

Helga Einecke, Frankfurt

Die Deutsche Bank verdient das meiste Geld mit dem Investmentbanking, also mit ihren globalen Geschäften rund um die Wertpapiere. Das ist auch noch so, nachdem sie im Zuge der Finanzkrise viele riskante Papiere abgestoßen hat und fast keinen Handel mehr mit Anleihen und Aktien auf eigene Rechnung betreibt.

Anshu Jain

Der Inder Anshu Jain wird als Nachfolger von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gehandelt.

(Foto: ag.ap)

Wo so viel Gewinn generiert wird, da muss das Management stimmen. Seit dem Weggang von Michael Cohrs führt der Inder Anshu Jain, 47, von London aus die Investmentsparte allein. Weil er so viel Erfolg und Profit vorweisen kann, gilt er als heißer Anwärter auf die Nachfolge von Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann, dessen Vertrag allerdings noch einige Jahre läuft.

Bevor Jain höhere Weihen empfangen kann, stimmt er seine eigene Mannschaft erst mal auf ein weiteres Wachstum ein. Dazu gehört ein neues Führungsgremium rund um das Investmentbanking. 15 Köpfe zählt dieser Kreis, weibliche Vornamen sucht man darunter vergeblich.

Disziplin beim Eingehen von Risiken

In einer internen Meldung, die aus dem Juli datiert, erklärt Jain seine Prinzipien. Er mahnt die Unternehmenskultur an, den Vorrang der Kundeninteressen, Disziplin beim Eingehen von Risiken sowie eine enge Zusammenarbeit aller Bereiche.

Jeweils zwei Männer sind für die lukrative Fusionsberatung zuständig, ebenfalls doppelt gewichtig erscheint der Bereich Schwellenländer. Die Manager-Matrix der Deutschen Bank kennt nämlich nicht nur Bereiche, sondern auch Regionen.

Die Räume Asien und Nordamerika sind jeweils gesondert vergeben. Die USA gelten als die Wiege des Investmentbankings, und dort sitzen auch die wichtigsten Konkurrenten der Deutschen Bank vom Schlage Goldman Sachs oder JPMorgan. Aber die meisten Wachstumsraten gibt es rund um die Börsen in Asien. Deshalb forciert die Deutsche Bank schon eine Weile den Ausbau Richtung Osten.

Jain kennt aber nicht nur Prinzipien, sondern vor allem Ziele. Bei einer Präsentation machte er deutlich, die Deutsche Bank habe eine ganze Reihe von Zielen bereits erreicht. Vor allem im Handel mit Anleihen oder mit Wetten auf Anleihen sieht sich die führende deutsche Bank weltweit unter den Top 3. Nur bei den Aktien gibt es in einigen Gebieten Nachholbedarf.

Geringe Beachtung der breiten Kundschaft in Deutschland

Der Inder stieß 1995 zur Deutschen Bank und folgte in seiner heutigen Position dem Amerikaner Ed Mitchell, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Jain trimmte in enger Kooperation mit Ackermann das Investmentbanking zum Powerhaus der Bank.

Nach dem Ausbruch der Finanzkrise nahm er harte Schnitte vor und kappte die Jobs um ein Viertel. Bereits 2009 legte er wieder Gewinne vor. Die Kehrseite der starken Betonung der Börsengeschäfte ist die geringere Beachtung einer breiten Kundschaft im Heimatmarkt Deutschland.

Das Geschäft mit Einlagen und Krediten gilt als krisensicher, während das Investmentbanking bisher als stark schwankend eingestuft wurde. Jain scheint es gelungen, diese Schwankungen schnell wieder in die andere Richtung zu lenken. Diese Fähigkeit allein macht ihn aber noch nicht zum geborenen Ackermann-Nachfolger.

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