Deutsche Bank: Grüne Investments:Volle Breitseite gegen Amerika

Remmidemmi statt Diplomatie: Kevin Parker, Chef-Vermögensverwalter der Deutschen Bank mit Sitz in New York, poltert gegen die USA - weil die Politik das Thema Klimawandel verpennt.

Harald Freiberger

Statements der Deutschen Bank zeichnen sich in der Regel durch ein hohes Maß an Diplomatie aus: Klar die eigene Position äußern, aber nie jemandem dabei auf die Füße treten, ist die Devise. Insofern muss der Presseabteilung des Instituts da etwas durchgerutscht sein, denn ein Interview ihres obersten Vermögensverwalters Kevin Parker lässt nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Und der Adressat ist niemand geringerer als Amerika.

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Direkte Kritik ist in der Welt der Hochfinanz kein Standard, im Gegenteil. Die Welt der Banker ist die Welt der Diplomatie - aber nicht bei Kevin Parker, dem Chef-Vermögensverwalter der Deutschen Bank.

(Foto: ag.ddp)

Es geht um das Thema grüne Investments. "Man kann nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen: Dann gehen wir mit unserem Geld eben woanders hin", sagte Parker, der in New York sitzt, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Grund dafür sei, dass sich der US-Senat nicht auf eine Strategie gegen die globale Erderwärmung einigen könne. "Sie schlafen beim Thema Klimawandel, sie schlafen beim Thema Job-Wachstum und sie schlafen bei dieser industriellen Revolution, die es im Energie-Bereich gibt." Die USA seien im Wettbewerb um saubere Energien noch nicht einmal angetreten.

Angesichts der politischen Unsicherheit in den USA setze die Deutsche Bank bei grünen Investments mehr und mehr auf China und Westeuropa. In Europa gehe es dabei vor allem um Deutschland, Italien und Spanien. "Wir haben gesagt, dass wir unser Kapital dort anlegen, wo die regulatorischen Risiken handhabbar sind", sagte Parker. Der Sparte der Deutschen Bank untersteht die Verwaltung von Fonds mit einem Volumen von 700 Milliarden Dollar. Rund sieben Milliarden davon sind in "grünen" Projekten angelegt.

Offensichtlich war Parker wegen der Vorgänge im US-Senat der Kragen geplatzt. Dort hatten sich Demokraten und Republikaner nicht darauf einigen können, die Zusage von Präsident Barack Obama vom Klimagipfel in Kopenhagen einzuhalten. Danach sollen die USA die CO2-Emissionen in den nächsten Jahren um 17 Prozent senken. Eine Reihe von Senatoren wollten sich nicht darauf einlassen. Der Hintergrund ist, dass sie aus Regionen stammen, in denen Energie noch überwiegend auf traditionelle Weise gewonnen wird. Das Nein der Senatoren ist ein Zugeständnis an die Energie-Lobby.

Die Deutsche Bank hatte am Donnerstag Mühe, die Aussagen Parkers einzufangen und wollte sie nicht näher kommentieren. "Das ist typisch für ihn, er ist ein Freund klarer Aussagen", hieß es hinter vorgehaltener Hand. Der Chef-Vermögensverwalter der Bank in den USA sieht in nachhaltigen Investments den Trend der Zukunft.

Immer mehr private und institutionelle Kunden legen Wert darauf, dass ihr Kapital nachhaltig angelegt wird. Das bedeutet zum Beispiel, dass es nicht in Tabak-, Rüstungs- oder Ölfirmen fließt, sondern stattdessen in Unternehmen, die auf dem Feld erneuerbarer Energien wie Wind- oder Sonnenkraft tätig sind. "Das politische Umfeld muss allerdings so sein, dass es sich für Unternehmen auch lohnt, in den Bereich zu investieren", sagte ein Experte in Sachen nachhaltiger Investments, der bei einer Schweizer Bank tätig ist, der SZ.

Offenbar sei Parker genervt, dass Amerika nicht die Voraussetzungen dafür schaffe. Er meint allerdings auch: "Es ist nicht der ideale Zeitpunkt, um den Stab über die USA zu brechen." Die Entscheidung sei schließlich demokratisch gefällt worden - und es gebe viele US-Firmen, die nachhaltig arbeiten und Investitionskapital brauchen. Es bewege sich dort viel in Sachen Umwelt - die Drohung wegzugehen, sei eher kontraproduktiv.

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